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FRIEDEMANN

Alles richtig naiß hier?!

Nach über zwanzig Jahren war es im Sommer 2023 vorbei mit COR von der Insel Rügen, als deren Sänger man Friedemann über zwei Jahrzehnte vor allem wahrgenommen hatte. Seit geraumer Zeit schon ist der Punkrock-Singer/Songwriter mit den markanten Gesichtstätowierungen aber auch solo unterwegs, so dass man sich keine Sorgen machen musste, dass mit der Band auch deren Frontmann verschwinden würde. Mit „Alles richtig naiß hier?!“ ist nun eine Triple-Live-LP erschienen, die Friedemann so präsentiert, wie man ihn idealerweise erlebt: auf einer kleinen Bühne. Und da wurden die 25 Lieder auch aufgenommen. Der eine Teil am 11.10.2023 in Oldenburg in der BuddelJungsBar, der andere einen Tag später in Duisburg im Bora Club. Eine Dreifach-LP also? Und das zum fairen Preis? 39 Euro kostet das Teil in seinem Webshop ... das nehmen andere Bands und Labels mittlerweile schon für eine normale LP ... Friedemann erzählt, mal zur Gitarre und mal ohne, aus seinem Leben, davon, was ihn so umtreibt. Vom Überleben in einem durchdrehenden kapitalistischen System. Unter Menschen in seiner Heimat Rügen, die auch durchdrehen und den rechten Rattenfängern nachlaufen. Von dem, was ihn bewegt. Was er sieht und gesehen hat beim „durch die Welt ziehen“, oder wie er es im Innenteil des Faltcovers formuliert: „Über dieses ‚durch die Welt ziehen‘ habe ich Lieder geschrieben. Kleine, erst unsichere Geschöpfe, an denen ich baue und verbessere [...], die ich groß ziehe und irgendwann [...] in die Welt entlasse.“ Friedemann hat lange schon den Punkt überwunden, an dem viele Musiker:innen sicher zögern: sich aus der Deckung einer Band, einer Gruppe wagen, sich „nackig“ zu machen und quasi schutzlos mit den Liedern und der akustischen Gitarre vor den Menschen zu stehen, ohne Lärm und Bühnenabsperrung in den Dialog zu gehen, an jedem Abend neu. Das ist mutig, das ist spannend, und das ist hier dokumentiert. Und wer noch tiefer in die Welt von Friedemann einsteigen will, sollte sich auch mal die Website anschauen, wo sein Podcast verlinkt ist. In „Wovon wir träumen“ geht es weniger um Friedemann selbst, sondern um inspirierende Menschen um ihn herum. Langweilig, das merkt man, wird es dem Punk-Poeten von der Ostsee sicher nie.