Joe Escalante von den VANDALS und Boss von Kung Fu Records veröffentlicht auf seinem Label konsequent zu Budget-Preisen simpel gefilmte Konzert-DVDs, aber ist mit "Cake Boy" auch selbst unter die Filmemacher gegangen. Ich befragte ihn zu seinen Lieblingsfilmen und seiner Herangehensweise.
Es gibt viele Filme über und mit Punks, welche sind deine drei Favoriten und warum?
Ich finde, alle sollten so kämpferisch sein wie "Quadrophenia". Ich habe bisher keinen guten modernen Punk-Film gesehen, außer vielleicht "Kids" oder "Gummo" und eventuell noch "Romper Stomper". Die waren gut.
Würdest du sagen, Filme wie "Hardcore Logo", "Suburbia" oder "Repo Man" fallen unter eine eigene Kategorie? Oder ist deren Verbindung zu Punk lediglich zufällig?
"Hardcore Logo" hab ich nicht gesehen. "Suburbia" und "Repo Man" sind sich ziemlich ähnlich, aus einer ähnlichen Zeit. Jeder Film, der vom Establishment über ein Nischenthema gemacht wird, ist haltlos übertrieben und für die Vertreter dieser Subkultur grausam anzusehen. Das trifft zu, egal ob es um Turniertanzen, Lepra oder eben Punkrock geht. Solche Filme sind immer ärgerlich, aber manchmal sind es die einzigen, die eine bestimmte Nische überhaupt repräsentieren. Ich versuche mehr zu drehen, damit Punks und Skins eine bessere Auswahl haben.
Ich würde sagen, es gibt drei Kategorien: Mainstream-Filme, die Punks lächerlich machen, mit Schauspielern, die keine Punks sind und schrecklicher Musik, Filme von Regisseuren, die eine Verbindung zur Musik haben, und/oder mit Punks als Schauspielern und Filme, deren Plot von Punks handelt, zum Beispiel "Hardcore Logo". Wie denkst du darüber?
Dazu gibt es noch meine: "Home-made"-Filme über Punks. Sie sind nicht für die Leinwand, für Festivals oder für Auszeichnungen gedacht, sondern nur ein Versuch, etwas für einen harten Kern an Publikums zu drehen. Sie sind kein Zutritt zum Filmbusiness, sondern nur für die Szene. Zwar leiden sie an ihrem geringen Budget und fehlendem handwerklichen Können, aber die Intention ist ehrlich. Es gibt darin auch keine Überfülle an Stars, ich habe einfach versucht, das Beste zu tun, was ich konnte. Da ich kein Team und nur wenig Erfahrung habe, hoffe ich, dass jeder Film ein Stückchen besser wird.
Du bist Filmemacher, dein eigener Produzent und Regisseur, dein letzter Film ist "Cake Boy". Wie schwierig ist es, so einen Film zu drehen? Wie viel hat es gekostet und wie lange hat es gedauert?
Es hat ewig gedauert, weil ich nur an Wochenenden und nachts daran arbeiten konnte und kein Team hatte. Das ist grausam. Ich habe ungefähr zwei Jahre gebraucht und das Budget liegt bei 20.000 bis 30.000 Dollar.
Was ist der Trick, um so eine Produktion zu realisieren? Ich denke, es gibt eine Menge Leute, die großartige Ideen haben, aber aufgeben, wenn sie die Schwierigkeiten sehen.
Ich hatte Glück, dass ich ein Label gefunden habe, das meine Projekte finanziert und vertreibt. Ich musste mich nicht verstellen, um Geld oder einen Vertrieb zu bekommen, und kann machen, was ich will. Das führt natürlich zu Verzögerungen.
Warum gibt es deiner Meinung nach nicht mehr Filme wie "Cake Boy" oder "The Edge Of Quarrel"?
Es ist aufreibend, Filme wie "Cake Boy" zu drehen. Wenn man nicht seinen eigenen Vertrieb besitzt, kommt kein Geld rein.
Was ist deine Ausbildung als Filmemacher? Denkst du eine solche Qualifikation ist notwendig oder hilfreich?
Ich war ein paar Jahre Produktionsleiter bei Fernsehserien und -filmen, aber ich war auf keiner Filmhochschule. Außerdem hab ich ein paar Bücher über Kinematografie gelesen und angefangen, mich in Hollywood schlau zu machen. Ich arbeite mit 16mm-Material und deshalb ist die Qualität der Streifen nicht immer perfekt, weil man nicht weiß, was rauskommt, bis es zu spät ist, es noch mal zu drehen. Heute, im Zeitalter digitaler Aufnahmetechniken, sollte ein Film gut sein, sonst nimmt man es dir übel, denn es gibt keine Entschuldigung mehr für technische Mängel. Du musst so lange aufnehmen, bis es passt.
An welchen Filmen warst du beteiligt, was sind deine nächsten Filmprojekte?
Beteiligt war ich an "Cake Boy" und "That Darn Punk", das war?s hauptsächlich. Dann habe ich einem Freund geholfen, eine Dokumentation namens "Punk Like Me" zusammenzustellen, und später dieses Jahr wird eine Dokumentation herauskommen über die VANDALS im Irak. Ich arbeite auch an einer Dokumentation über die VANDALS und aktuell an etwas mit Jesse James von den West Coast Choppers. Das ist alles reines Musik- und Dokumentationsmaterial. Für einen Horrorfilm, den Alice Fries geschrieben hat, mit mittlerem Budget, bin ich als Regisseur vorgesehen. Wenn die Finanzierung steht, werde ich auch mitmachen, aber hauptsächlich konzentriere ich mich auf meine Radiosendung Barely Legal Indie 103,1 FM in Los Angeles, wo ich rechtliche Ratschläge im Entertainmentbereich gebe, und auf meine beiden Bands, THE VANDALS und THE SWEET AND TENDER HOOLIGANS.
Joachim Hiller
Übersetzung: Chris Wilpert
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #66 Juni/Juli 2006 und
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