FLIPPER aus San Francisco sind eine jener legendären frühen US-Bands (sie gründeten sich 1979), deren Name zwar immer wieder irgendwo auftaucht, die sich aber offenbar vor allem in Fachkreisen großer Beliebtheit erfreuen, jedoch nie auch nur annähernd massentaugliche Musik machten.
Daran ändert auch nichts, dass einst Kurt Cobain erklärter Fan war, dass Rick Rubin Anfang der Neunziger ihr Spätwerk „American Graffishy" veröffentlichte sowie ihre beiden Alben aus den Achtzigern („Album - Generic Flipper", 1982, und „Gone Fishin'", 1984) unter rechtlich fragwürdigen Bedingungen neu auflegte, dass Henry Rollins FLIPPER liebt und Moby behauptete, mal für zwei Tage ihr Sänger gewesen zu sein.
Und es wird die Verkaufszahlen des neuen Studioalbums „Love", dem das separat zu erwerbende Live-Album „Fight" zur Seite gestellt wird, auch nicht übermäßig beflügeln, dass bis Anfang 2009 ein gewisser Krist Novoselic neben den Ur-Mitgliedern Bruce Loose, Ted Falconi und Steve Depace den Bass bediente.
16 Jahre nach dem letzten Album, nach dessen Veröffentlichung die Band übrigens auch in Deutschland auf Tour war (ich erinnere mich an ein begeisterndes Konzert in Wuppertal) und vier Jahre nach der Reunion von 2005 kommt jetzt also ein neues Album, noch mit Krist Novoselic aufgenommen und von Jack Endino produziert.
Das klare Urteil: Das Warten hat sich gelohnt, alle Befürchtungen, dass hier alte Männer auf ihrer eigentlich wenig glorreichen Vergangenheit herumreiten wollen, werden zerstreut. Wer allerdings auf klassischen US-Punkrock steht, wird auch von den FLIPPER des Jahres 2009 wieder enttäuscht werden, denn FLIPPER sind heute wie damals zwar im Punk-Kontext zu sehen, musikalisch waren (und sind) sie aber immer noch dem Doom-Rock von SAINT VITUS viel näher als den hektischen Klängen etwa der DEAD KENNEDYS.
Es war also eher ihre Attitüde, ihr Auftreten, das sie damals als Punk qualifizierte, und „Love" mit seiner wuchtigen Endino-Produktion ist näher dran an MELVINS und SAINT VITUS als an den klassischen 1:30-Drei-Akkord-Smashern.
Auf „Fight", dessen neun Songs 2007 von Endino live in Seattle und Portland mitgeschnitten wurden, finden sich hälftig alte und neue Songs - man hätte sich konsequenterweise ein Paket-Release beider Alben gewünscht.
Zusammen mit den Rereleases der Klassiker eine lohnenswerte Anschaffung!
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