Anlässlich des neuen Albums „A Brand, A Mission, A Mark, A Scar“ in seine Suite in einem Kölner Hotel zum Gespräch. Zwar ist das neue Album rockiger als die bisherigen Alben ausgefallen, die ein Sammelsurium an Herzschmerzballaden waren, aber von seiner Einfühlsamkeit hat der James Dean-Lookalike nichts eingebüßt. Wenn jemand als Shootingstar schlechthin zu bezeichnen ist, dann sicherlich er, denn neben einem Auftritt bei MTV-Unplugged, war er auch auf zahlreichen amerikanischen Magazin-Titelbildern zu sehen und erfreut sich generell einer großen Beliebtheit. So war auch der Kölner Prime Club mit begeisterten Fans gefüllt, darunter auch ich, trotz einer gewissen Skepsis.
Auf deinem neuen Album bewegst du dich weg vom früheren Singer/Songwriter-Sound hin zu einer richtigen Band-Platte. Wie hast du denn die richtigen Musiker dafür gefunden?
„Das mit den Musikern ergab sich eher zufällig. Einige davon sind Leute, mit denen ich vor Jahren schon mal in Bands gespielt habe. Mit unserem Drummer Mike war ich schon Ende der 80er in einer Band, der Cousin von Johnny, unserem Gitarristen war früher bei DASHBOARD, so haben wir ihn gefunden, und Scott war bei THE PROMISE RING.“
Wie kam es zu der MTV-Unplugged-Session? DASHBOARD sind ja die einzigen Künstler ohne Platinstatus, die je da aufgetreten sind.
„Alex, der Produzent der Show, hat mich gefragt, ob ich Lust dazu hätte, was daher kommt, dass er schon eine ganze Weile zu unseren Shows kommt und Fan ist. Als er mich das erste Mal sah, sagte er im Spaß – wie ich dachte – ‚Du wirst eine Unplugged-Show für mich machen.‘ Damals sind wir noch völlig unbekannt gewesen, aber wir haben die Sendung immer sehr gerne angesehen. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt in Amerika gerade mal 20.000 Platten verkauft. Von dem neuen Album haben wir etwa 1,5 Millionen Platten verkauft, davor waren es noch 800.000 Stück.“
Die Idee von Unplugged ist ja, dass man Songs mit elektrischer Gitarre akustisch spielt. Deine Lieder sind ja bereits akustisch, ist da der Witz nicht weg?
„Nein, sie hatten ja auch schon andere Bands dabei, die ebenfalls vorher überwiegend akustische Songs gemacht hatten. Es ist mehr eine Neuinterpretation der Stücke.“
Der eher depressive Sound deiner Band wirkt inzwischen wesentlich optimistischer, ebenso wie dein Gesang. Hat das was mit deinem Privatleben zu tun?
„Ich wollte einfach das gesamte menschliche Gefühlsspektrum besser ausleuchten. Es gibt im Leben eben Licht und Schatten, so ist das bei jedem, auf der letzten Platte habe ich nur die Schattenseiten eingefangen, weil ich die Songs innerhalb von zwei Wochen geschrieben habe. Das aktuelle Album habe ich über einen Zeitraum von zwei Jahren geschrieben, folglich hatte ich auch mehr positive Erlebnisse, die mich inspirieren konnten.“
Wird die Privatsphäre wichtiger, wenn die Band an Popularität gewinnt? Denkst du, dass die Hörer den Zugang zu deiner Musik verlieren, wenn du alles unter Verschluss hältst?
„Ich denke nicht, dass ich alles unter Verschluss halte, und ich denke auch nicht, dass die Verbindung zu den Kids über die Einzelheiten meines Privatlebens entsteht. Mein Privatleben soll auch privat bleiben.“
Man kann in amerikanischen Magazinen lesen, du würdest immer mehr an Glaubwürdigkeit verlieren. Geht das überhaupt, wenn man immer sein Ding gemacht hat, nie den Sound verändert hat und kein blöder Rockstar ist?
„Ich denke schon, dass man seine Glaubwürdigkeit verlieren könnte, aber diese Idee von der Glaubwürdigkeit ist eine ziemlich dumme Sichtweise. Ich gebe auch nichts auf die Meinung eines dreizehnjährigen Kids hinsichtlich meine Ehrlichkeit. Ich weiß, dass ich in dieser Hinsicht niemandem Rechenschaft schuldig bin.“
Wenn sie nicht wollen, können sie dein Album ja im Regal stehen lassen ...
„Ja, aber sie haben es trotzdem gekauft, und vor zwei Monaten waren wir auf dem Cover derselben Zeitschrift, die meine Glaubwürdigkeit in Frage gestellt hatte, und es war die bestverkaufteste Ausgabe des Jahres.“
Ist der Albumtitel „A Brand, A Mission, A Mark, A Scar“ symptomatisch für den Grundtenor der Platte?
„Nicht unbedingt für das Album, eher für unser Selbstverständnis der Band, und wie uns die Presse wahrnimmt. Diese ganze Emo-Geschichte, die wir meiner Meinung nach überhaupt nicht verkörpern, hinterlässt Spuren. Die Presse hat uns immer wohlwollend behandelt, aber diese Schublade ‚Emo‘ nervt, und ich bezweifle, dass die seit den 90ern überhaupt noch existiert. Wir sind einfach eine Rockband.“
Was läuft es so mit deinen schrägen B-Movie-Soundtracks, die du komponierst?
„Nicht besonders viel, aus dieser Ecke werde ich keine Aufträge bekommen, da bin ich mir sicher. Es ist einfach etwas, was mir Spaß macht, und woran ich für mich selbst bastle.“
Planst du denn Projekte mit anderen Musikern, oder konzentrierst du dich völlig auf DASHBOARD CONFESSIONAL?
„Ich weiß nicht, ob ich zu so was die Zeit habe. Josh von FURTHER SEEMS FOREVER und ich haben aber darüber gesprochen, vielleicht ein kleines Sideproject zu machen. Ich weiß aber nicht, wann das klappen wird.“
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