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DAUFØDT

1000 Island

Mal wieder so eine Platte, bei der man erst nach ein paar Minuten merkt, dass 45 die bessere Entscheidung ist und das auf 33 zwar nicht ganz falsch klingt, der Punch bei höherer Drehzahl doch ein anderer ist. DAUFØDT sind in Oslo ansässig, wie auch ihre Label-Homebase Fysisk Format, die mit diesem Signing einmal mehr bewiesen haben, dass sie eine Trüffelnase haben in Sachen neuer, harter norwegischer Musik. Die Band, die auf Fotos sehr jung aussieht (Anfang zwanzig?), stammt allerdings aus dem Südwesten des Landes, da, wo in Norwegen die evangelikalen Irren ihre Homebase haben. Super Ecke, um sich als junger Mensch seine „anger battery“ aufzuladen. So wie Frontfrau Annika Linn Verdal Homme, die mit heiserer, durchdringender Stimme zum dystopischen, latent crustigen Geballer ihrer Bandkollegen norwegische Texte raushaut, die von den Titeln her erahnen lassen, dass man gewaltig die Schnauze voll hat. Junge Bands, die einfach nur reproduzieren, was andere vor zehn, zwanzig, dreißig Jahren gemacht haben, braucht freilich keiner, und so gefällt an „1000 Island“ die Diversität, die Vielfalt – gelobt sei, was hart ist, und ja, Hardcore und Punk sind die Wurzeln, aber hier klingt fast jeder Song anders, weist Versatzstücke anderer (harter) Musikstile auf, „KULTURARVEN“ (in Großbuchstaben, ja) etwa ist ein seltsamer Song, der mit für Abwechslung sorgt, bevor „4536 Liberstad“ melodiösen Punk bedient, an anderer Stelle blitzt Spacerock auf. Zwölf abwechslungsreiche Songs ergeben ein starkes Album auf nachtblauem Vinyl – wenn BLOOD COMMAND und OKKULTOKRATI wieder touren dürfen, sollten sie DAUFØDT mitbringen.