NEKROMANTIX

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It’s not a haircut, it’s a lifestyle!

Ende der Achtziger tauchte aus Dänemark ein Trio mit Slapbass in Form eines Sargs auf. Große Flats rundeten das Bild ab und auch, als sie als Vorband auftraten, war klar, hier muss man im Saal bleiben. Ihr Debüt „Hellbound“ blies alles weg, was vorher von neuen Bands eingebracht worden war. Druckvoll und schnell, ohne im Thrash zu landen, einfache und einprägsame Texte zum Mitsingen und, was wichtig war, genau das richtige Tempo fürs Wrecking. Die NEKROMANTIX etablierten sich damit umgehend in der Top-Liga des Psychobilly, sind dort bis heute geblieben und als Headliner für die großen Festivals nicht mehr wegzudenken. Konstante im Line-up ist Kim Nekroman als Sänger und Bassist. Die Besetzung mit Franc an der Gitarre und Lux am Bass besteht nun seit zwei Jahren, und das neue Release „What Happened In Hell, Stays In Hell“ ist ihr erstes gemeinsames Werk. Fragen dazu und rund um Psychobilly an Kim.

Kim, wie kann man das neue Album in euer bisheriges Schaffen einordnen?

Alle NEKROMANTIX-Alben sind Now-School. Wir leben im Hier und Jetzt und denken nicht an die Vergangenheit oder unsere alten Platten, wenn wir neue Songs aufnehmen. Ich überlasse es gerne den Hörern, ob sie es als Oldschool im Sinne unserer alten Alben empfinden oder ob wir Neues geschaffen haben. Für mich ist es so kurz nach Fertigstellung auch schwer, Favoriten auf dem Album auszumachen. Eigene Songs sind wie eigene Kinder, du liebst sie alle. Erst viel später werden sich feine Unterschiede einstellen.

Wie schafft ihr es, neben den vielen Touren, auch noch Platten aufzunehmen? Wirkliche Pausen sind kaum erkennbar.

Das neue Album war schon länger in Planung und wir hatten auch schon vor einiger Zeit begonnen. Durch die Möglichkeit, auf Tour zu gehen, hat sich aber alles deutlich verzögert und in die Länge gezogen. Wir sind also oft rein ins Studio und wieder raus aus dem Studio. Das gemeinsame Touren im neuen Line-up hat es dann aber auch möglich gemacht, am Ende den Fertigstellungsprozess zügig zu beenden.

Der Begriff Psychobilly wird musikalisch zum Teil kontrovers diskutiert und seltsam abgegrenzt. Verstehst du die NEKROMANTIX als Psychobilly-Band?

Lass es mich so sagen: Ich mache Musik fürs Herz und kümmere mich nicht darum, zu welchem Genre es passt oder nicht. Wir haben immer Psychobilly-Musik gemacht und ja, ich denke, dass wir zum Psychobilly gehören. Das Beste am Psychobilly ist doch, dass es dort keine Grenzen, Limits oder Regeln gibt!

Der Slogan einer guten deutschen Psychobilly-Radioshow lautet: „It’s not a haircut, it’s a lifestyle“ – gilt das für dich auch?

Zum Psychobilly bin ich über die Musik und die Menschen gekommen. Klar ist dies ein Lifestyle, aber neben Musik gehören auch Mode und der Haarschnitt der Leute dazu. Eine Subkultur wird erst durch diese Dinge geprägt und komplett. Ich betrachte die Szene gerne als weltweiten Club. Viele aus dem Szene-Umfeld nehmen vieles eindeutig zu ernst. Für mich geht es hauptsächlich darum, etwas Spaß zu haben.

Einige Bands, die häufig als Headliner fungieren, sind eigentlich One-Man-Shows, also Sänger mit wechselnder Begleitung. Bei den NEKROMANTIX bist du auch die einzige Konstante.

Ja stimmt, einige Bands wie DEMENTED ARE GO!, FRENZY oder GUANA BATZ werden hauptsächlich vom Sänger am Laufen gehalten. Dafür gibt es sicher viele unterschiedliche Gründe. Die Leute werden älter, normaler, gründen eine Familie. Unsere Arbeit ist ein harter Job und ein alternativer Lebensstil ohne festes Einkommen. Dafür ist bei aller Liebe zur Musik nicht jeder gemacht. Häufige Touren, für das Einkommen unerlässlich, sind häufig nicht vereinbar und sicher der Hauptgrund für die vielen Wechsel in den Line-ups.

Sind Psychobilly-Lifestyle und eine gewisse Disziplin, die lange Touren sicher verlangen, nicht Gegensätze? Wie haltet ihr es mit Partys, wenn ihr unterwegs seid?

Da ist ganz klar Professionalität gefragt. Es gibt eine Zeit für Partys und es gibt eine Zeit für die notwendige Ernsthaftigkeit. Wenn man so intensiv tourt wie wir, ist es nicht möglich, pausenlos Party zu machen. Für uns finden die richtigen Partys meistens im Rahmen von Festivals oder den kleineren Touren statt.

Hast du deinen Umzug nach Kalifornien je bereut? Wie ist die Szene bei euch?

Ein klares Nein. Mir fehlt Europa zwar und die aktive Szene dort, aber wir kommen ja pro Jahr ein bis zweimal rüber. In Kalifornien befindet sich die Psychobilly-Szene etwas in Stagnation. Das ehemals Neue ist nicht mehr neu und es sind vielleicht auch zu viele Bands aus Europa rübergekommen, die Leute sind satt und die Nachfrage ist gedeckt. Dazu kamen ein paar Konzertveranstalter, die nur schnelles Geld machen wollten, sowie der wenig hilfreiche Trend zu einer sogenannten Oldschool, der Kreatives und Innovatives unterdrückt hat. Ansonsten ist die Szene aktiv und in Takt. Viele junge Bands warten darauf, entdeckt zu werden, sind dabei aber selber zu passiv – sie warten im wörtliche Sinne auf Entdeckung. Es fehlt zum Beispiel hier auch an dedizierten Psychobilly-Plattenlabels, wie es sie in Europa gibt. Die Szene ist noch jung und die Strukturen noch ausbaubar.