BEATSTEAKS

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Putzen für die Brigitte?

Nachdem ihr letztes Album „Boombox“ auf Platz eins der deutschen Charts gelandet war und sie mit zwei Schlagzeugern auf Tour gegangen sind, veröffentlichten die BEATSTEAKS jetzt eine DVD unter dem Titel „Muffensausen“. In einem Berliner Luxushotel traf ich Schlagzeuger Thomas, Bassist Thorsten und Gitarrist Bernd zum Gespräch und versprach im Interview, keine Witze mehr über Punkrock und Präsidentensuiten zu machen.

Ihr habt „B-Seite“ gemacht, „Beat-TV“ und jetzt „Muffensausen“, eure aktuelle DVD. Mögt ihr es, von Kameras begleitet zu werden?

Bernd: Thorsten, ja. Wir nicht so, haha.

Thomas: Unsere letzte DVD „B-Seite“ ist von 2006, und in der Zwischenzeit hat sich einfach ganz viel angesammelt, von dem wir glauben, dass es sich zu zeigen lohnt.

Thorsten: Wenn wir selbst ein Konzert filmen, weil wir zwei Schlagzeuger dabeihaben, oder wenn wir den Weg vom Entstehen bis zum Spielen einer Platte filmen, wie mit „Beat-TV“, dann machen wir das gern. Wenn uns aber das Fernsehen filmen möchte, überlegen wir schon eher.

Was ist nach „B-Seite“ das Besondere an „Muffensausen“?

Bernd:
Eigentlich ging es ja damit los, dass wir eine Dokumentation über unseren Bassisten machen wollten, das war das Kernstück. Aber die Arbeit daran dauerte so lang, dass da dann so viel Material zusammenkam, dass wir gedacht haben: „Ach, jetzt machen wir’s richtig.“ Am Ende des Tages haben wir nun zwei DVDs, auf denen die Dokumentation über Thorsten zu sehen ist, außerdem ein Konzertfilm, alle Folgen von „Beat-TV“, unserem heimlichen Piratensender, Videos mit Making-Ofs und eine CD zum Autofahren. Das ist vom Umfang her deutlich mehr, als du normalerweise von einer Band kriegst, und darauf sind wir mächtig stolz.

Warum habt ihr gerade Thorsten mit der Kamera begleitet?

Bernd: Weil der die interessanteste Geschichte in der Band hat ...

Thorsten: Nee, ach was, die anderen vier waren einfach clever genug, zu sagen: „Nee, ich hab keinen Bock auf den Scheiß.“ Dann gab es einfach schon genug Material, wo blöderweise immer ich zu sehen war, und da war es das Einfachste zu sagen: „Ach komm, dann lass uns das doch mit dem Trottel machen.“ Haha!

Thomas: Ich wüsste nicht, dass es eine andere Dokumentation über den Bassisten einer Band gibt. Wenn es Dokumentationen über Bands gibt, reden da immer der Sänger und der Leadgitarrist ...

Bernd: ... und verlieren sich in Studio-Quatsch.

Thorsten: Wenn man sich das richtig anguckt, dann bekommt man schon mit, wie die Band tickt. Es gibt nicht viel oder sogar gar nichts über die BEATSTEAKS, außer man hört die Platten oder schaut sich Konzerte an. Sonst heißt es immer: „Die sind ja ganz nett und auf dem Boden geblieben, blablabla.“ Wenn man so eine DVD macht, kann man ja darauf achten, dass man am Ende wirklich etwas über uns erfährt, und wie es dazu gekommen ist, dass ich damals mit meinen recht marginalen Musikkenntnissen in der Band gelandet bin. Nicht zuletzt, weil ich ja auch „der Neue“ bin.

Bernd: Du erfährst viel mehr über die Band, als wenn du irgendeine „Some Kind of Monster“-DVD reinwirfst. Wir haben uns gefragt, wie das für jemanden wäre, der sich eine DVD anguckt und wissen möchte, wie man Musik macht. Da ist so eine Dokumentation super, weil man einfach erfährt, dass das einfach passiert.

Thorsten: Man muss nicht wirklich was können, um Musik zu machen, haha.

