Foto

DASHBOARD CONFESSIONAL

All The Truth That I Can Tell

Was waren das für Zeiten für Chris Carrabba, als er Anfang des Jahrtausends, spätestens seit seinem Auftritt bei „MTV Unplugged“, nicht Teil einer Bewegung war, sondern gefühlt im Alleingang die gebrochenen Herzen der Welt heilte. Während die anderen Emo-Bands so langsam Kajal auflegten, reichte ihm eine Akustikgitarre, um ein Konzert quasi zu einem religiösen Ereignis werden zu lassen, bei dem alle Anwesenden wirklich jeden Ton mitsangen. Dass sein größter Hit „Hands down“ auch Titelsong einer deutschen Fernsehserie namens „18 – Allein unter Mädchen“ wurde und es einige Jahre später zu einem Duett mit JULI kam, zählt für Fans damals wie heute zu den Kuriositäten seines Erfolgs. Über die Jahre hielt dieser sich mehr oder weniger stabil, die Ausflüge in den Mittelpunkt des Mainstreams waren aber, zumindest hierzulande, vorbei. Ein beinahe tödlicher Motorradunfall 2020 drehte die Uhren bei Carrabba aber wieder zurück auf Anfang. In Zusammenarbeit mit dem Produzenten, der auch schon die ersten DASHBOARD CONFESSIONAL-Werke produziert hatte, möchte Carrabba nun merklich zu der Unmittelbarkeit seiner frühen Alben zurückkehren, was ihm musikalisch und textlich auch erstaunlich gut gelingt – Pathos inbegriffen. Ob seine Musik 2022 aber immer noch von Anfangzwanzigern mit gebrochenem Herzen gehört wird oder eher von Enddreißigern beim Sonntagsbrunch, steht auf einem anderen Blatt.