Es gibt Menschen, die lesen das Ox schon (fast) so lange, wie es das Heft gibt, also seit 1989. In dieser Serie werden einige davon vorgestellt. Diesmal: Nicole Merkes aus Essen-Steele, wo von 1991 bis 2000 die Ox-Homebase war.
Bitte stell dich vor. Alter, Wohnort, was machst und arbeitest du?
Ich bin Nicole, 55 und arbeite seit über zwanzig Jahren im IT Support. Davor habe ich ein Magisterstudium abgebrochen und eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und drei Jahre in der Intensivpflege gerabeitet.
Kannst du dich noch erinnern, seit wann du das Ox liest und wo du es damals gekauft hast?
Bin mir nicht sicher ... Ich glaube, das Ox sah anfangs, in den späten Achtzigern oder frühen Neunzigern, mal ganz anders vom Format her aus, ich kann mich aber nicht mehr erinnern, wo ich das damals gekauft habe.War zu der Zeit froh über jedes Fanzine oder Magazin, das über Punk und Hardcore berichtet hat!
Was waren damals deine Lieblingsbands, welche sind es heute?
Oh Mann ... es gab so viele gute Bands! HÜSKER DÜ, CRASS, JINGO DE LUNCH, LEATHERFACE und STIFF LITTLE FINGERS gehörten sicherlich dazu, aber ich glaube, es würde den Rahmen hier sprengen alle aufzuzählen! Ich höre heute auch immer noch viel von dem „alten Zeugs“ aus den frühen Punktagen der späten Siebziger, habe da auch durch Online-Radiosender, die den Schwerpunkt auf dieser Musik haben, vieles wiederentdeckt. Teilweise wahre Perlen, die ich damals gar nicht mitbekommen habe. Heute höre mittlerweile alles quer durch die Bank, außer Schlager und Volksmusik, das geht gar nicht und wird auch nie gehen. Habe da auch keine Lieblingsband ... es gibt einfach zu viel gute Musik und da will ich mich auch gar nicht mehr so festlegen, Singer/Songwriter-Sachen, Americana, Cold Wave ... vieles geht – auch wenn Punk und Post-Punk immer die Musik für mich sein wird.
Was denkst du, warum bist du dieser Punk/Hardcore-Jugendkultur bis jetzt treu geblieben? Was bedeutet sie dir heute?
Punk war für mich immer mehr als nur Musik, es war ein Lebensgefühl, eine Weltanschauung, etwas, womit ich mich identifizieren konnte. Nicht dass ich ein totaler Freak war oder bin, aber irgendwie habe ich mich immer neben der 08/15-Spur gefühlt und gesehen, auch heute noch. Und Punk hat genau dieses „Anderssein“ auf den Punkt gebracht. Auch die politische Attitüde, die ja vor allem Bands wie CRASS und CONFLICT gezeigt haben, hat mich immer angesprochen. Deshalb hatte ich auch oft ein Problem damit, dass es für viele Leute einfach nur ums Saufen und Partymachen ging. Nicht dass ich eine Kostverächterin gewesen bin, aber mich hat die Musik auch immer angetrieben, politisch aktiv zu werden und mich zu engagieren.Und das hält bis heute an.
Bitte gib uns eine schmeichelhafte Antwort auf die Frage, was dir fehlen würde, wenn es das Ox nicht mehr gäbe.
Das Ox ist für mich immer eine gute Quelle, um auf den Stand der Dinge zu bleiben. Ich habe schon so viele gute neue Bands auf euren CDs entdeckt. Das ist einfach klasse. Und ich hoffe, dass das noch lange so bleiben wird.
Was liest du als Erstes im Ox, was eher selten?
Habe da eigentlich keine bestimmte Reihenfolge. Mal sind es die CD-Rezensionen, mal die Konzertberichte, mal die Berichte über die Bands. Irgendwas Inspirierendes findet sich da ja immer.
Das Ox hat sich im Laufe der Jahre musikalisch geöffnet, jedoch ist der Fokus auf Punk und Hardcore geblieben. Wie ist es mit deinem Musikgeschmack?
Mit meinem Musikgeschmack sieht es ja ähnlich aus, wie oben schon erwähnt. Ich finde, es gibt auch viel Gutes und Hörenswertes aus anderen Musikrichtungen, warum sollte ich mich da sklavisch festlegen? Ich fand es auch schon früher immer etwas befremdlich, wenn man mal unter Punks zugab, auch andere Musik zu hören, und dann oft blöd angeguckt wurde, wo sich doch alle Toleranz auf die Fahne geschrieben hatten. Und durch das Internet hat man nun ja auch einen viel größeren Zugang zu verschiedensten Musikrichtungen. Früher gab’s John Peel, den Rock Store und den eigenen Freundes- und Bekanntenkreis, wo man sich mal über neue Bands und Songs austauschen konnte – wir hatten ja nichts! –, das ist ja nicht vergleichbar mit der Angebotsflut heute.
Was findest du gut am Ox?
Dass es das Ox immer noch gibt.
... und was sollten wir endlich mal ändern – abgesehen von der kleinen Schrift?
Da fällt mir jetzt gerade nichts ein.
Und was wolltest du uns schon immer mal sagen?
Bleibt so, wie ihr seid!
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