Unsere Leser*innen 50+

Foto

Viktor Tkotsch

Es gibt Menschen, die lesen das Ox schon (fast) so lange, wie es das Heft gibt, also seit 1989. In dieser Serie werden einige davon vorgestellt. Diesmal: Viktor Tkotsch, 52, aus Mönchengladbach. Falls du auch Interesse hast, in dieser Rubrik befragt zu werden, schreib uns.

Als ich mein erstes Ox erwarb, hatte selbiges noch das Format einer Tageszeitung nebst einer beigelegten 7“. Leider sind mir die frühen Ausgaben im Laufe der Jahre abhanden gekommen. Immerhin horte ich noch ca. einhundert Hefte nebst der CDs, für deren Erhalt ich hiermit plädieren möchte. Mir würden sie fehlen.

Meine initiale Begegnung mit Punkrock ereignete sich im Mai 1980, als EA80 auf dem „Frühjahrsfestival“ in Mönchengladbach ihren ersten Auftritt bestreiten sollten. Aus mir nicht mehr rekonstruierbaren Gründen war nach einem kurzen, dilettantischen Versuch, „Gladbach soll brennen“ zu intonieren schon wieder Schluss. Immerhin hatten mich im zarten Alter von noch nicht einmal dreizehn Jahren das Auftreten als solches und die Blindenarmbinde des damaligen Gitarristen Krähe nachhaltig beeindruckt. EA80 blieben selbstverständlich eine Konstante bis heute.

Ich sah etliche Gigs der Band und sang in den 80ern beim kurzlebigen Spaßprojekt M.B.F., wo Maul und Nico beteiligt waren, und Ende der 90er mit Nico und Oddel zwei Jahre bei NOID, die aber an der Idiotie eines weiteren Bandmitglieds scheiterten, was hier nicht weiter thematisiert werden soll, aber es ist eben auch nicht alles von Wert, das aus diesem Umfeld kommt, was gerade aktuelle Entwicklungen unterstreichen.

Mein ideologisches Rüstzeug lieferten mir anfangs vor allem CRASS und SLIME, und in diese Richtung ließ sich die Thematik durchaus vertiefen. Darüber hinaus lagen mir THE DAMNED, THE CRAMPS, MISFITS, BAD BRAINS, COCK SPARRER, BAUHAUS, JOY DIVISION, DISCHARGE und VENOM besonders am Herzen. Bis heute sind neben unzähligen Bands vor allem DAG NASTY, M.D.C., POISON IDEA, INTEGRITY, VOIVOD, CELTIC FROST, SAINT VITUS, MORBID ANGEL und DARKTHRONE hinzugekommen. Letztlich halte ich es mittlerweile auch für verlässlicher, Lieblingsalben zu haben, da fast jede Band, je länger ihre Karriere war, sicher die Erwartung der Hörer*innen mehr als einmal enttäuscht hat.

Ich wüsste nicht viel, was es am Ox zu kritisieren gäbe, zumal ihr euch den erwähnenswerteren Protagonisten des Metal-Genres ja auch partiell geöffnet habt. Trotz meiner offensichtlichen musikalischen Liebe zu vielerlei Metal und auch etlichen anderen Genres (es gibt bekanntlich nur gute oder schlechte Musik) ist es nur die Punkrockszene, in der ich mich allumfassend heimisch fühle, und ich muss sicher nicht erklären, warum. Und man kann sicher sein, nichts von einer widerwärtigen Frankfurter Band zu lesen, deren Mitglieder ich in den frühen 80ern in ihrer Heimatstadt kennenzulernen das Missvergnügen hatte.