Verhaltet ihr euch bewusst anders, wenn die Kameras dabei sind?

Bernd: Das ist am Anfang vielleicht so, weil du Schiss hast, dass da eine Kamera ist und du irgendwie scheiße aussiehst, aber irgendwann vergisst du das. Die Kameraleute waren auch sehr unauffällig und haben uns die Dinger nicht direkt vor die Nase gehalten.

Thorsten: Seit zwei Jahren rennen ja nun schon Leute mit Kameras um uns rum. Das sind eigentlich Freunde, die man unabhängig von den Filmen kennt, und wir haben uns von denen schon in der Berliner Wuhlheide oder für „Beat-TV“ filmen lassen. Da war das irgendwann total normal. Es waren eben drei Leute mehr mit auf Tour, mit denen man Bier trinken konnte.

Es hat dich also nicht gestört, dass sie dich zum Beispiel beim Spüleputzen gefilmt haben?

Thorsten: Ich mache nun mal andauernd irgendwas sauber, Es reichen dann schon drei Minuten, die mich jemand filmt, und man sieht mich beim Putzen. Zu Hause ist das dann die Spüle ...

Bist du der Aufräumer bei den BEATSTEAKS?

Thorsten: Nicht mehr, ich gewöhne es mir im Proberaum gerade ab. Ich werde von den beiden hier immer gehänselt. Wenn irgendwas fehlt, ist Thomas immer der Erste, der anruft: Thorsten, sag mal, hast du das und das weggeschmissen? Seitdem versuche ich, nur noch meine kleine Ecke aufzuräumen, haha. Ab und zu bringe ich aber noch die Pfandflaschen weg.

Ihr habt im letzten Ox-Interview gesagt, dass „Boombox“, euer letztes Album, zugänglicher war. Wirkt sich das auch auf das Publikum aus?

Thorsten: Meinst du, ob das Publikum auch zugänglicher ist?

Thomas: Nein, das wird immer schroffer, das Publikum.

Kommen denn jetzt zum Beispiel andere Leute zu euren Konzerten?

Thorsten: Jetzt mal im Ernst, das hören einfach irgendwann mehr Leute. Neulich hat mich die Mutter meiner Freundin angerufen und gesagt, dass ihr das neue Lied gut gefällt, das hätte sie im Radio gehört. Zeitgleich haben bei Facebook viele Leute gemeckert.

Thomas: Die Älteren rufen wenigstens noch an, die gehen nicht auf Facebook, haha.

Thorsten: Ja, genau. Das ist doch aber der normale Lauf der Dinge, die ROLLING STONES haben es irgendwann auch nicht mehr geschafft, alle zu verschrecken. Irgendwann waren es die Eltern, die ihren Kindern die Stones vorgespielt haben, und so wird das bei uns bestimmt auch sein.

Thomas: Und zu den Konzerten kommen einfach generell mehr Leute.

Thorsten: Es ändert sich an sich nicht so viel. Da sind zwar welche, die sagen: „Macht mal wieder ,48/49‘, das ist doch hier kein Punkrock mehr“, aber ich glaube, eigentlich kommen immer noch alle.

Thorsten: Man darf uns ja auch nicht mit Cro vergleichen. Bei dem explodiert gerade die Karriere und auf einmal stehen da eben zehntausende Mädchen zwischen zwölf und 21. Bei uns wurde das eher langsam immer mehr.

Bernd: Als wir angefangen haben, da war das Publikum auch in unserem Alter.

Thorsten: Die waren viel jünger als wir ...

Thomas: ... das war ja auch bei einer Abifete.

Bernd: Jedenfalls sind die auch mit uns mit gewachsen.

Letzten Sommer habt ihr zwei Schlagzeuger mit auf Tour genommen, wie kam das zustande?

Bernd:
Das war eigentlich Arnims Idee. Dennis war früher Roadie bei uns und hat mit Thomas immer im Proberaum abgehangen und Schlagzeug gespielt. Arnim kam mal dazu, war sofort begeistert und machte uns abends den Vorschlag, ihn mitzunehmen. Das kam genau zur richtigen Zeit. Wir waren schon zwei Jahre mit der letzten Platte auf Tour und hätten nicht noch ein drittes Jahr mit demselben Programm durchziehen wollen. Das ist doch irgendwann ...

