FLIPPER

Generic Flipper

FLIPPER aus San Francisco sind eine der legendären frühen US-Punkbands (sie gründeten sich 1979), deren Name zwar immer wieder irgendwo auftaucht (remember „American Hardcore"?), die sich aber offenbar vor allem in Fachkreisen großer Beliebtheit erfreuen, jedoch nie auch nur annähernd massentaugliche Musik machten, geschweige, dass sie die Beliebtheit von Zeitgenossen wie BLACK FLAG, CIRCLE JERKS oder DEAD KENNEDYS erreicht hätten.

Daran änderte auch nichts, dass einst Kurt Cobain erklärter Fan war, dass Rick Rubin Anfang 1993 ihr Spätwerk „American Graffishy" veröffentlichte sowie ihre beiden Alben aus den Achtzigern („Generic Flipper", 1982, und „Gone Fishin'", 1984), dass Menschen wie Buzzo von den MELVINS oder Mark Arm von MUDHONEY sie als prägende Einflüsse nennen.

Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass ihre Platten längere Zeit nicht erhältlich waren - erst Ende 2008 änderte sich das mit Rereleases auf Water Records, die jetzt über den Umweg Domino den Weg nach Europa gefunden haben - parallel zur Veröffentlichung des neuen Studioalbums.

Den Beginn der Viererpacks macht die „Sexy Bomb Baby!"-CD, unter deren 13 Songs sich die sechs Stücke der ersten drei FLIPPER-Singles verstecken, die Anfang der Achtziger auf Subterranean erschienen: „Love Canal/Ha Ha Ha" (1980), „Sex Bomb/Brainwash" (1981) und „Get Away/The Old Lady Who Swallowed A Fly" (1982).

Wer anders als ich nicht nur die schäbige Promoversion hat, kann auch die Linernotes von Henry Rollins lesen. Ursprünglich wurde diese Zusammenstellung 1987 von Subterranean veröffentlicht.

Next in line ist „Generic Flipper", das 1982 auf Subterranean erschien und dessen Artwork angeblich von GANG OF FOURs „Yellow"-EP abgeschaut war, wobei FLIPPER ihrerseits später P.I.L. inspirierten.

Der Klassiker „Sex bomb" (7:49!) ist hier enthalten - und wo die Singles hier und da noch eine gewisse klassische Punkigkeit aufwiesen, verwirrt das Debütalbum jene, die auf klassischen Punkrock oder Hardcore im Zwei-Minuten-Format aus sind, nachhaltig, denn die Band aus San Francisco hatte nach formalen Maßstäben mehr von BLACK SABBATH als von RAMONES, BLACK FLAG oder D.K., war eher atonalen, epischen Songs statt Drei-Akkord-Blasts zugetan.

Der erneute Rerelease - 1993 gab es eine Version auf Rick Rubins Def American-Label - kommt mit Linernotes von Krist Novoselic, der von 2006 bis 2008 bei FLIPPER Bass spielte und auch auf dem „Love"-Album zu hören ist.

1984 erschien dann das zweite Studioalbum „Gone Fishin'", erneut auf Subterranean, mit einem Ausschneidecover, so dass, wer wollte, den Tourvan von FLIPPER als Pappschachtel basteln konnte.

Die Linernotes stammen von King Buzzo von den MELVINS. Vierter und letzter Rerelease im Bunde ist das Live-Album „Public Flipper Ltd. - Live 1980-1985" von 1986, dessen Titel eine Reaktion auf P.I.L.s-Coverkonzept-Kopie war - und es war auch der letzte Release mit Will Shatter, der 1987 an einer Überdosis starb.

Seitdem sind FLIPPER mal mehr, mal weniger aktiv, spielen vereinzelt Konzert und gehören mit ihren hier aufgeführten vier Releases in jeden guten Haushalt. Es kursieren übrigens noch weitere Live-Platten, die durchaus okay, aber nicht essentiell sind, und neben dem aktuellen Album sollte man sich der Vollständigkeit halber noch „American Grafishy" von 1993 besorgen.