Man möchte Mark E. Smith persönlich fragen, was es mit dem Titel des 29. Albums seiner Band auf sich hat, denn wenn man sich mal mit der Geschichte und Verwendung des deutschen Lehnwortes „Ersatz“ im Englischen beschäftigt, muss man annehmen, dass sich in Verbindung mit GB für Great Britain möglicherweise eine interessante Aussage dahinter verbirgt.
„Everything that you get sort of disintegrates in your hands nowadays if it’s made in Britain, doesn’t it?“, hat es der Meister im britischen Fachblatt Mojo komentiert, was meine Vermutung also bestätigt.
„Ersatz GB“ ist das dritte THE FALL-Album in Folge, das in identischer Besetzung aufgenommen wurde (in London und Berlin), und wie bei allen Lichtgestalten der Rockmusik gibt es weltweit eine große Zahl von Deutern und Analysten, deren Meinung mich durchweg nicht interessiert – übrigens bei keiner Band.
Smith ist neben Billy Childish wohl der produktivste und integerste wie eigenwilligste Überlebende aus der englischen Punk-Frühzeit, dessen musikalische Schaffen man ernst nehmen muss. Das Verstehen dieses Schaffens wiederum ist eine andere Sache: Die Zeiten, da Smith funktionierende Pop-Hits à la „Mr.
Pharmacist“ aufnahm, sind lange vorbei, er folgt seit vielen Jahren einem geheimen Kurs, unter Zuhilfenahme musikalischer Versatzstücke der Musikgeschichte der letzten 50 Jahre. Wie beim Vorgängeralbum auch vermerke ich, dass ich es für unmöglich halte, mittels eines aktuellen THE FALL-Albums den Zugang zu Smith’ Universum zu finden, da hilft nur ein chronologisches Vorantasten.
Und selbiges ist so spannend wie eine Expedition durch ein bislang unbekanntes Land.
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