NEKROMANTIX

A Symphony Of Wolf Tones & Ghost Notes

Mit Musikern über eigene Lieblingssongs und ganze Alben von ihnen zu sprechen, ist ein manchmal echt recht sinnfreies Unterfangen. Es ist bisweilen so, als ob man einem Vater von sechs Kindern sagen würde, diesen Sohn oder jene Tochter mag ich nicht.

Denn Musiker reden nicht umsonst von ihren „Kindern“, so sie denn überhaupt über ihren Alben sprechen. Doch Kritik muss von Fans durchaus gewollt und erlaubt sein. Wir Fans dürfen das. So schrieb Robert Noy 2011 in Ox #98 zum letzten NEKROMANTIX-Album „What Happens In Hell, Stays In Hell“: „Wenn die Ideen ausgehen, muss man auch keine Platte machen.

Mal sehen, ob Kim noch mal die Kurve kriegt und wieder etwas mehr Kreativität zeigen wird.“ Kim Nekroman ließ sich im Interview auch von mir nicht auf die Fährte setzen, dass mir bei der letzten Scheibe gleichfalls etwas fehle.

Indes, er steht zu Recht zu diesem Werk. Aber das ist im Moment auch nicht das vordringliche Thema. Viel Wichtiger ist es, freudig zu vermelden, dass das neue Album für mich zu den Top-3-Alben der Band zählt und mir hier ein ziemliches Highlight vorliegt.

Es hat wieder den Groove von „Return Of The Loving Dead“, ihrem Labeldebüt auf Hellcat im Jahre 2002, und den herrlichen Swing des 2011er Albums „Life Is A Grave & I dig It“. 1989 in Kopenhagen gegründet, bringt es das Trio um Sarg-Kontrabassist, Sänger und Texter Kim Nekroman mittlerweile auf neun Studioalben, wenn auch in wechselnder Besetzung.

Seit langem in Los Angeles ansässig, hat der gebürtige Däne die Band nach dem Ausstieg der Drummerin Lux mit dem jungen, talentiertem Adam Guerrero an den Sticks verstärkt. Dieser nennt den tragisch jung verstorbenen Vorgänger von Lux, Andy de Mize, als Vorbild, eine doch irgendwie sehr feine Geste.

An der Gitarre ist weiterhin Francisco Mesa tätig, der die Band mit seinen einmal treibenden, einmal relaxteren Riffs auch weiter gut voranbringt. Das Gebretter des Vorgängeralbums hat sich zum Glück erledigt, die elf Songs wissen wirklich alle zu überzeugen.

Im Psychobilly sind ja die Texte im Grunde nie von Belang, doch Kims innovative, skurrile und heftige Lyrics darf man sich durchaus zu Gemüte führen. Da wird im tollen Opener „Glow in the dark“ vom Zahnarzt berichtet, und im letzten Song, dem alles übertreffenden Hit „Ghost babe“ vom Küssen des eigenen Kopfkissens berichtet, da das „Babe“ eben leider nur ein Geist ist.

Herrlich klingt auch Kims immer noch dänisch gefärbtes Englisch, wenn er denn langsam singt, wie in „Were coyotes of Rose Hill“: „Was taken by force against her will / She cast an evil spell“ mit diesem heimatlichen, weichen „c“ in „force“ beziehungsweise „s“ in „spell“.

Die CD erscheint mit den Texten und einem Miniposter, das Vinyl kommt Mitte Dezember. Kaufen. Tanzen!