PUNKMOVIES

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Slowboat Films

M.A. Littler aus Frankfurt/Main ist ein Einzelkämpfer, hat als solcher in den letzten Monaten Filme über Voodoo Rhythm-Labelboss Beat-Man und die dort veröffentlichenden DEAD BROTHERS gedreht. Ich befragte ihn zu seiner Arbeitsweise und seinem bisherigen Schaffen.


Dann fangen wir doch mal ganz normal an: Wer bist du, was machst du, was ist Slowboat Films?


Ich bin M.A. Littler, Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Präsident von Slowboat Films. Slowboat Films wurde 1999 mit einem konkreten Vorhaben gegründet: Ich wollte unabhängige, zu einhundert Prozent selbstbestimmte Filme machen, ohne von irgendwelchen Institutionen abhängig zu sein oder mich in meiner Arbeit an irgendwelche Kriterien anpassen zu müssen. Im Laufe der folgenden Jahre war ich in der Lage, professionelles Equipment zu besorgen und ausgebildete Techniker an den Start zu bringen, um Undergroundfilme zu machen, die jedoch die technische Qualität haben, jederzeit auch im Kino und Fernsehen gezeigt zu werden. Es ist wichtig, dass der Underground ins Kino und ins Fernsehen kommt, um den Leuten zu zeigen, dass es außer banalem Müll noch eine andere Filmkultur gibt.

Was war/ist deine Motivation, gibt es Vorbilder, sowohl was Filmemacher wie Filme angeht? Warum diese?

Ich habe mit zwölf "The Big Sleep" mit Humphrey Bogart gesehen und am selben Tag "Stranger Than Paradise" von Jim Jarmusch, und seitdem war mir klar, dass ich Filme machen werde. Mir hat die Klarheit der Bilder gefallen, das Minimalistische, und der Style war unschlagbar. Ich habe von da an pro Tag drei Filme geguckt und mich so durch die Filmgeschichte geackert. Einige sind hängen geblieben, wie "Der amerikanische Freund", "Asphalt Jungle", "Bring Me The Head Of Alfredo Garcia", "Down By Law", "The Killing Of A Chinese Bookie", und haben einen bleibenden Einfluss hinterlassen. Aber ich habe Filme immer nach Regisseuren ausgesucht, wenn "Sam Fuller", "Sam Peckinpah", "John Cassavetes", "Abel Ferrara", "Werner Herzog", der frühe "Jim Jarmusch", "John Houston" oder "Howard Hawks" draufstand, habe ich sie mir angesehen.

Was waren deine bisherigen Projekte, was ist geplant?

Ich habe in den USA vier 16mm-Kurzfilme gemacht, dann eine Doku über die Bikerszene in den Südstaaten, dann kam "Voodoo Rhythm - The Gospel Of Primitive Rock’n’Roll", jetzt der Film über die DEAD BROTHERS, "Death Is Not The End". Als nächstes ist ein Film geplant über den oft zensierten Fotografen, Filmemacher und Autor Miron Zownir und Ende des Jahres kommt ein Gangsterfilm. Abgesehen davon mache ich noch Musikvideos, zum Beispiel für DM Bob und Jem Finer, King Automatic, DEAD BROTHERS und andere. Außerdem kommt ein Buch mit abgefuckter Lyrik von mir raus, das läuft auch unter Slowboat Films.

Nach was für Kriterien entscheidest du dich für ein Filmprojekt?

Das läuft wie mit Frauen: man muss sich ins Thema verlieben. Bei Voodoo Rhythm bin ich eines Morgens aufgewacht und hatte plötzlich diese Obsession. Zehn Minuten später sprach ich mit Beat-Man am Telefon, den ich vorher noch nie getroffen oder gesprochen hatte, und sagte, ich mache einen Film über "Primitive Rock’n’Roll". Der hat’s, glaube ich, erst bei der Premiere in Bern geglaubt. Ich entscheide binnen zwei Minuten, ob ich etwas mache oder nicht, dann schreibe ich das Konzept und fange an zu drehen. Es ist wichtig, dass es schnell geht und der anfängliche Enthusiasmus genutzt wird.

Es gibt jenseits von Musikvideoproduktionsfirmen kaum Leute in Deutschland, die sich mit Dokus oder allgemein filmischer Arbeit über Punk/Rock’n’Roll beschäftigen. Wie kommt das?

Das liegt daran, dass sich so gut wie alle Produktionsfirmen den Kosten-Nutzen-Faktor zur Maxime machen. Bringt uns das Thema finanziell etwas ein? Das ist die erste und oft einzige Frage, die sie sich stellen. Punkrock und Rock’n’Roll ist halt immer noch Subkultur und damit finanziell schwer einzuschätzen. Mir ist es recht, dann stechen wir aus dem Sumpf der Mittelmäßigkeit und Geschmacksverirrten wenigsten heraus ... und die Rock’n’Roller danken es uns und wir danken ihnen dafür, dass sie durchhalten.

Beschreib mal, wie man sich das Vorgehen von der Idee bis zum fertigen Film vorstellen muss.

Ich bin da sehr untypisch, da ich sehr schnell arbeite. Wenn ich die Idee habe, schreibe ich sofort ein Konzept. Im Klartext bedeutet dies: Wie soll der Film visuell aussehen, wie soll er strukturiert werden, was sind die Kernthemen, dann kommen im Falle einer Dokumentation die Interviewfragen. Die Vorbereitung ist für mich das allerwichtigste, ich muss genau wissen, was ich will, bevor ich anfange zu drehen. Das spart Zeit und Geld und die Personen, mit denen man arbeitet, spüren es, wenn man nicht weiß, was man will, und werden ungeduldig. Wenn man vom Drehen zurückkommt, beginnt der Schnitt, der mit Abstand zeitaufwändigste Prozess - bei "Voodoo Rhythm" dauerte es acht Monate. Wenn der Schnitt abgeschlossen ist, kommen der Audio-Mix und die Farbkorrektur, und dann lässt man sich im Kino feiern oder federn. Daraufhin folgt dann noch mal mindestens ein Jahr Promo-Arbeit. Egal wie man es dreht und wendet, es kostet verdammt viel Zeit.

Im Filmbereich scheinen alle an irgendwelchen Fördertöpfen zu hängen. Ihr auch?

Wir sind hundertprozentig unabhängig und hängen weder an einem Fördertopf noch an einem Sender und nur so können wir die Ideen in meinem Kopf auch umsetzen. Ich hab?s nicht so mit Bürokraten und vermeintlichen Autoritäten, ich werde da schnell ungehalten, daher habe ich eine alternative Finanzierung entwickelt.

Was macht für euch den Reiz von "Rock’n’Roll-Filmen" aus?

Es muss einen Gegenentwurf zu der assimilierten Kultur von heute geben. Der Rock’n’Roll ist ein Teil dieses Gegenentwurfs und wir leisten unseren Beitrag durch unsere Filme. Film, Literatur und Kunst können genau so sehr Rock’n’Roll sein wie Musik und nach unseren Erfahrungen verstehen die Leute das auch.