RED CITY RADIO

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Circle Of Friends

Macht die Unterarme frei: Es ist Hymnenzeit. RED CITY RADIO aus Oklahoma sind eine Band, der man sein letztes Hemd geben möchte weil man ihnen soviel zu verdanken haben kann. Sie nennen ihre Musik „Grizzly-Pop“. Dafür geben sie aber jenen den Mut zurück, an etwas zu glauben, das so oft so schmerzlich vermisst wird: Authentizität in der Musik. Klar, RED CITY RADIO ist Musik für bärtige Holzfällerhemden-Träger. Irgendwo zwischen LIFETIME und der Band, die scheinbar ein ganzes Genre gegründet hat, HOT WATER MUSIC. Aber das Debütalbum „The Dangers of Standing Still“ kann auch zum Anreiz werden, jeden Morgen den Arsch hoch zu kriegen und sich den Aufgaben des Alltags, des Jobs, ja sogar des Lebens zu stellen.

Sicher spielt hier die Stimme von Sänger Paul Pendley eine große Rolle. Ähnlich wie bei Chris Wollard und Chuck Ragan klingt alles hier so verdammt rauh, dass man ihm jedes Wort abnimmt. Eine typische „straight from the heart“-Band eben. „RED CITY RADIO ist für uns so etwas wie unsere eigene Oklahoma Allstar Band,“ erklärt Garrett Dale, seines Zeichens Gitarrist und Sänger, auf die Frage, wie er seine Band sieht. „Es gab Zeiten, da war die Musik wie der rettende Anker für ein paar von uns, und durch die Band hat sich auch unsere Freundschaft noch einmal verstärkt.“

Sätze, die man gerne glaubt, hört man sich die dreizehn Songs des Debüts an. „The Dangers Of Standing Still“ vermittelt wie keine zweite Platte in der letzten Zeit das Gefühl, dass die Power der Band daher rührt, dass man hier vor allem als Team am Werk ist. „Nimm allein den Textzeile ,together we can burn this city to the ground‘: Es ist eine Analogie dazu, dass man das Negative wie ein Gebäude abreißen soll und durch etwas Positives ersetzt. Wichtig ist, nicht stillzustehen. Gibt es etwas in deinem Leben, dass du nicht magst oder das dich stört? Dann ändere es.“

Es geht um das Älterwerden, Freundschaft und das Dagegensein. Auf die Frage, woher den diese Einstellung diesbezüglich kommt, antwortet Dale: „In deinem Leben merkst du doch eigentlich sehr schnell, dass das Einzige, auf das du dich verlassen kannst, nur deine Freunde sind. Wir leben in kleinen Gruppen, in die wir Menschen miteinbeziehen, die auch wiederum uns beeinflussen. Jeder entwickelt Träume und Wünsche für sich, die ja irgendwie aus der aktuellen Situation um einen herum entstehen. Nimm zum Beispiel diese ganzen Castingshows. Da wird einer der größten Träume der Menschen erzeugt, nämlich Popstar zu werden und nur wenige haben am Ende das Zeug dazu, sich bei so was zu behaupten. Die anderen kehren wieder in ihren Alltag zurück. Und das, was sie da auffängt, sind nun mal ihre Freunde. Man steht Dinge zusammen durch, baut irgendeinen Scheiß zusammen. Das ist das Leben. Vor allem ist das überall auf der Welt so.“

Und wo sollte man seine Freunde denn auch besser kennen lernen als in einer Band? Angesprochen auf Oklahomas Musikszene meint Dale: „Als Musiker musst du eigentlich nicht deine Heimatstadt verlassen. Du musst nicht in die großen Städte wie New York, Los Angeles oder von mir aus auch London ziehen, nur um eine weitere Band zu sein, die es versucht, in der großen Stadt den Durchbruch zu schaffen. Da bist du nur eine Band unter vielen. Es ist wichtig, dass du hinter dem stehst, was du machst und ehrlich bist. Ehrlich mit dem, worüber du singst und vor allem ehrlich gegenüber dir selbst. Ich kann Bands nur empfehlen, so viel zu touren, wie es geht. Und wenn deine Stadt keine große Szene hat, dann mach deine eigene. Stelle den Leuten neue Bands vor, lade sie zu Shows ein. Sei stolz darauf, wo du herkommst. Es macht dich zu dem, was du bist.“

Auf die Frage, was man in Zukunft noch von der Band zu erwarten hat, antwortet Dale zuerst mit einem Seufzer: „Im Moment bin ich sehr erschöpft von unserer Tour durch Europa und einen Teil von Amerika. Ich freue mich darauf, erst mal wieder viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen und dann wieder durchzustarten. Das mit dem Musikmachen ist ja immer ein zweischneidiges Schwert: Zum einen ist es die schönste Sache der Welt, aber andererseits kann es eigentlich nur ein Nebenjob sein. Wir werden sicherlich nicht in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen, und wir wissen auch, dass wir nicht ewig jung sind. Irgendwie muss man dann doch die Kohle ranschaffen, wenn man eine Familie hat. Genau da schließt sich dann auch wieder der Kreis: Dank deiner Freunde, deiner Familie und dem, was man macht, erlebt man eigentlich genug spannende Dinge, die einen immer unterhalten. Es gibt Konflikte mit den engsten Bekannten, aber vor allem mit einem großen anonymen System um uns herum, das sicher nicht die Werte vermittelt, die jedem Individuum gleichermaßen entgegenkommen. Wir schreiben Songs darüber, freuen uns, wenn RED CITY RADIO jemandem gefällt und haben viel Spaß zusammen.“

Es scheint, als wäre sich Dale nicht im Klaren darüber, welchen großen Einfluss seine Band wirklich auf die Menschen hat, und wie viele von ihnen „The Dangers Of Standing Still“ auflegen, wenn sie mal wieder aufgemuntert werden müssen – aufgemuntert von ihren Freunden, sozusagen.