Foto

ENVY

Eunoia

Sämtliche Musikrichtungen, von denen Kompromisslosigkeit und Härte ausgehen, hatten ENVY mal in der Hand: von kurzen Hardcore-Songs, die von Punk und Thrash Metal beeinflusst sind, hin zu einer experimentellen Neuausrichtung mit längeren Tracks, der Hinwendung zu Post-Rock unter der Bezeichnung Post-Hardcore und natürlich Screamo. „Eunoia“ wirkt zunächst ungewohnt zugewandt. Stellenweise klingen Bands wie MONO, ALCEST oder MOGWAI an. Post-Hardcore oder Screamo sind in diesen Momenten sehr weit weg, vor allem weil befreit und gelöst wirkende Gesangsharmonien das Gesamtbild abrunden. Erst im Zentrum des Albums, im Lied „Whiteout“, bäumt sich eine druckvolle Düsternis auf, die die Ambivalenz, die ENVY immer schon ausgezeichnet hat, erstrahlen lässt. Auch das anschließende Doppel „Lingering light“ und „Lingering echoes“ zieht die Hörer:innen in finstere Gefilde hinab, denn auch die Post-Rock-Einflüsse erscheinen bedrohlicher und düsterer. Der Abschluss des Albums ist wiederum spürbar hoffnungsfroh und die euphorische Instrumentierung vom Beginn gewinnt wieder an Strahlkraft. Dass eine Welt existiert, in der so etwas wie Frohsinn von einem ENVY-Album ausgehen könnte, ist eine der ungewöhnlicheren Erkenntnisse im Musikjahr 2024.