THE WONDER YEARS zeigen auf ihrem fünften Album „No Closer To Heaven“, dass sie ein Gespür für die Probleme einer ganzen Gesellschaft haben, ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Einer Generation den Spiegel vorhalten und ihr dabei doch das Gefühl geben, verstanden zu werden. Verpackt in zeitgemäßen Pop-Punk reicht Sänger Dan Campbell gerne helfend seine Hand und hat dann doch noch den einen oder anderen Tipp parat: lieber länger zuhören, als vorschnell urteilen.
Mit seiner Band THE WONDER YEARS ist Sänger Dan Campbell drauf und dran, der wieder aufblühenden Pop-Punk- oder Emo-Szene um Bands wie REAL FRIENDS, THE STORY SO FAR oder NECK DEEP seinen Stempel aufzudrücken. Bereits auf früheren Alben wie „Suburbia I’ve Given You All And Now I’m Nothing“ oder dem 2013 veröffentlichten „The Greatest Generation“ hat es die sechsköpfige Band aus Philadelphia geschafft, persönliche Themen mit druckvollen Gitarrenriffs zu verbinden. „Wir versuchen immer wieder Teile von Songtexten aus alten Songs, die auf vorherigen Platten erschienen sind, ein wenig abzuändern und dann in neue Songs zu verpacken, so dass eine gewisse Verbindung zwischen unseren Alben entsteht“, erklärt Campbell. „Unsere größte Inspiration sind dabei die Menschen, die uns ständig umgeben. Jede ihrer Handlungen hat schließlich eine Wirkung und hinterlässt ihre Spuren. Auf ,No Closer To Heaven‘ haben wir versucht zu erkunden, welche weitläufigen Folgen das Handeln von einigen Personen hat, und das hat mich unglaublich nachdenklich gemacht. Jeder scheint irgendwie nach Perfektion zu streben, nach dem Besten oder dem Ultimativen. Irgendwann kommt dann aber der Punkt, an dem wir merken, dass man dieses Ziel gar nicht erreichen kann. Auf dem Cover des Albums ist zum Beispiel irgendein Heiliger zu sehen, der eine Zigarette raucht. Er sollte vermeintlich perfekt sein, nimmt sich aber gerade auch mal eine Auszeit, um ein wenig zu entspannen.“
Seine reflektierende Einstellung gewann Campbell vor allem während seiner Arbeit als Aushilfslehrer in einer Abendschule, in der er auch Erwachsenen aus prekären Verhältnissen dabei half, einen Schulabschluss zu erlangen. „Mich frustrieren zur Zeit enorm viele Dinge, die gerade in Amerika passieren, wie zum Beispiel Polizeigewalt gegen Minderheiten sowie der weit verbreite Rassismus und der Umgang mit den schwächeren Mitgliedern unsere Gesellschaft,“ meint Campbell. „Um mich über diese Themen zu informieren, wollte ich so viele Hintergründe recherchieren, wie ich nur konnte, und habe dabei gemerkt, dass ich mich immer weiter vom eigentlichen Hauptthema entfernt habe. Ich hatte das Bedürfnis, so was wie ein Experte auf diesen Gebieten zu werden, um vernünftig über sie diskutieren zu können. Letztendlich hatte ich aber das Gefühl, nur an der Oberfläche gekratzt zu haben, da die Probleme unglaublich komplex sind. Dabei ist mir aufgefallen, dass wir uns auch in persönlichen Situationen so ähnlich verhalten. Wir wollen zum Beispiel Freunden helfen, indem wir ihnen das Gefühl geben, wir würden sie verstehen. Dabei scheint es aber immer nur ein Bruchteil zu sein, der wirklich zu uns durchdringt. Von derlei Situationen handeln die meisten unserer Songs auf ,No Closer To Heaven‘. Wir haben die besten Absichten ein aufgeklärtes Leben zu führen, werden aber niemals alle Dinge in Gänze verstehen können. Dessen sollte man sich auf jeden Fall bewusst sein.“
Besucht man ein Konzert der WONDER YEARS, fallen die vielen in die Luft gereckten Fäuste auf, dazu kommt die enorme Textsicherheit des Publikums. „Auf Konzerten mag ich die Nähe zu unserem Publikum. Wir sind uns im Klaren darüber, dass vor allem unsere Texte sehr emotional sind und vielleicht dem einen oder anderen in einer gewissen Situation schon mal geholfen haben, sich ein ein wenig verstandener zu fühlen. Auf unseren Konzerten können dann alle zusammen feiern und ihre Probleme und Ängste hinter sich lassen – sowohl das Publikum als auch wir als Band.“
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