Wir treffen Sänger und Gitarrist Arnim und Bassist Torsten der Berliner Rockband BEATSTEAKS, um ihnen vor ihrem Konzert im Substage Karlsruhe querbeet Songs vorzuspielen, die alle irgendwas mit der besten Band des Universums zu tun haben.
Billy Nomates „Right behind you“
Arnim: Ah, ich liebe sie, sie ist genial, hat auch bei SLEAFORD MODS mitgesungen, Billy Nomates!
Torsten: Ist okay, bisschen zu viel Americana.
Könntet ihr euch vorstellen, alleine mit einer Loop-Station auf der Bühne zu stehen?
Arnim: Nee, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, aber ich bewundere so was total. Am Musikmachen finde ich ja gerade das Miteinander gut. Aber ich finde es eben auch total beeindruckend, wenn es jemand so macht wie sie, haha. Man kann das ja auch total toll machen.
Torsten: In den letzten zwanzig Jahren gab es mal eine Handvoll Momente, bei einer Demo- oder Charity-Geschichte, da ist Arnim alleine auf die Bühne und hat ein paar Songs von uns auf Gitarre gespielt. Da bin ich immer mitgefahren, falls er mich braucht, um sein Kabel zu halten oder so ... Das macht er immer super, aber von den BEATSTEAKS würde sich sonst niemand alleine auf die Bühne stellen.
FONTAINES D.C. „I love you“
Arnim: Die finden auf jeden Fall THE CURE gut ... Ha, das sind FONTAINES D.C.! Richtig große Band, die liebe ich. Unglaublicher Sänger.
Torsten: Boah ja, die sind super. Das beweist aber auch, dass die beste Musik immer wieder aus England kommt.
Mit dem Song besingt er seine Heimatstadt. Bei euch ist Berlin auch immer wichtig, aber ihr würdet nie ein Lied direkt für Berlin schreiben, oder?
Arnim: Nee. Wir sind einfach gerne Berliner, aber auf der Fahne steht es jetzt nicht. So was würde uns gar nicht einfallen. Das ist ein Thema, das mich auch nicht so interessiert. Berlin taucht immer mal wieder auf, aber für ein Lied ist das nichts. Wir schreiben lieber über romantische Themen und nicht über Städte.
Torsten: Die geilen Berlin-Songs sind ja auch schon von anderen geschrieben worden. Und es wäre Thomas Götz gegenüber unfair, weil der ja gar nicht aus Berlin kommt, haha.
DIE DORAUS & DIE MARINAS „Agent“
Arnim: Jüngere oder ältere Band? FEHLFARBEN würde ich erkennen.
Torsten, wäre das was für dich als Bassist?
Torsten: Finde ich ja geil, wenn so was Discomäßiges so hart gespielt wird. Aber ich dachte eben, dass ich dafür schon ein paar Wochen üben müsste.
Es sind DIE DORAUS & DIE MARINAS, er hat auch „Fred vom Jupiter“ gemacht.
Arnim: Ach ja, stimmt. Thomas und Bernd hätte das jetzt sofort gewusst.
Torsten: Wir beide sind noch zu jung dafür, haha.
In euren Videos seid ihr auch lustig, aber einen richtigen Quatschsong macht ihr nie, oder?
Torsten: ... weil es auch niemand braucht. Kein Mensch braucht Quatschmusik. Wir verstecken Scherze in Texten oder als Ausrufe in den Songs. Das wissen manchmal selbst von uns nur zwei oder drei aus der Band, mir fällt es dann Jahre später auf. Oder die Geräusche, die Teute live macht, die gehören dann einfach zur Musik dazu, da ist und bleibt er ein B-Boy, haha.
Arnim: Der gespielte Witz ist eben auch schnell alt.
Torsten: Alberne Musik, ach, ich weiß nicht.
Arnim: Musik ernst nehmen und so, das ist alles richtig. Aber dann muss man den Rest nicht mehr ernst nehmen. So was wie Fotos oder Videos, all dieser Quatsch. Wir machen Musik, um sie zu machen, dann spielen wir sie für Leute, aber alles drumherum, das nehmen wir nicht ernst.
BEASTIE BOYS „Mullethead“
Arnim: Das finde ich richtig geil ... aber ich komme nicht drauf. Wie krass es auch beim Punk immer vom Gesang abhängt ...
Torsten: Richtig geil ist das. Aber stehe auf dem Schlauch ...
Dann beide gleichzeitig: Das sind die BEASTIE BOYS! Hahaha!
Eure Lieblingsband! Sagt mal ganz genau, warum?
Torsten: Nenn mir irgendwas von denen, es ist alles geil. Als ich 13, 14 war, waren die die Allercoolsten, mit diesem VW-Zeichen, diesen Mesh Caps, und ich wollte so aussehen wie die. Ich habe aber tief im Osten gewohnt und das war für mich alles unerreichbar. Am Anfang gingen die Songs auf die Zwölf, dann kam die Wende und „Paul’s Boutique“ war meine erste Platte, die ich im Plattenladen geklaut habe. Da ist mexikanische, volkstümliche Musik dabei, Punkrock, Rap und einfach alles. Wir beide fanden DEPECHE MODE gut, aber eben auch RUN DMC und auch DIE TOTEN HOSEN und DIE ÄRZTE, aber auch Funk und Soul, und hier läuft einfach alles zusammen. Die waren einfach die Allercoolsten und sind es immer noch. Die berühren mich richtig. Bei dieser Dokumentation saß ich vor dem Laptop und habe die Typen wie ein kleiner Junge angehimmelt ... wenn man so altert, die sind so mit sich im Reinen, das ist so beeindruckend. Nick Cave macht das auch geil, aber BEASTIE BOYS ... boah.