Thorsten: ... langweilig.

Bernd: Dann hatten wir einen Aufhänger und konnten alles neu aufziehen. Das war grandios.

Thomas: Bombe war das. Für mich war das total geil. Dennis ist so ein cooler Typ, mit ihm zusammen auf der Bühne zu sitzen, war toll. Ich hoffe, das sieht man auf der DVD.

Ändert sich da nicht einiges an der Banddynamik?

Bernd: Das sind eher subtile Sachen, etwa, dass du dich auf der Bühne mal umdrehst und denkst: „Das ist ja riesig, da sind dann zwei Typen, die da reinkloppen.“ Bis hin zu: „Okay, ich muss jetzt hier nicht den Affen machen, es gucken ja eh alle nur da hin.“ Es klingt dann auch anders.

Seit „Boombox“ auf Platz eins der deutschen Charts war, gibt es in Folge auch überraschende Medien-Anfragen bei euch? Zum Beispiel von der Bunten oder ähnlichem?

Thorsten: Letztens war was Lustiges, da war doch ein Song von uns auf einem Musik-Sampler von so einem „Junge Mädchen“-Magazin.

Thomas: Ja?

Thorsten: Wie hieß denn das noch ...

Thomas: Meinst du das Bundeswehr-Magazin?

Thorsten: Die kamen auch schon mal auf uns zu, haha.

Aber wenn jetzt eine Frauenzeitschrift kommen und sagen würde: „Thorsten, du als Aufräumer, gib doch mal Putztips“, würdest du das machen?

Thorsten: Das macht ja zum Glück keiner, man fragt mich als Bassisten der BEATSTEAKS. Und nachdem wir jetzt gerade eine DVD rausgebracht haben, würde ich denen natürlich ein Interview geben, und meinetwegen gebe ich auch Putztipps, aber unten drunter muss dann was zur DVD stehen. Ist mir scheißegal, Hauptsache ist, dass die Leute sehen, dass wir eine Hammer-Band sind.

Werbung, Werbung, Werbung?

Thorsten: Nee, so viel Werbung kannst du ja gar nicht machen.

Thomas: Doch, doch, haha.

Thorsten: Ich finde das einfach wichtig, uns kennen ja Millionen Leute noch nicht. Es gibt so viel Scheißmusik da draußen, wir könnten uns zehn Stunden damit beschäftigen, Kackbands aufzuzählen. Warum sollen die Leute dann nicht eine Band kennen, die ein bisschen cool ist? Wenn ich die Chance habe, in einer Frauenzeitschrift stattzufinden, dann lernen uns die Leute kennen und vielleicht über uns dann auch noch andere Bands. Ich bin zu THE CLASH auch über GREEN DAY gekommen. Es melden sich schon mehr und es gibt Sachen, die machen wir aus Prinzip nicht. Arnim wurde aber mal in einer Liste unter den fünfzig bestgekleideten Typen genannt.

Thomas: Da hätten sie dich doch eigentlich nennen müssen.

Thorsten: Nee, mich haben sie mal zerrissen, da waren Arnim und ich mal auf einem roten Teppich. Ich muss immer mit, weil ich der Einzige bin, der nicht „Nee“ sagen kann – und dann wurden wir fotografiert. Bei Arnim ging es noch, der hat sich einen Rest Punkrock-Appeal erhalten können, aber bei mir waren Hopfen und Malz verloren. So was Langweiliges ... keine Punkrock-Akzente, keine lackierten Fingernägel, kein Kajal ...

Hast du das früher mal gemacht?

Thorsten: Nein, aber ... haha ... ach, wir hatten mal eine ganz kurze Kajal-Phase, Thomas und ich.

Thomas: Das hatten wir uns von den RADIO DEAD ONES abgeguckt.

Bernd: Die hat aber auch nur zwei Wochen gedauert, oder so.

Thorsten: Nee, das war schon länger, richtig mit Melone.

Thomas: Ach, das war toll.