Es ist doch immer wieder das Gleiche: Vom Label war das neue FEHLFARBEN-Album mit den Worten „elektronisch krachiger Sound“ angekündigt, dessen Kategorisierung schwer fallen würde. Da wird schnell davon gesprochen, die Band würde sich nach dem vorherigen eher mäßigen Album komplett neu erfinden und ihr bestes Album seit „Monarchie und Alltag“ herausbringen, seitdem nicht mehr „so frisch und bei sich“ klingen.
Die ewige Promo-Leier eben. Fakt ist, „Glücksmaschinen“ ist ein hervorragendes Album geworden. Fakt ist aber auch, unverkennbar sind das die FEHLFARBEN. Die angebliche Neuentwicklung der Band hat bereits 2002 mit „Knietief im Dispo“ angefangen und wurde mit „Handbuch für die Welt“ 2007 sehr konsequent fortgesetzt und dort hingeführt, wo „Glücksmaschinen“ weitermacht, aber sich nicht neu erfindet.
Schließlich ist Kurt Dahlke alias Pyrolator nicht erst seit diesem Jahr dabei. Der Titelsong eröffnet das Album gewaltig, rockend, dann setzt Peter Heins Gesang ein, wie oft nicht unbedingt mit der Musik harmonierend, doch treffsicher.
Muss man zum hunderttausendsten Mal die Texte erwähnen? Wohl kaum, Peter Hein bleibt sich treu, den Finger dorthin zu legen, wo man ihn spürt, wo zwar der Interpretation freien Raum gegeben werden darf, wohl aber ein Jeder zustimmend nicken wird.
„Neues Leben“, der dritte Song des Albums, mag zwar gegenüber 1980 Neuland sein, was allerdings „Politdisko“ dem Vorgängeralbum war, ist dieser im frühen Neunziger-Acid-House-Stil wabernde Sound dem aktuellen.
„Wir warten“, mit den schönen Zeilen, „Ihr habt die Uhr, wir die Zeit“, bringt das Thema FEHLFARBEN eigentlich am besten auf den Punkt. Sie sind schon sehr lange da, bleiben eine Ausnahmeerscheinung und stehen irgendwo über den Dingen.
So zeitlos, dass mancher glaubt, er höre die Zukunft, auch wenn man sich nicht an die Zeit hält. Selbst wenn sie bei „Respekt“ längst vergangenen Dub-Sound zitieren, wirken sie dabei frisch und noch immer wütend.
The beat goes on.
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