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Hermann aus Bad Bentheim

Es gibt Menschen, die lesen das Ox schon so lange, wie es das Heft gibt, also seit 1989. In dieser Serie stellen wir sie vor. Diesmal: Hermann Wessendorf aus Bad Bentheim, der das Ox wirklich seit der 1. Ausgabe liest.

Bitte stell dich vor.

Ich bin Hermann Wessendorf und höre seit meinem 14. Lebensjahr Punk. Ich bin jetzt 59 Jahre und lebe mit meiner Frau und vier Kindern in Bad Bentheim an der holländischen Grenze. In meiner Freizeit gehe ich auf Konzerte oder fahre mit meinem Motorrad. Ich arbeite seit über vierzig Jahren als Orthopädieschuhmacher, davon dreißig Jahre in den Niederlanden als Meister.

Kannst du dich noch erinnern, seit wann du das Ox liest und wo du es damals gekauft hast?
Ja, das war die Nummer #1. Ich glaube, dass ich es in Münster bei einem Konzert in der Kiste des noch kleinen Green Hell-Vertriebs entdeckt habe. Eine Katze auf dem Cover und ein SNFU-Bericht waren kaufentscheidend. Seitdem habe ich, glaube ich, keine Ausgabe verpasst.

Was waren damals deine Lieblingsbands, welche sind es heute?
1989 waren das Bands wie FUGAZI, NOMEANSNO, BAD RELIGION, MUDHONEY und SOUNDGARDEN. Heute sind es CHAIN WHIP, GRADE 2, RAUCHEN, DIE LIGA DER GEWÖHNLICHEN GENTLEMEN, CHUBBY AND THE GANG, HOME FRONT, GIUDA und viele andere.

Was denkst du, warum bist du dieser Punk/Hardcore-Jugendkultur bis jetzt treu geblieben? Was bedeutet sie dir heute?
Ich mag die Musik, aber auch die Haltung. Man trifft immer nette Menschen. Besonders mag ich an der Hardcore-Szene aber die DIY-Kultur – das, was Helge Schreiber in seinem Buch „Network of Friends“ beschrieben hat. Punk und Hardcore waren früher ein Sammelbecken für Menschen, die anders waren, es gab wenig Uniformität. Heute bedeutet es für mich vor allem, alte Freunde zu treffen und eine gute Zeit zu haben, abseits vom Mainstream. Wichtig ist mir die Toleranz und natürlich, dass Antifaschismus Konsens ist in der Szene.

Betreibst du noch irgendwelche „Szene-Aktivitäten“ wie Blog, Label, Fanzine, Konzerte veranstalten, etc.?
Hin und wieder trete ich mit meiner alten Band BRIGADE FOZZY auf. Ich habe früher viele Konzerte organisiert, hatte ein kleines Label und habe für Fanzines geschrieben. Als meine erste Frau Rita schwer krank wurde, habe ich mich mehr um sie und die Kinder gekümmert. Ich bin heute eher Konsument als aktiver Teil der Szene. Manchmal juckt es aber noch, was zu machen ...

Bitte gib uns eine schmeichelhafte Antwort auf die Frage, was dir fehlen würde, wenn es das Ox nicht mehr gäbe.
Mir würde der Überblick über die subkulturelle Szene fehlen. Das Ox informiert mich umfassend über alles, was sich im Punk- und Hardcore-Bereich tut. Es ist für mich mehr Magazin als Fanzine, das hat mich früher manchmal gestört, aber ich finde das heute ganz gut. Ich bekomme im Ox auch immer wieder Tipps und Anregungen, mal bei neuen Bands reinzuhören. Außerdem hätte ich ohne das Ox auf dem Klo nix zu lesen.

Was liest du als Erstes im Ox, was eher selten?
Immer erst die News, dann die Konzertdaten und dann die Rubrik „Wiederveröffentlichungen“, dann den Rest kreuz und quer. Die Filmbesprechungen spare ich mir fast immer.

Das Ox hat sich im Laufe der Jahre musikalisch geöffnet, jedoch ist der Fokus auf Punk und Hardcore geblieben. Wie ist es mit deinem Musikgeschmack?
Ich war schon immer offen. Ich höre viel Reggae, Ska, Soul, Wave, etwas Metal, Sixties-Garage-Punk, Country, Jazz, Neue Deutsche Welle, Krautrock und Klassik. Ich hau mal fünf Namen raus: CAN, COLTER WALL, RICO, Stravinsky, Nina Simone.

Gibt es ein besonderes Erlebnis, das du mit dem Ox verbindest?
Ich habe mal das Ox aufgeschlagen und das Erste, was ich sah, war ein Textzitat meiner Band BRIGADE FOZZY bei „Vielen Dank, Peter Pank“. Das hat mich sehr gefreut.

Was findest du gut am Ox?
Die Bandbreite an Meinungen und Stilrichtungen, die das Ox abbildet. Das Ox hilft mir immer wieder, mich im Wust der Veröffentlichungen und der neuen und alten Bands zurechtzufinden. Ich finde es auch gut, wie in der Rubrik „xx Jahre später“ Klassiker noch einmal beleuchtet werden.

... und was sollten wir endlich mal ändern – abgesehen von der kleinen Schrift?
Ich finde euer Layout folgt mehr der Effizienz als dem, was ich mir künstlerisch wünschen würde. Also mehr Mut beim Layout! Ein Optikergutschein zum Abo für eine Extralesebrille auf dem Klo wäre auch nicht schlecht.

Und was wolltest du uns schon immer mal sagen?
Danke für die ganze Arbeit an alle, die das Ox machen und dafür schreiben. Ohne das Ox wä re mein Leben etwas ärmer.