Morgens bei Mr. Smith in der WG: Die Überlebenden des Umtrunks der letzten Nacht erwachen allmählich, sitzen apathisch und wie geschockte Unfallopfer um den Tisch, bis einer anfängt mit alkoholerprobter Stimme irgendwas zu singen und dabei mit einem Löffel auf leere Flaschen dengelt.
Woher ich diese Szene kenne? Weil das Intro des neuen, nach offizieller Zählung 32. Studioalbums von THE FALL genau so klingt. Von der Besetzung, die die Band 1976 in Manchester gründete, ist Frontmann Mark E.
Smith lange schon die einzig verbliebene Konstante, fast jedes Album entsteht mit einem anderen Line-up, so dass es schon beinahe überrascht, dass Smiths Mitstreiter offensichtlich als „Einstellungsvoraussetzung“ mitbringen, den kantigen Sound der Band zu bewahren, der schon Post-Punk war, als Punk kaum geboren war.
THE FALL klingen eben wie THE FALL, so wie Billy Childishs Bands immer klingen, wie dessen Bands eben klingen, nur dass sich da der Name ändert – was wiederum auch für Jens Rachut gilt, weitestgehend.
Smiths Stimme kommt mir hier extremer vor als je zuvor, ein wildes Gegurgel und Gekrächze, er verstellt sie ständig, mal singt er fast, dann ist es ein irres Schreien – und das oft verzerrt, wie durch eine Telefonleitung.
Das hat was vom Kinderschreck-Hausmeister im Wohnblock um die Ecke. Wer bislang kein THE FALL-Fan war, wird es mit diesem Album sicher nicht mehr, aber sollte doch jemand hier erstmals von der Formation Notiz nehmen, die seit vierzig Jahren eine Instanz der britischen Indie-Szene ist, lohnt es durchaus, das Schaffen in chronologischer Reihenfolge zu erkunden.
Mir würde was fehlen ohne THE FALL.
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