Mit „III: Ghost Tigers Rise“ veröffentlichten TIGER ARMY nach endlosen Verzögerungen und drei Jahre nach „II: Power Of Moonlite“ endlich ihr neues Album, mit dem sie einmal mehr unterstreichen, dass sie derzeit DIE US-amerikanische Psychobilly-Band sind. Nachdem sie mit ihrem zweiten Album auch international den Durchbruch geschafft hatten, waren die Erwartungen an das neue Album entsprechend hoch, und mit ein paar Abstrichen – die Platte ist leider nicht so hymnisch wie ihr Vorgänger – haben sie die auch erfüllt. Also mal eben die Nummer von Nick 13 gewählt, dem Kopf des Trios aus Los Angeles, und sich den Stand der Dinge erklären lassen.
Wie sind denn die Reaktionen der Leute, die das neue Album bislang gehört haben?
„Das waren bislang ja nur Freunde und Bekannte, aber von denen bekamen wir nur gutes Feedback. Wir denken natürlich, es ist unser bestes Album, aber wenn andere das bestätigen, ist das umso besser.“
Warum ist es euer bestes Album?
„Weil wir diesmal optimal umsetzen konnten, was ich auch bei den beiden ersten Platten schon als Idee im Kopf hatte. Man geht immer mit einer bestimmten Vorstellung ins Studio, hört den Song in seinem Kopf, und wenn man ihn dann aufgenommen hat, ist das Ergebnis mal näher an diesem Ideal dran und mal weniger.“
Dabei unterscheidet sich die neue Platte ein gutes Stück vom sehr hymnischen Vorgänger, ist in Teilen ruhiger.
„Die neue Platte ist langsamer als die davor, ist mehr midtempo. Wir haben versucht, die Songs dadurch kraftvoller zu machen, denn wenn man eine bestimmte Geschwindigkeit überschreitet, verliert ein Song eher an Power. Wir haben da auf Tour viel gelernt, haben die Songs mal schneller und mal langsamer gespielt und so unser Optimum gefunden.“
Was auffällt ist das deutliche, laut zu hörende Slappen des Basses – und ich muss leider sagen, dass mich das auch manchmal stört.
„Ja, das war Absicht, aber so klang das ja auch beim ersten Album. Beim zweiten Album ja nicht, aber damit war ich in dieser Hinsicht auch nicht zufrieden. Das hatte was mit der Aufnahmeprozedur zu tun, und hätten wir das bei der letzten Platte so laut gemacht, hätte der ganze Bass-Sound nicht mehr gestimmt. Deshalb treffen das erste und das neue, dritte Album mehr meine Vision von dieser Band.“
Euer Album hat sich ja auch deshalb so lange verzögert, weil euer Drummer Fred Hell bei einem Überfall schwer verletzt wurde.
„Ja, Fred wurde im März 2003 von vier Kugeln getroffen. Er war bei einem Freund zu Besuch, zur falschen Zeit am falschen Ort. Ein paar Typen auf Drogen brachen in die Wohnung ein und schossen einfach los. Ein paar Kugeln trafen Fred am Kopf, und irgendwie hat er überlebt, ist wieder genesen und kann sogar wieder Schlagzeug spielen, worüber wir sehr, sehr glücklich sind. Wir haben natürlich versucht, die Platte mit Fred einzuspielen, aber er und wir mussten einsehen, dass es noch zu früh war für ihn. Wir hatten zwar schon zusammen geprobt, aber im Studio merkten wir, dass er noch nicht fit genug war. Wir haben uns dann entschlossen, die Aufnahmen mit unserem Freund Mike zu machen, wobei Fred im Studio dabei war und sich mit seinen Ideen eingebracht hat. Von daher ist die Platte auf jeden Fall 100% TIGER ARMY. Mittlerweile ist Fred wieder völlig okay, tourt mit uns und trommelt besser denn je.“
Euer neues Album ist Vol. 3 der TIGER ARMY-Story. Wie viele Folgen sind eigentlich geplant?
„Schon noch ein paar, aber die aktuelle Scheibe ist die letzte mit einer Nummer im Titel. Diese drei Platten sind thematisch miteinander verwandt, aber für die nächste habe ich andere Ideen. Was den Titel anbelangt, da gibt es verschiedene Interpretationen, und eine ist die, dass wir uns nach der Katastrophe mit Fred wieder aufgerappelt haben und jetzt stärker und besser sind als je zuvor.“
Wie steht‘s um die Psychobilly-Szene in den USA?
„Als wir 1999 unsere erste Platte veröffentlichten, gab es in den USA keine Psychobilly-Szene, die der Rede wert gewesen wäre, nur ein paar versprengte Fans hier und da. Nach und nach hat sich das seitdem verändert, und seit 2001 gibt es deutlich mehr Fans, neue Bands haben sich gegründet, und die Szene wächst ständig. Das bedeutet natürlich auch, dass neue Leute dazukommen, die noch nicht so richtig verstanden haben, worum es geht. In letzter Zeit touren auch verstärkt europäische Psychobilly-Bands in den USA, es gibt Festivals, und es passiert einfach was.“
Welche US-Bands kannst du denn empfehlen?
„Meine liebste US-Psychobilly-Band sind und bleiben die QUAKES, aber deren Frontmann Paul Roman lebt ja schon seit einer Weile in Europa. Es gibt natürlich unter den neuen Bands eine Menge schlechte, die weder gute Songs schreiben können, noch gut spielen, aber sie geben sich Mühe und mit etwas Zeit und Übung werden sie besser. Merken sollte man sich die BLACK ROSE PHANTOMS aus Long Beach, 12 STEP REBELS aus Albuquerque und GRAVEYARD SHIFT aus Seattle. Und jeden Tag kommen neue Bands dazu.“
Wäre es da nicht mal eine gute Idee, einen „Psychobilly USA“-Sampler zusammen zu stellen?
„Durchaus, ich habe darüber auch schon mit ein paar Leuten gesprochen, aber mir fehlt einfach die Zeit. Vielleicht greift unser Basser Geoff die Idee auf, der hat kürzlich mit einem Freund ein Label namens Dead Body Wreckerds gegründet.“
Ihr solltet ja schon im Frühjahr auf Tour kommen, aber im letzten Moment wurde sie wieder abgesagt. Wie kam‘s?
„Wir hatten einfach Probleme, unsere US-Tour, die Europa-Tour und die Veröffentlichung des Albums unter einen Hut zu bekommen. Wir hatten Arbeit für mehrere Wochen, aber nur eine Woche Zeit, also mussten wir die Europatour auf den Herbst verschieben.“
Foto: Akilla Kojima
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