Vor knapp einem Jahr tauchten die RIVER CITY REBELS quasi aus dem Nichts auf. Die unbekannte, noch sehr junge Kapelle aus Vermont bekam auf Anhieb einen Vertrag mit Victory Records, wo letztes Jahr auch das Debütalbum "Racism, Religion And War" erschien. Mit "Playing To Live, Living To Play" schließt das Septett nahtlos an die Klasse des Erstlings an.
Obwohl sich in musikalischer Hinsicht nicht viel verändert hat, fällt dennoch ein eklatanter Unterschied zum Debüt auf: die Texte. War "Racism, Religion And War" noch ein hochgradig politisches Album, hat sich der Fokus mittlerweile auf eher persönlichere Dinge verschoben. "Wir wollten nicht wieder als typische Punk-Band abgestempelt werden", sagt Gitarrist Dan O´Day, der mittlerweile auch für den Gesang bei den RIVER CITY REBELS zuständig ist. "Wir möchten für uns selbst stehen", fährt er fort. "Beim Songwriting entpuppten sich die neuen Songs als viel persönlicher, weil wir mehr aus unserer Perspektive geschrieben haben. Wir singen über ganz einfache, alltägliche Dinge: Arbeit, Familie und das Aufwachsen."
Dass sich die sieben Musiker gegen typische Schubladen und Klischees wehren, verwundert nicht großartig, schließlich wurden sie von Anfang an gerne als Ska-Punk-Combo abgestempelt, was der Realität nur marginal entspricht. Denn obwohl sie Bläser verwenden, hat ihr Sound kaum etwas mit der gängigen Ska-Rhythmik zu tun. Stattdessen zelebriert die siebenköpfige Big Band eingängigen Streetpunk mit fetten Bläsern und recht intelligenten Texten. "Ich mag nicht in das Ska-Punk-Klischee gesteckt werden – das ist zu einfach", erläutert Dan. "Das Offbeat-Schema wirst du bei uns nicht finden, weil wir sind eine Punk-Band mit Bläsern sind! Wir möchten uns von dieser Szene ganz deutlich abheben..."
Was Dan und seinen Mannen auch gelungen ist, da "Playing To Live, Living To Play" weder prollig noch hundertprozentig vorausberechenbar klingt. Kein Wunder, wenn man sich ihr größtes Vorbild vor Augen führt: THE CLASH. "Diese Band hat uns wahrscheinlich am stärksten beeinflusst", antwortet Dan auf die Inspirationsquellen hin angesprochen. "THE CLASH haben meiner Meinung nach die besten Songs aller Zeiten geschrieben."
Obwohl die RIVER CITY REBELS nie an den Bekanntheitsgrad ihrer britischen Vorbilder herankommen werden, ging mit dem Vertrag mit Victory Records schon ein großer Traum in Erfüllung. "Wir haben damals einfach nur ein schlecht produziertes Demotape hingeschickt", erinnert sich Dan, "und Tony Brummel mochte es. Victory war für uns immer eines der fünf coolsten Labels überhaupt. Natürlich war es ein phantastisches Gefühl, bei einem Label dieses Kalibers unterzukommen – wir waren ja nur eine winzige Band, die noch kein einziges Album draußen hatte. Und plötzlich kann man dich überall auf der Welt hören. Ein aufregendes Gefühl."
Die RIVER CITY REBELS haben allen Grund optimistisch in die Zukunft zu blicken, schließlich haben sie noch weitere 14 Stücke in der Hinterhand, so dass theoretisch schon im nächsten Monat ein weiterer Longplayer veröffentlicht werden könnte. "Die 14 Songs gibt es tatsächlich, wenn auch nur als Demotape", erklärt Dan, "aber im Moment wäre es noch viel zu früh, all diese Stücke schon endgültig aufzunehmen – wir haben ja gerade erst eine Platte auf den Markt gebracht. Wir werden noch eine ganze Weile warten und vielleicht noch eine Single oder Split-Single herausbringen." Die Studiogeschichte ist sowieso nicht so ganz das Ding der Amis, wie der Albumtitel "Playing To Live, Living To Play" schon andeutet. "Ich hasse es, im Studio zu sein", gesteht mein Gesprächspartner. "Unser einziger Wunsch ist es, live zu spielen."
Leider sind unsere sieben Helden dabei noch nie über ihre Landesgrenzen hinaus gekommen, was sich allerdings bald ändern soll. "Ich war noch nie in Europa", berichtet Dan leicht zerknirscht, "aber ich bin guter Dinge, dass wir nächstes Jahr auch endlich mal den Sprung über den Großen Teich schaffen werden. Vermutlich im Sommer." Zu wünschen wäre es ja, für sie und für uns. "Ich bin jetzt schon nervös, wenn ich daran denke", lacht Dan. Lampenfieber? "Nein, das nicht, aber ich war halt noch nie außerhalb Amerikas..."
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