MONO sind eine Instrumentalrock-Band aus Japan, die sich im Jahr 2000 gegründet hat. Ihre ausladenden Kompositionen und die stimmungsvolle Hinwendung zu klassischen Streicherarrangements ließen sie zu einer der bekanntesten Bands im Post-Rock werden. Die Selbstreflexion, die MONO zu einer beständigen Neuausrichtung ihrer Musik verhilft, ist ihr Schlüssel zur Innovation. Zur Veröffentlichung ihres zehnten Albums „Nowhere Now Here“ erklärt Gitarrist Takaakira „Taka“ Goto die Notwendigkeit, sich zu verändern.
Taka, bei MONO erkennt man gerade in den letzten fünf Jahren einen enormen Drang nach musikalischer Veränderung. Kannst du diesen Wandel einem bestimmten Zeitpunkt zuordnen?
Ich begann während der Arbeit an den beiden Alben „The Last Dawn“ und „Rays Of Darkness“ zu spüren, dass ich einen Stil finden möchte, der sich von unserem bisherigen Ansatz unterscheidet, symphonische Elemente in unsere Musik einzufügen. Die Arbeitsweise war in weiten Teilen ein Versuch-und-Irrtum-Verfahren und erforderte daher einen hohen Zeitaufwand. An dessen Ende standen zwei Alben, die als Doppelalbum veröffentlicht wurden. Es zeigte sich jedoch, dass sich die Lieder nicht gut dazu eigneten, live gespielt zu werden. Es sind zwar gute Alben, allerdings sind die Lieder ehrlicherweise nicht annähernd auf dem Niveau, das ich vorab anvisierte. Aufgrund dessen sollte der Nachfolger „Requiem For Hell“ lauter und emotionaler werden und vor allem live besser funktionieren.
Veränderungen finden sich auch auf eurem neuen, zehnten Album „Nowhere Now Here“.
„Nowhere Now Here“ wurde zu einem musikalischen Pfad, dem wir folgen mussten, als wir uns auf ein neues Kapitel unserer Bandgeschichte vorbereiteten. Im Jahr 2017 waren wir mit Problemen konfrontiert, die die Entscheidung erforderten, MONO entweder zu einer Wiedergeburt zu führen oder unsere Aktivität zu beenden. Das Ergebnis ist eine Erzählung darüber, wie wir uns von der tiefen Dunkelheit erholen. Das Album enthält, verglichen mit den bisherigen, eine vollständig andere Energie. Wenn man das Wort „nowhere“ in der Mitte durchschneidet, erhält man „now here“. Für uns ist es ein perfekter Ausdruck dafür, dass man mit kleinen Veränderungen, die man mit Hingabe und Liebe angeht, in der Lage ist, alles zu verändern. „Nowhere Now Here“ ist die Erzählung darüber, wie wir uns von der Vergangenheit, die von Hass und Wut geprägt war, lösen konnten. Man erfährt Hoffnung und entdeckt das verborgene Licht, wenn man sich mit dem Selbst auseinandersetzt und sich seinen Problemen stellt.
Dann ist da noch der neue Drummer Dahm ...
Durch Dahm änderte sich der Sound der Band, und das, obwohl die Songs geschrieben wurden, bevor wir ihn trafen. Aber es fühlte sich an, als hätten die Stücke nur auf ihn gewartet. Ohne ihn wäre es nicht in der Form möglich gewesen, die Energie, die Vitalität und die Kraft des neuen Albums umzusetzen. Es ist manchmal so laut, dass ich meine eigenen Gitarren nicht mehr hören kann.
Außerdem finden sich neuerdings einige Synthesizer-Sounds in eurer Musik.
Viele elektronische Elemente wurden beeinflusst von meinem Soloprojekt BEHIND THE SHADOW DROPS, mit dem ich 2017 begonnen habe. Inspiriert hat mich meine Zusammenarbeit mit John McEntire von TORTOISE und mit THE SEA AND CAKE.
Neu ist nicht zuletzt, dass eure Bassistin Tamaki in dem Stück „Breathe“ singt.
„Breathe“ behandelt etwas, das ich wirklich mit Wörtern erzählen wollte. In den letzten Jahren wuchs die Band, da sich immer mehr Menschen bei MONO engagierten. Durch die aufeinanderprallenden Egos hatten wir lästige Geschäftsprobleme, die außer Kontrolle gerieten. Das ermüdete uns und nahm uns die Luft zum Atmen. Diese Problematik entfernte uns von jeglicher Kreativität. Wir beschlossen, ein neues Kapitel zu öffnen und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Dieser Entschlossenheit wollten wir mit einem Lied und Texten Ausdruck verleihen. Als ich Tamaki sagte, sie solle singen, war sie sehr überrascht. Aber ich war überzeugt, dass sie die Einzige ist, die in der Lage sein würde, diese Worte durch ihre Stimme richtig auszudrücken. Schlussendlich war ihr Gesang schöner, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich glaube, dass es sich als etwas herausgestellt hat, das wirklich in den Herzen der Menschen widerhallt.
Besonders beeindruckt hat mich der Einsatz des wunderbaren weiblichen Chors in „Meet us where the night ends“. Folgt er einer bestimmten musikalischen Tradition?
Mich hat Philip Glass’ einzigartige Sicht auf die Welt inspiriert, vor allem seine Arbeit „Glass Works“ und „The Photographer“. Außerdem diverse minimalmusikalische Sounds aus frühen Arbeiten von Steve Reich.
Die Cellistin Jo Quail war auf eurer Europatour im Oktober als Support dabei. Sie war außerdem auf der Bühne, um mit euch „Halcyon (Beautiful days)“ zu spielen. Wie seid ihr auf sie aufmerksam geworden?
Jo ist eine großartige Cellistin, die in der Lage ist, sowohl klassische als auch moderne Stücke zu spielen. Ich war vor allen Dingen davon beeindruckt, wie sie Musik komponiert – von ihrem originellen Ansatz und ihrer Weltsicht. Auf dem Roadburn Festival im April werden wir gemeinsam mit dem Streichquartett von Jo Quail unser komplettes Album „Hymn To The Immortal Wind“ aufführen.
Wie üblich habt ihr euch an den Toningenieur Steve Albini gewandt, um das Album aufzunehmen. Was ist so speziell an seiner Art, Musik aufzunehmen?
Steve ist ein guter Freund, den wir seit mittlerweile 17 Jahren kennen. Für uns war er immer der weltbeste Toningenieur. Wir nehmen unsere Alben exakt so auf, wie wir sie live spielen: Sobald der Aufnahmeknopf gedrückt ist, legen wir los. Steve fängt all diese Momente perfekt auf Band ein. Wir erzeugen hochwertige analoge Aufnahmen, in deren Verlauf die Band und Steve unter dem Druck stehen, keine Fehler zu machen. Ich liebe die Sounds, die er aufnimmt. Sie sind organisch, laut und einfach schön. Steve ist einer unserer wichtigsten Partner und er versteht MONO wie kein anderer. Ich möchte, dass wir die Alben mit ihm machen, solange es geht.
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