Was mag Mark E Smith mit diesem Titel wohl meinen? Dass er mal wieder die Bandbesetzung über den Haufen geworfen hat? Ein neues FALL-Album also, und angesichts der Regelmäßigkeit, mit der es neue Releases von diesem Veteranen gibt, ist das nicht unbedingt eine Schlagzeile wert, und doch, mit diesem Album ist das anders, denn im Katalog des Vielveröffentlichers dürfte "Fall Heads Roll" rückblickend eine der herausragenden Platten in einem an sich freilich immer spannenden Gesamtschaffen sein.
Und vor allem: Welcher der frühen Charaktere der britischen Punkszene nimmt denn bis heute relevante Platten auf? Ich meine nicht kauzige Alterwerke, die man nur bespricht, weil da ein bekannter Name drauf steht, sondern wer ist wirklich über die Jahre immer aktiv und beweglich geblieben, hat sich nie ausverkauft und wacker sein Ding durchgezogen? Yep, da fällt mir nur Kollege Smith ein, auch wenn der ein seltsamer Eigenbrötler sein mag, mit dem es niemand lange in der Band aushält.
Aber so dürfen Genies eben sein. Dass im beiliegenden Info der neue Longplayer in eine Rolle mit FALL-Highlights wie "Dragnet", "Grotesque" oder "Bend Sinister" gestellt wird, ist dann natürlich etwas gewagt, denn dieses Platten erfuhren ja auch einen gwissen kommerziellen Erfolg - und ein neues "Mr.
Pharmacist" etwa kann ich hier nicht entdecken, ja ich wage auch zu bezweifeln, dass sich außerhalb der Kreise, die sonst THE FALL goutieren, jemand für den Altmeister interessiert. THE FALL sind eben nicht ART BRUT oder FRANZ FERDINAND, Smith nicht jung und charmant, sondern alt und grummelig.
So ist "Fall Heads Roll" ein wirklich gelungenes Spätwerk, das mit seltsam piepsigem Synthie-Geplingel aufwartet und immer wieder erstaunlich frisch klingt - so gesehen eine leichte Übung, wenn sich ein Musiker und Sänger über bald 30 Jahre nicht wirklich verändert.
Mein kleiner Hit ist dabei der Opener "Ride away" mit seinem Polka-Rhythmus und dem minimalen, aber prägnanten Bleep-Melodiechen, aber auch das folgende "Pacifying joint" mit ebenso markantem Keyboardsound hat das Zeug zum, ähem, Dancepunk-Hit ...
Sowieso fängt die Platte sehr stark an, um dann etwas normaler auszulaufen, aber 14 Songs sind auch eine Menge. Von daher: Alte Fans dürfen sich freuen, und mit etwas Glück gewinnt Mark E Smith hiermit auch ein paar neue.
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