DARKEST HOUR

Hidden Hands Of A Sadist Nation CD

Ich könnte mir vorstellen, dass DARKEST HOUR mit diesem Album ihren Seelenfrieden gefunden haben. Grund dazu hätten sie, denn nach zwei großartigen, vom Schweden-Deathmetal geprägten Scheiben spielten die Amerikaner "Hidden Hands Of A Sadist Nation" in der sprichwörtlichen Geburtsstätte ihres Sounds ein.

Das sympathische Quintett um Gitarrist Mike Schleibaum verschlug es für die Aufnahmen nämlich ins Göteborger Studio Fredman, in dem neben AT THE GATES und IN FLAMES auch unzählige andere Ikonen dieser Musikrichtung residierten.

Kein Wunder, dass DARKEST HOUR unter diesen Umständen alles auf eine Karte setzten und nicht nur das bisherige Highlight ihrer eigenen Karriere, sondern auch einen veritablen Meilenstein des Genres einspielten.

Denn so ausgelutscht diese Phrasen auch klingen mögen: die neun Stücke markieren sowohl in härtetechnischer als auch melodischer Hinsicht eine neue Etappe. So lässt der Titeltrack nur noch Vergleiche mit dem Klassiker "Slaughter Of The Soul" zu, woran bestimmt nicht nur die Kollaboration mit Tomas Lindberg (AT THE GATES) verantwortlich sein dürfte.

Überhaupt treten im Verlauf dieser knappen Stunde einige Szenegrößen Göteborgs in Erscheinung. Darunter beispielsweise Anders Björler (THE HAUNTED), Peter Wichers (SOILWORK) und Marcus Suneson (THE CROWN).

Natürlich wäre das alles nebensächlich, würde das Songmaterial der seit über drei Jahren aktiven Washingtoner Band zu wünschen übrig lassen. Aber auch hier machte man einen fast schon beängstigenden Schritt nach vorne: unbändige Thrash-Hammer der Marke "Oklahoma" nageln den Hörer an die Wand, während man in Stücken wie "The misinformation age" der Elchtod-Tradtition auf beeindruckende Weise huldigt und dazwischen immer wieder das filigrane Spiel der beiden Gitarristen für offene Münder sorgt.

Auch die Tradition, den letzten Track ihrer Alben in epische Gefilde auszudehnen, erfährt ein neues Extrem: "Veritas, Aequitas" ist ein epochales, 13-minütiges Instrumental, das zu jeder Zeit spannend bleibt und in dem sich ein Großteil der beteiligten Gäste noch einmal die Ehre gibt.

Eine traurige Aktualität kommt zudem der Thematik des Albums zu. Textlich widmet man sich nämlich dem im Herkunftsland der Band grassierenden, blinden Patriotismus und seiner Förderung durch Behörden wie dem Office of Strategic Influence - an dieser Stelle lassen sich dann trotz aller musikalischer Differenzen auch wieder Anknüpfungspunkte zur Washingtoner Hardcoreszene finden.

Nicht umsonst gehört Ken Olden (BATTERY, DAMNATION A.D.) zu den engen Freunden der Band und wurde das Debütalbum seinerzeit in den Salad Days-Studios eingespielt. Für 2003 aber gilt: DARKEST HOUR haben sich mit "Hidden Hands Of A Sadist Nation" selbst ein Denkmal gesetzt und rücken die Messlatte für mein "Album des Jahres" ein gehöriges Stück nach oben.

(56:09) (10/10)