Der Aufschrei der Fans ist immer groß, wenn eine Band sich weiterentwickelt. Die heiß geliebten Songs des Debüts und die damit verbundenen Erlebnisse und Erinnerungen machen aus diesen Songs etwas Besonderes. Als gestandener Traditionalist tut man sich schwer mit Veränderungen. Sollten Bands sich also permanent wiederholen, bis sich niemand mehr für sie interessiert? An solchen Grundsatzfragen sind schon mehr Bands zerbrochen als an Kokain und Sexskandalen zusammen. Aber wie gehen RED CITY RADIO damit um? Ganz einfach. Sie scheißen seit Jahren konsequent auf jede Erwartungshaltung und ziehen auch sonst ganz einfach ihr Ding durch. Trifft dies auch für das neue Werk „Paradise“ zu? Thronräuber von HOT WATER MUSIC oder doch Reisegefährten von THE GASLIGHT ANTHEM? Gitarrist Ryan bringt Licht ins Dunkel.
Hey Ryan, wie habt ihr diese seltsamen letzten Monate so verbracht?
Vor allem haben wir viel an unserem neuen Album „Paradise“ gearbeitet. Jeder hat so ein wenig sein eigenes Ding gemacht. Ich selbst habe es endlich mal geschafft, einen Garten anzulegen, und bin ein paar Projekte angegangen, die in den letzten Jahren einfach zu kurz kamen. Da wir normalerweise den größten Teil des Jahres auf Tour sind, war auch endlich einmal Zeit, sich ausgiebig um die Familie zu kümmern. So entstanden viele Momente, die für uns, wäre alles normal, nicht möglich gewesen wären. Das gehört zwar zu den wenigen positiven Aspekten der Pandemie, sollte aber dennoch nicht vergessen werden. Jeder, der in einer Band spielt, kann wohl nachvollziehen, wie viele Geburtstage man verpasst, weil man auf Tour ist, und wie wenig man Freundschaften aktiv pflegen kann.
„Paradise“ soll ja im Dezember erscheinen. Wie seid ihr auf den Namen gekommen? Galgenhumor vielleicht?
Man sollte „Paradise“ als eine Reise sehen. Jeden Tag entwickelst du dich weiter und findest mehr und mehr Dinge über dich selbst heraus. Es geht darum, dir dein eigenes Paradies zu schaffen, für dich selbst und mit den Dingen, die du liebst. Das Paradies ist für jeden ja etwas anderes. Für mich zum Beispiel ist es sehr wichtig, hinter dem zu stehen, was ich tue, und hinter dem Weg, den ich gehe. Wir haben auf dem Album einen Refrain, der lautet: „Why is the world on fire?“ Das trifft das soziale und allgemeine Klima momentan recht gut. Ein wahres Paradies, wenn man gerne mit den Augen rollt..
Was hat sich seit der „Sky Tigers EP“ verändert?
Jede Menge! Ich denke aber, die offensichtliche Veränderung ist, dass wir einen neuen Bassisten haben. Allgemein haben wir uns als Band und als Menschen aber ein gutes Stück weiterentwickelt, also musikalisch wie auch menschlich. Wir kommen langsam so richtig in Form. Man könnte sagen, momentan sind wir die besten RED CITY RADIO ever, sei es nun auf oder neben der Bühne.
Erzähl uns noch ein wenig über euren neuen Bassisten? Konnte er der Musik direkt seinen Stempel aufdrücken?
Derik ist unglaublich. Ich liebe ihn und seine unendliche Energie. Er ist ein unfassbar talentierter Musiker und einfach perfekt für RED CITY RADIO. Er hat in der Vergangenheit ja auch schon bei verdammt guten Bands gespielt. Ihm fiel es sehr leicht, sich direkt einzuleben, als er bei uns eingestiegen ist. Was die Dynamik angeht, würde ich sagen, er bringt sehr viel Positivität mit in die Band – noch mehr als sowieso vorhanden – und ist permanent gut gelaunt und lacht sehr viel. Wir könnten uns keinen besseren Typen vorstellen.
Da momentan Touren und Shows kein Thema sind und somit der beste Weg, ein neues Album zu promoten, hat sich nun noch mehr auf die sozialen Medien verlagert. Ist das euer Ding oder fühlt ihr euch unwohl damit?
Es ist für uns eine sehr große Herausforderung. Jeder von uns lebt in einer anderen Stadt. Ich selbst wohne in San Diego, Dallas in Oklahoma City, Garrett ist gerade nach Kanada gezogen und Derik lebt in Los Angeles. Somit sind wir es zwar gewohnt, sehr viel über die digitalen Kanäle zu arbeiten, aber unsere große Stärke ist das dennoch nicht. Man muss schon wirklich versuchen, kreativ zu sein, um etwas Besonderes zu bieten, wenn es um die sozialen Medien und eine Albumpromo ohne Shows geht. Ihr könnt euch aber sicher sein, dass wir ein paar echt gute Ideen haben und das Album trotz der schwierigen Situation gebührend veröffentlichen werden.
„Paradise“ ist eine konsequente Weiterentwicklung eurer Stärken. Seit „Titles“ habt ihr vermehrt klassische Rock-Elemente in eure Songs einfließen lassen. Wie kam es dazu?
Ich glaube, das beruht wohl vor allem auf unserer Liebe zu den unterschiedlichsten Musikstilen. Wir hören alle völlig verschiedene Sachen. Wir mögen eigentlich alles, ob nun THIN LIZZY, Lizzo, Dean Martin oder Dolly Parton, BUENA VISTA SOCIAL CLUB, aber auch RUN THE JEWELS. Wir lassen uns auch gerne von diesen Bands und Künstlern inspirieren. Solche musikalischen Einflüsse haben wie auch das Leben selbst immer große Auswirkungen darauf, was du für ein Album schreibst. Es ist ein wunderbarer Schmelztiegel von vielen schönen Dingen. Und damit wären wir wieder beim Wort Paradies angekommen.
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Quickfire-Runde
Der beste Platz auf der Erde?
Baja, Mexiko.
Die besten Tourpartner?
TAKING BACK SUNDAY.
Der Song, den ihr im Tourbus am häufigsten gehört habt?
„Lies I chose to believe“ von John Moreland.
Mit welcher Band – aktiv oder inaktiv – würdet ihr gerne mal touren?
THIN LIZZY.
Witzigster oder seltsamster Moment, seit du in einer Band spielst?
Oh je ... Ich habe einmal nach einer Show in Italien alleine fünf Flaschen Wein getrunken und mir deswegen während eines Traums in die Hose gekackt, das war übel. Tim von ELWAY kann übrigens als Zeuge befragt werden, der Arme. Ach ja, tut mir bitte einen Gefallen und erzählt das nicht meiner Mom!
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