Das 1989 in Kopenhagen gegründete Psychobilly-Trio um Kontrabassist Kim Nekroman – einziges verbliebendes Gründungsmitglied und Mastermind der Band – brachte in diesem Herbst via Hellcat endlich ihr neuntes Studioalbum in die Plattenläden. Den seit längerem in Los Angeles wohnhaften Kim befragte ich entsprechend vor allem zum neuen Longplayer „A Symphony Of Wolf Tones & Ghost Notes“.
Kim, eure neue Platte den mit längeren Gesangsparts klingt wie eine geglückte Rückkehr zum Sound von „Life Is A Grave“, und ist auch melodischer als das letzte Album „What Happens In Hell ...“. Würdest du dem zustimmen?
Ich finde eher, dass „A Symphony Of Wolf Tones & Ghost Notes“ eine Kombination aller unserer vorigen Alben ist, mit ein wenig Neuem. Ich meine nicht, dass „What Happens ...“ oder „Life Is A Grave“ weniger oder stärker melodisch waren. Vielleicht verfügt die neue LP über einen besseren Fluss. Ich freue mich jedenfalls, dass du das neue Album magst. Es ist immer schwer, die eigenen Kompositionen mit objektiven Ohren zu diskutieren, weil man als Musiker einfach das Beste gibt, was man geben kann.
Dreht es sich beim Songschreiben mehr um gemachte Erfahrungen oder mehr um aktuelle Gefühle und Stimmungen?
Nein, das ist mehr ein Prozess. Wir sind nicht die Typen, die zuerst den Text schreiben, da ist zuerst einfach mehr an Energie und Akkordzusammensetzungen, so dass sich der Song danach von selbst schreibt. Die Texte sind ein notwendiges Übel, sie können auf unseren momentanen Gefühlen wie auch Ereignissen in der Welt basieren. Ich habe ständig kleine musikalische Ideen, Häppchen und Bruchstücke im Kopf, die mir eben täglich kommen, wenn ein Album entstehen soll. Diese Ideen werden dann entweder weiterentwickelt oder wieder verworfen.
Ich kann wirklich jeden Song der neuen Scheibe empfehlen, aber der erste Song, die Singleauskopplung „Glow in the dark“, und der Schlusstrack „Ghost babe“ übertreffen noch alles. Oder ist das bloß meine Meinung?
Ich habe noch keine anderen Meinungen dazu gehört, also du bist der Erste, haha. Wie schon gesagt, ich bin auf alle Songs stolz, die wir hier fabriziert haben, die genannten Stücke katalysieren einfach gut den typischen NEKROMANTIX-Stil.
Es gab einen Wechsel an den Drums. Was für ein Typ ist Adam Guerrero, wo kommt er her und was ist aus seiner Vorgängerin Lux geworden?
Lux bekam ein gutes Jobangebot, das nicht zu überbieten war. Adam spielte für REZUREX und HENCHMEN, und als er sah, dass wir die Trommelstöcke neu vergeben, bombardierte er uns mit Mails. Nach Prüfung mehrerer Kandidaten gab es keinen Zweifel mehr daran, dass er der Richtige für uns ist. Er ist mit südkalifornischem Punk und Psychobilly aufgewachsen. Unser alter Drummer Andy DeMize, der seinerzeit leider mit dem Auto tödlich verunglückte Vorgänger von Lux, war eines seiner großen Vorbilder, und Adam besitzt ein unglaubliches Talent, auch wenn er noch sehr jung ist.
Wie stellt sich die Szene rund um eure Auftritte dar? Ist der Psychobilly-Hype vom Beginn des neuen Jahrtausends noch spürbar oder kommen weniger Psychos und dafür mehr Punks zu euren Shows?
Die NEKROMANTIX haben immer ein unglaublich breitgefächertes Publikum angezogen. Wir haben Fans aus der Punk-, Metal-, Rockabilly- als auch der Psychobilly-Szene. Es hängt natürlich auch davon ab, wo wir spielen, aber speziell in den USA ist das Publikum breit aufgestellt.
Glaubst du, dass eine LP wie „Return Of The Loving Dead“ von 2002 eure wichtigste Platte war und kaum noch zu toppen ist, wegen Hits wie „Who killed the cheerleader“ und „Subcultural girl“?
Nein, ich betrachte jedes unserer Alben als wichtige Teile unserer Geschichte an. Sie repräsentieren jeweils eine Ära und wichtige Zeit. „Return Of The Loving Dead“ war unsere Eintrittskarte in die USA. Faktisch ist jedoch das Album „Dead Girls Don’t Cry“ bis heute unser bestverkauftes Album.
Wenn du nun zu Besuch nach Kopenhagen kommst, fühlt sich das Land sicher kleiner an als früher Was sagst du zur neuen Regierung in deiner ehemaligen Heimat, oder ist dir so was egal?
Haha, Kopenhagen ist so klein, wie es immer war, das ist nicht anders als früher, als ich noch dort wohnte. Überall in der Welt irren sich die Regierungen, sie vergessen schnell, was das Beste für ihr Land ist, das wirkt so, als ob den Politikern das Volk generell egal ist.
Während des Präsidentschaftswahlkampfs schriebst du in einem Post etwas über einen „Clown“ und ich meine zu wissen, wer damit gemeint war. Siehst du Potenzial für einen neuen Text in dieser bitterbösen Comedyshow?
Ich kann das nicht ausschließen, dass das eine Inspiration für einen neuen Text wäre.„Sleepwalker with a gun“ vom letzten Album war auch ein Beispiel für Politikbeschreibung im NEKROMANTIX-Universum.
Es wäre unhöflich von mir, dich nicht nach deine Frau Patricia zu fragen. Gibt es eine Fortsetzung eurer gemeinsamen Band, den sehr populären HORRORPOPS?
Ihr geht es gut. Mit Hinsicht auf die HORRORPOPS haben wir jetzt eine längere Pause, da unser Drummer für unbestimmte Zeit in Dänemark ist, aber wer weiß, vielleicht gibt es uns eines Tages wieder.
Zum Abschluss: Verfolgst du mit den NEKROMANTIX einen großen Traum oder ist das ein Albtraum in tausend Teilen und Liedern?
Haha, wenn das ein Albtraum ist, dann ist das ein fantastischer. Das zu machen, was man liebt und wofür man brennt, ist ein Privileg, das nur sehr wenigen Menschen vergönnt ist.
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