DAVID SYLVIAN

Manafon

2003 erschien mit „Blemish“ vier Jahre nach „Dead Bees On A Cake“, David Sylvians letztem Album für Virgin, eine Platte, die durchaus die Hörgewohnheiten seiner Fangemeinde strapazierte. Ein minimalistisches, auch nicht vor äußerst disharmonischen Klängen zurückschreckendes Werk, veröffentlicht auf seinem eigenen Label Samadhisound, auf dem teilweise die avantgardistischen Gitarrensounds von Derek Bailey zu hören waren.

Zusammengehalten wie so oft von Sylvians unverkennbarem Gesang. Nach einem recht zugänglichen, poppigen Werk unter dem Namen NINE HORSES 2005 knüpft Sylvian jetzt dort an, wo er mit „Blemish“ aufgehört hat.

Und so ist „Manafon“, das bei zeitlich stark auseinanderliegenden Sessions mit unterschiedlichsten Musikern in Tokio, Wien und London aufgenommen wurde, ein reines Improvisationsalbum geworden.

An den meisten Songs beteiligt war der österreichische Laptop-Künstler Christian Fennesz, der sich allerdings dem Gesamtkonzept der Platte deutlich unterordnet. Kein einfaches Werk, das Sylvian da produziert hat, auf dessen experimentelle, zerrüttete Klanglandschaften man sich wirklich bedingungslos einlassen muss, sonst bleibt „Manafon“ ein unbefriedigendes Hörvergnügen.

Selbst Sylvian neigt diesmal eher zu einem kantigen Sprechgesang, und so braucht es seine Zeit, bis sich die Melodien und konventionelleren Strukturen offenbaren, die natürlich auch „Manafon“ besitzt, ohne dass man von klassischen, ohne weiteres wiedererkennbaren Songs sprechen könnte.

Stattdessen ist „Manafon“ ein auch nach zahlreichen Hördurchgängen gleichbleibend faszinierendes, von furchteinflößender Schönheit durchzogenes Kunstwerk geworden, das sich elegant aus Elementen von experimenteller Elektronik, Neo-Klassik, Jazz und Folk speist.