Über Geld redet man ja bekanntlich nicht so gerne, aber ich tippe mal, dass Mark E Smith, Kind-Of-Punk seit 1976, pekuniär gar nicht so schlecht dasteht, denn die (vorsichtig geschätzt) 40-50 Alben, die THE FALL seit damals veröffentlicht haben, werden mit schöner Regelmäßigkeit neu aufgelegt, und da macht es wohl schon einen gewaltigen Unterschied, ob man wie viele andere Bands gerade mal drei, vier, fünf Platten zur Wiederverwertung verfügbar hat - oder eben die zehn- oder zwanzigfache Menge.
Platten machen für die Rente - ein heißer Tip für jeden Musiker. Aber genug des lästerlichen Gequatsches, THE FALL waren, sind und bleiben ein Fall von "love it or leave it". "Are You Are Missing Winner" erschien im November 2001, war ein reduziertes, garagig-simples Album, auf dem sich neben neun eigenen Songs auch das Cover "Gotta see Jane" befindet, und in Ergänzung zum Original-Release gibt's hier noch sechs Bonus-Tracks, unter anderem eine Liveversion von "My ex-classmate's kids", mitgeschnitten in Köln in der "Kantine" - hey, da war ich dabei! Wie bei allen FALL-Rereleases auf Castle aus der letzten Zeit gibt es auch bei den vier CDs hier ein dickes Faltbooklet mit ausführlichen Linernotes von Daryl Eslea, ergänzt um Fotos und Zeitungsauschnitte.
Bei "The Twenty-Seven Points", erstmals im August 1995 erschienen, handelt es sich um kein reguläres Studioalbum, sondern - und nein, das ist keine "Filler"-Platte - eine Doppel-CD, eine solide Bestandsaufnahme des FALL-Repertoires der Jahre 1992 bis 1995, bestehend aus Livemitschnitten, Studio-Outtakes und Spoken Word-Einsprengseln.
Die Presse war seinerzeit allerdings wenig begeistert, klagte, dass Smith den Faden verloren hätte, doch rückblickend sieht man ein Album wohl milder, mit anderen Augen, ja mir ist es sowieso angesichts der Menge der FALL-Platten schlichterdings unmöglich, diese Band anders denn als Gesamtkunstwerk zu sehen.
"The Infotainment Scan" erschien im April 1993 und schaffte es als erstes (und bis dato letztes) THE FALL-Album in die britischen Top 10 - was durchaus für die Qualitäten der Platte spricht, die viele für eine der auch insgesamt besten und schlüssigsten von Smith und Co.
halten, neben "Bend Sinister" aus dem Jahre 1986. Die zehn Songs, darunter das auch als Single veröffentlichte "Why are people grudgeful?", sind phasenweise schon beinahe Dancenummern, kein Vergleich also mit dem trashigen "Are You Are ..." etwa, doch eine echte Popband waren THE FALL auch 1993 nicht geworden, dazu war die Platte textlich eine viel zu aggressive und kritische Angelegenheit.
Und wenn es ein FALL-Album einem Neueinsteiger zu empfehlen gilt, dann ist es - neben "Bend Sinister" - wohl dieser Longplayer, dessen originale Tracklist um diverse Bonus-Songs, eine Peel-Session, Single-Nummern und Outtakes ergänzt wurde.
Zehn Jahre zuvor war "Fall In A Hole" erschienen, auf dem legendären neuseeländischen Flying Nun-Label. Neuseeland? Yep, 1982 hatte sich der misanthropische Mr. Smith nebst Band zu einer Australientour überreden lassen, und wo man schon mal da war, spielte man auch in Neuseeland, wo dieses Album in Auckland mitgeschnitten wurde (später mehrfach neu aufgelegt, auch als Bootleg).
Verblüffend ist dabei, wie wenig sich die Band über die Jahre wirklich verändert hat: Mark E Smiths Gesang ist so unglaublich prägnant, den Bandsound hat er bis heute so unter Kontrolle, dass der rote Faden immer erkennbar ist, und so ist diese Livescheibe, auf der auch Songs von "Hex Enduction Hour" zu hören sind, ein wichtiges Ton-Dokument, das für diesen Rerelease nebst der ursprünglichen elf Songs um die der Zugabe und sechs weitere von NZ-Shows ergänzt wurde.
Ganz besonders unterhaltsam sind hier die Linernotes sowie ein Interview aus einer neuseeländischen Tageszeitung, für das Smith zu Höchstform in Sachen Unfreundlichkeit auflief.
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