Arnim: Schön, wenn die Posterboys, die man sich als Teenie ins Zimmer gehängt hat, einen ein Leben lang begleiten und immer cooler werden. Das ist besonders an denen. Irgendwann guckt man sonst als Dreißigjähriger zurück und fragt sich, warum man sich die bloß an die Wand gehängt hat, haha.
TURNSTILE „Lonely dezires“
Arnim: Gefällt mir sehr gut, kenne ich aber nicht. Könnte auch von uns sein, wir versuchen auch immer, aus solchen Akkorden Lieder zu machen, gelingt uns aber nicht so oft, haha.
TURNSTILE. Ich finde auch, dass es nach eurem Song „Atomic love“ klingt.
Torsten: Lustig, wir haben uns letztens darüber unterhalten, dass unser Song „Ticket“ eigentlich ein TURNSTILE-Song sein könnte. Aber der Song hier wirkt auch schon bisschen glatt und würde bei uns rumpliger klingen.
Arnim: Der Song ist auf der „Glow On“-Platte? Krass, ist mir nicht aufgefallen.
Torsten: Mir auch nicht, weil ich die ersten drei, vier Songs auch immer wieder in Schleife gehört habe, die Platte davor mag ich auch. Tolle Band und ich mag das Gemecker nicht, wenn sich Punk und Hardcore auf was einigen und das dann auch wieder nicht recht ist. Ja, jetzt finden alle TURNSTILE-Platten geil, weil die eben eine geile Band sind. Und es ist auf jeden Fall nicht so ’ne Bollo-Hardcore-Band, da gibt es genug andere, bei denen man sofort an tätowierte Jungs und Wifebeater denkt. Da fallen TURNSTILE so ein bisschen raus und sind ein anderes, sympathischeres Kaliber.
DIE NERVEN „Europa“
Arnim [summt sofort mit]
Torsten: „Something in the way“ von NIRVANA?
Arnim [als Gesang einsetzt]: DIE NERVEN! Eine große Band. Ich finde es gut, wenn Bands eine Ecke finden und etwas machen, was niemand macht. Und das, was die da machen, das macht niemand außer ihnen. Solche Texte schreiben und auch so groß zu produzieren, außerdem finde ich Trios immer gut. Max Rieger ist auch ein charismatischer Mensch, für mich sind die die beste Rockband gerade in Deutschland.
Torsten: Da schließe ich mich an, haha.
Der Song ist ja schon älter, aber der Refrain erschreckend aktuell. Ist euch das schon passiert, dass ihr einen Song hattet, dessen Aussage nach einiger Zeit eine andere Bedeutung hatte?
Arnim: Mit unserem neuen Song „Kommando Sunshine“ ist es so, der hieß am Anfang anders. Die Musik lag schon seit einem halben Jahr in der Schublade und er hatte einen anderen Text. Aber Thomas meinte, das wäre nicht so geil, und ich war erst bisschen traurig, weil ich es super fand. Aber Thomas fand, wir müssen einen Gegenpol bilden, und als mir „Kommando Sunshine“ als Schlagwort einfiel, war er begeistert und meinte, dazu könnte er etwas schreiben. Und eine Woche später fing dann der Krieg an. Thomas sagte, dass genau das jetzt unser Job sei, etwas Positives zu machen und die Leute zu unterhalten, wir sind immer die unterhaltende Band und sind eben nicht DIE NERVEN. Eher – hoffentlich – gutes Entertainment zum richtigen Moment, so sehe ich uns, also inhaltlich.
Habt ihr über das Wort Kommando diskutiert?
Torsten: Ja, kurz haben wir darüber gesprochen, uns aber schnell geeinigt, dass das in Ordnung ist und wir es ja ins Gegenteil übertreiben.
SLAYER „Can’t stand you“
Arnim: SLAYER!
Torsten: Eine Metalband ist dann geil, wenn sie in der Geschwindigkeit drei Akkorde so geil spielen kann. Bei denen klingt das mega. Unser Backliner hat mal über die ganz anerkennend gesagt: „Da ist nichts Liebes dran.“ Haha!
Tom Araya hat einen Schaden an der Wirbelsäule und darf ja selbst nicht mehr moshen.
Torsten: Und der hat wohl auch einen kleinen Schaden da oben, denn er hat sich oft mit fragwürdigen Aussagen ins Aus manövriert. Zum Thema chilenischer Diktator und so, da kam auch viel Dünnes bei rum. Wir haben die mal in der Columbiahalle gesehen, da haben sie als Zugabe die „Reign In Blood“ durchgespielt. Die ist im Original 29 Minuten lang und SLAYER haben sie in 24 durchgeballert, das war einfach geil, haha.
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