Vopo Records

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Berlin Punkrock

Vopo Records ist in Berlin eine DER Anlaufstellen für Punk, Rock‘n‘Roll, Indie, Ska, HC und Garage, sowohl in CD-Form, als auf gutem alten Vinyl. Außerdem gibt es noch Poster, Shirts, DVDs, Video‘s und Konzertkarten für alle relevanten Läden in Berlin. Im September haben die beiden Macher Henry („Vossi“) und Jeanette („Mops“) ein Mädchen zur Welt gebracht, das bald auf den Namen Charlott hört. Grund genug die beiden und ihr Schmuckkästchen mal näher vorzustellen. Im September führte ich mit Vossi dieses E-Mail-Interview.

Was bist du eigentlich? Bist du ein Punk, der einen Plattenladen führt, oder bist du ein Plattenladenbesitzer, der Punk mag?


Zuerst war der Punk, dann kam der Plattenladen, aber andersrum trifft es auch zu.

Wann und wie fing alles an?

1991. Nach meinem Studium hatte ich einfach keine bessere Idee. Mit Musik sollte es unbedingt etwas sein. Also bin ich das Risiko eingegangen, habe einen Kredit aufgenommen und den Laden angemietet.

Was heißt eigentlich „VOPO“?

Das sind die Anfangsbuchstaben der beiden Gründer ‚Voss‘ und ‚Pormetter‘. (Auch die Abkürzung für „Volkspolizei“ in der DDR. Anm. d. Verf.)

Wissen deine Eltern, dass du einen Plattenladen hast und in deiner Freizeit literweise Bier in dich reinschüttest?

Klar! Warum auch nicht? Das kennen sie ja noch von früher. Außerdem war mein Vater sein halbes Leben Schlagzeuger in einer Oldieband und kennt sich damit bestens aus.

Welche Scheiben habt ihr in den letzten Jahren am meisten verkauft?

Ganz genau weiß ich das nicht mehr. Aber dabei sind auf alle Fälle ‚White Light, White Heat, White Trash‘ von SOCIAL DISTORTION, ‚Heute ein König‘ von DIE LOKALMATADORE, ‚Ey! Die Platte‘ von KIEZGESÖX/SHOCK TROOPS, ‚Veni, Vedi, Vicious‘ von THE HIVES, ‚Skinhead Moonstomp‘ von SIMARYP und ‚Elephant‘ von THE WHITE STRIPES.

Seit einiger Zeit geistert das Thema CD-Kopien durch die Medien. In wie weit merkt ihr das als kleine Händler?

Da wir die Hälfte des Umsatzes mit Vinyl machen, berührt uns das nicht ganz so. Wahre Fans wollen eh das ‚finished product‘.

Was war für deine musikalische Sozialisation wichtig, oder anders gefragt, welche Platten haben dich zu dem gemacht, was du jetzt bist?

Da ich in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen bin, war das mit der Musikbeschaffung gar nicht so einfach. Aber die ersten Bands und Platten, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, waren von AC/DC, SLIME, FEHLFARBEN und CLASH.

Welches Konzert hat dich in den letzten Monaten und Jahren am meisten beeindruckt und welche Bands musst du unbedingt noch live sehen?

In den letzten Jahren war es definitiv Joe Strummer in der Markthalle Hamburg. In der jüngeren Vergangenheit waren es THE BRIEFS im Wild At Heart, THE MOVEMENT im Franziskaner und AC/DC in der Columbiahalle. Ansonsten habe ich alles gesehen, was mir wichtig ist. DIE LOKALMATADORE sind live auch immer ein Fest.

Außerdem bist du noch DJ in verschiedenen Läden. Wo und welche Sounds legst du auf?

Hauptsächlich lege ich im Knaack und Icon in Berlin und in der Moritzbastei in Leipzig auf. Die Sounds variieren ein wenig. Im Großen und Ganzen eine Mischung aus Punk, Neo-Garage, Ska, Reggae, Hardcore und Metal.

Gerade beim Auflegen hast du Kontakt zu viel jüngerem Volk. Fühlst du dich zu erwachsen?

Ich fühle mich nicht wie 37. Aber auch nicht mehr wie 18. Dazu hat man doch schon zu viel erlebt.

Du hast selbst schon ein paar Sachen veröffentlicht. Bestehen da noch weitere Pläne?

Momentan habe ich nicht so viel Zeit. Was aber nicht heißen soll, dass ich das ausschlage, wenn der absolute Hammer des Weges kommt.

Ich weiß, wie schwer es ist, aber versuch es mal: Fünf Platten für die Insel?

THE CLASH ‚London Calling‘, BOXHAMSTERS ‚Wir Kinder aus Büllerbü‘, BUZZCOCKS ‚Singles Going Steady‘, RANCID ‚Indestructible‘, ANGRY SAMOANS ‚The Unboxed Set‘. Aber das kann morgen schon wieder etwas anders aussehen.

SOCIAL DISTORTION waren zur Autogrammstunde im Laden, die BEATSTEAKS haben auf einem LKW vorm Laden und der FISCH hat unglugged im Laden gespielt. Welche prominenten Leute waren sonst noch so da?

DIE ÄRZTE, RAMMSTEIN, DIE KASSIERER, DIE LOKALMATADORE, MAD SIN, NASHVILLE PUSSY, KNORKATOR, JAN DEELAY, BECKS PISTOLS, PETER PAN SPEEDROCK oder die SHOCKS, um nur einige zu nennen.

Gibt es noch besondere Storys aus der langen Geschichte, etwa ohnmächtige Punker o.ä.?

Ja, es gab ein mal Feuer, zweimal eine Überschwemmung, Mops mit Fußbruch und ich mit vier gebrochenen Rippen.

Du bist jetzt Vater geworden. Was wird sich ändern, wenn Jeanette, die ja wohl unbestritten die gute Seele des Ladens ist, nicht mehr täglich im Laden stehen kann?


Ganz einfach, ich kann nicht mehr so lange schlafen und kann demzufolge nach den Konzerten nicht mehr voll durchziehen.

Zuletzt die unvermeidliche Frage: Was ist für dich Punk und was nicht?

Mach dein Ding, steh dazu und heul nicht rum, wenn andere lachen!

Vossi, ich danke dir für dieses Interview.

Locke aus Leipzig