Die 1976 in Prestwich, Lancashire von Mark E. Smith gegründete britische Post-Punk-Band gehörte zu den erklärten Favoriten des einflussreichen, 2004 verstorbenen englischen Radiomoderators und DJs John Peel, die für diesen bereits 1978 eine Peel-Session einspielten, als gerade ihre erste Single „Bingo-Master’s Break-Out!“ erschienen war.
Über seine langjährige Lieblingsband, bei der nur Smith das einzige konstante Mitglied ist, sagte Peel mal: „They are always different; they are always the same“, und brachte damit zum Ausdruck, dass THE FALL zwar immer unverkennbar waren, aber gleichzeitig auch musikalisch völlig unkalkulierbar, weswegen auch ein Begriff wie Post-Punk nur bedingt die Band kategorisieren konnte.
Bis heute erschienen mehr als siebzig THE FALL-Longplayer, darunter auch zahlreiche Live-Platten, neben diversen Kleinformaten. Insofern mag die folgende Auswahl aktueller Rereleases etwas wahllos anmuten, die in der ursprünglichen Form ohne Bonustracks neu erschienen, denn etwa von „Grotesque“ oder „Perverted By Language“ gab es bereits vor gut zehn Jahren erweiterte Editionen.
Dafür gibt es hier zu jeder CD ein schön gestaltetes Ausfaltposter mit ausführlichen Linernotes. Nach den ersten beiden Studioplatten „Live At The Witch Trials“ und „Dragnet“ von 1979 folgte 1980 das erste Live-Album „Totale’s Turn On (It’s Now Or Never)“, einige Monate später erschien noch im selben Jahr das nächste Studioalbum „Grotesque“.
Live-Platten sind meist eine eher schlechte Möglichkeit, Bands kennen zu lernen, zumal der Sound von „Totale’s Turn On (It’s Now Or Never)“ zuerst etwas dünn wirkt. Dafür repräsentiert die Platte sehr gut die Aggressivität und Verrücktheit des frühen THE FALL-Sounds, der auf Studioplatten wie „Grotesque“ oder „Perverted By Language“ etwas gemäßigter klingt, aber nicht minder fordernd.
Vor allem charakterisiert durch den leiernden Sprechgesang des meist ziemlich hysterisch wirkenden Frontmanns, während die extrem roh wirkenden Songs sich in repetitiven Bahnen bewegen. „Grotesque“ oder „Perverted By Language“ darf man auf jeden Fall als echte Klassiker im THE FALL-Schaffen einstufen, auf denen die Band einen völlig einmaligen und radikalen Sound liefert, der auch heute noch Eindruck hinterlässt und einen sofort in seinen Bann zieht.
Und der dann auf den 1984 und 1985 entstandenen Platten „The Wonderful & Frightening World Of The Fall“ und „This Nation’s Saving Grace“ noch weiter perfektioniert wurde, die einen etwas leichteren Einstieg in den THE FALL-Kosmos bieten.
Das qualitativ durchwachsene, in den Staaten mitgeschnittene Live-Album „A Part Of America Therein, 1981“ ist dann aber eher was für Komplettisten. Aus der Reihe fällt hier das 1999 veröffentlichte Spätwerk „The Marshall Suite“, das 2011 schon mal als opulente 3-Disc-Version erschien.
„The Marshall Suite“ repräsentiert dabei gut die damalige Phase musikalischer Orientierungslosigkeit von THE FALL, in der Smith durch ständige Personalwechsel und Popmusik-Anbiederung die Band neu zu erfinden versuchte.
Mangelnde Experimentierfreudigkeit konnte man ihm dabei sicherlich nicht vorwerfen, und so treffen hier Techno-Beats auf Psychobilly-Stampfer. Das klingt trotz angepassterem Sound unverkennbar nach THE FALL, besitzt aber nicht mehr ganz die Radikalität des Frühwerks, auch wenn hier jede Menge guter interessanter Songs enthalten sind, was unter dem Strich immer noch für eine der interessanteren Platten des Jahres 2011 reichte.
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