MONO

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Bis ans Ende aller Tage

Die japanischen Klangkünstler gehören im Instrumental-Segment längst zum absoluten Inventar. Im 25. Jahr ihres Bestehens legt die Band mit „Oath“ nun das zwölfte Studiowerk vor. Darauf setzt sich das Quartett mit den wesentlichen Fragen des Lebens auseinander, wie uns Gitarrist und Mastermind Takaakira Goto erklärt.

Auf „Oath“ beschäftigt ihr euch unter anderem mit der Tatsache, dass jedes Leben endlich ist. Wie genau kam es dazu?

Vor ein paar Jahren gab es die Pandemie. Und der Alltag, den wir bis dahin hatten, verschwand von einem auf den anderen Tag. Es begannen Kriege und andere Konflikte, was das Reisen in Länder, die wir früher besucht hatten, plötzlich unmöglich machte. Viele Menschen mussten leiden oder wurden aus dem Leben gerissen. Gleichzeitig sind in dieser Zeit einige Menschen aus unserem näheren Umfeld gestorben, darunter auch mein Vater. Natürlich sind diese Dinge mit dem Älterwerden unvermeidlich. Aber den Gedanken, dass niemand weiß, was morgen passiert, bekam ich nicht mehr aus dem Kopf.

Ihr habt wieder mit einem richtigen Orchester gearbeitet und werdet demnächst auch mit einem Kammermusik-Ensemble auf Tour gehen. Was ist der besondere Reiz dabei?
Je mehr ich mich mit historischen Instrumenten auseinandersetze, desto faszinierter bin ich. Ich empfinde es daher auf jeden Fall als etwas ganz Besonderes, mit einem Orchester aufzutreten. Auf Tour werden es in jedem Teil der Welt andere Musiker sein. Dass wir in der Lage sein werden, die Schönheit dieser Welt und die Kostbarkeit des Lebens gemeinsam mit Menschen über Nationalitäten, Kulturen und Sprachen hinweg auszudrücken, ist eine wunderbare Sache. Keiner kann isoliert leben.

Ihr werdet das Album auf Tour in voller Länge spielen ...
Ja, denn „Oath“ ist gewissermaßen eine siebzigminütige Geschichte, die wie ein Film oder ein Roman erzählt werden kann. Ich habe das Album im Laufe eines Jahres komponiert, beginnend im Frühling, dann im Sommer, Herbst und Winter. Ich habe jeweils festgehalten, was ich zu jedem Zeitpunkt fühlte. Der Winter ist vorbei und ein neuer Frühling ist gekommen. Das mag man für selbstverständlich halten, doch das ist es nicht. Ich möchte mit den Menschen auf der ganzen Welt die Freude am heutigen Tag teilen, verdeutlichen, wie kostbar und wichtig jeder einzelne Tag ist. Genau diese Momente werden wir bei unseren Live-Shows immer wieder durchleben.

Ihr seid bekannt für eure sehr emotionale Herangehensweise an die Musik. Ist es für euch im Laufe der Jahre einfacher geworden, euer Inneres in euren Songs auszudrücken?
Ich weiß es nicht. Aber wir waren zwanzig Jahre lang auf Tour. Das war mit Beginn der Pandemie nicht mehr möglich. Wir haben es dann genutzt, um uns eine Pause zu gönnen. Indem wir Zeit mit unseren Familien verbrachten und über unser Leben nachdachten. Es war eine Chance für uns, einen neuen Blick auf viele wichtige Dinge zu bekommen, die wir sonst womöglich nicht wahrgenommen hätten. Ich selbst habe auch meinen Lebensstil geändert. Ich begann, jeden Morgen um sechs Uhr aufzustehen und regelmäßig bis etwa 14 Uhr Musik zu schreiben. Vor Sonnenaufgang ist die Welt noch still und man hört nicht einmal das Zwitschern der Vögel. Es wurde zu einer sehr bedeutungsvollen Zeit, in der ich gewissermaßen einen Dialog mit meinem eigenen Herzen führen konnte.

Wie oft hörst du dir die Platte in diesen Tagen eigentlich noch an? Und was für ein Gefühl ist das?
Wir haben das Album vor über einem Jahr aufgenommen. Dennoch höre ich es mir nach wie vor noch oft an. Im Vergleich zu unseren anderen Platten fühlt sich „Oath“ an wie eine andere Welt. Das Album enthält keine Emotionen wie Wut, Dunkelheit, Verzweiflung oder Traurigkeit, die wir in der Vergangenheit zum Ausdruck gebracht haben. Es konzentriert sich auf den Reichtum, der uns bereits gegeben ist, anstatt sich über das zu beschweren, was wir nicht haben. Allein die Wärme der Sonne, die Wunder der Natur, die Anwesenheit von Familie und Freunden und die Möglichkeit, sauberes Wasser zu trinken, wann immer man den Wasserhahn aufdreht, lassen einen erkennen, wie gesegnet man ist. Wenn ich mir das Album anhöre, kann ich meine Seele reinigen. Es gibt viele Schwierigkeiten im Leben, aber wenn man sich auf das Positive konzentriert, wird man spüren, dass die Möglichkeiten endlos sind.

25 Jahre MONO. Was fühlst du, wenn du diese Zahl liest?
Ich bin einfach dankbar. Dankbar, dass ich Tamaki, unseren Gitarristen, und Yoda, unseren Bassisten, und schließlich unseren Drummer Dahm kennen gelernt habe, und zwar von ganzem Herzen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie mein Leben ohne sie aussehen würde.

Eine Band über einen so langen Zeitraum zu führen, erfordert sicher eine Menge Hingabe, viele Opfer und harte Arbeit. Stellt ihr bei euch irgendeine Art von Erschöpfung fest? Und was gibt euch die Motivation weiterzumachen?
Vor allem die ersten 15 Jahre waren ein Abenteuer und der Schritt in eine Welt, die wir nie zuvor gesehen hatten. Das war durchaus schwieriger, als wir es uns vorgestellt hatten. Es bedurfte vor allem einer starken Bereitschaft und Entschlossenheit, um die Band am Laufen zu halten. Natürlich macht es immer Freude, Musik zu machen und aufzuführen, aber die Realität ist nicht immer so einfach. Jeder von uns hat sein eigenes Leben, um das er sich kümmern muss, und als wir älter wurden, hatten wir oft das Gefühl, dass unsere Träume vielleicht nur Träume sind. Aber jedes Mal, wenn wir live auftraten und auf Tour gingen, wuchs auch nach und nach die Zahl unserer Fans. Ich glaube nicht, dass wir ohne sie MONO so weiterführen könnten, wie wir es jetzt tun. Wir danken allen, die uns weiterhin unterstützen, von ganzem Herzen.

Habt ihr noch konkrete Ziele und Pläne für die Zukunft?
Ich möchte so viele gute Alben wie möglich hinterlassen. Und solange mein Durchhaltevermögen noch reicht, möchte ich überall auf der Welt auftreten. Wie ich schon oft gesagt habe: Das Leben ist endlich. Ich möchte bis zum letzten Moment weiterlaufen.