Bereits seit 1996 sind die APERS aus Rotterdam aktiv. Gestartet als Trio und immer schon im Umfeld von Stardumb Records aktiv, sind sie mittlerweile zum Quartett angewachsen und haben sich zu einer der umtriebigsten Poppunkbands Europas entwickelt, nicht zuletzt auch wegen ihrer Livepräsenz. Kaum ein Club, Jugendzentrum oder Kellerloch in Europa, in dem die APERS noch nicht gespielt haben. Und gerade deswegen gehören sie wohl auch zu den wichtigsten und am härtesten arbeitenden europäischen Bands, weil sie ihre Musik auch in die letzten Winkel des Kontinents zu tragen versuchen, und es wohl nur wenige ernsthaft Punkrockinteressierte gibt, die nicht schon mal auf irgendeine Art und Weise einen Auftritt der APERS mitbekommen haben.
Mittlerweile verschlug es sie sogar in das Mutterland des Poppunk, die USA, und auch ihre zwei Alben, sowie die zahllosen Singles, die auf dem letzten Release zu einer Compilation zusammen gefasst wurden, sprechen eine deutliche Sprache. Es war also an der Zeit Sänger und Bassist Kevin Aper ein paar Fragen zu stellen.
Hey Kevin, wie geht es den APERS im Moment?
„Den APERS geht es wunderbar! Wir haben im Februar auf Stardumb Records eine Compilation namens ‚The Wild & Savage APERS‘, mit all unseren alten Tracks von Singles und Samplern herausgebracht, weil wir dachten, es wäre an der Zeit eine Compi zu machen, gerade weil fast alle Songs darauf nicht mehr erhältlich sind. Wir haben so viele Shows in den letzten Jahren gespielt, und wir wollten, dass jeder unsere Songs hört. Im Moment planen wir kommende Touren, arbeiten an neuen Songs und haben jede Menge cooler Ideen.“
Die APERS gibt es schon ziemlich lange. Wie hat sich die Band über die Jahre entwickelt und wie viele Alben verkauft ihr denn so zum jetzigen Zeitpunkt?
„Letzten März haben wir unser achtjähriges Bandbestehen gefeiert. Unsere erste Show haben wir im Frühjahr ‘96 gespielt und ich finde, seitdem ist alles ganz gut gelaufen. Wir lieben es zu touren, also machen wir das auch. Wir sind schon länger aktiv als die meisten Bands in unserem Genre in Europa. Die BACKWOOD CREATURES, MANGES und SONIC DOLLS gab es vor uns, aber die meisten anderen Bands nicht. Wenn du bei unseren Plattenverkäufen genaue Zahlen wissen willst, solltest du besser mit den Bossen bei Stardumb reden, aber ich denke so um die 2.500 Kopien pro Album wäre schon ziemlich zutreffend, weltweit gesehen.“
Einige Leute könnten denken, man könne jede Menge Geld machen, indem man in einer Poppunk-Band spielt. Du musst es ja wissen: Sind die APERS Millionäre?
„Keiner von den APERS kann von der Band leben! Unser Gitarrist Marien und ich bekommen ein paar Tantiemen für unsere Songs, aber das sind nicht mehr als 100 Euro im Monat. Manchmal bringt die Band etwas ein für Saiten und Equipment, und auf Tour kriegen wir etwas Taschengeld, aber es gibt keine Monatszahlungen oder so was. Die Poppunk-Szene ist klein und wenn du sie nicht liebst, ist darin kein Platz für dich. Es kann wirklich sehr romantisch sein, in der Band zu spielen, auf Tour zu sein, in Rom aufzuwachen, in Madrid betrunken zu werden und Party in London zu machen. I love it! Ich liebe es, unsere Songs zu spielen, mit den anderen aus der Band rumzuhängen, neue Leute zu treffen. Natürlich ist es manchmal auch nicht so toll, aber die meiste Zeit ist es das Einzige, was ich tun möchte.“
Ich habe auch gehört, dass ihr 2001 ein Video zu dem Song „Eyes open wide“ gemacht habt. Habt ihr damit Airplay bekommen? Und hat das finanziell Sinn gemacht?
„Punkrock macht finanziell nie Sinn, deswegen hab ich es ja auch zu meinem Business gemacht, haha. Aber ja, ‚Eyes open wide‘ war das erste Video, was wir gemacht haben, und es ist echt gut geworden. Hier in den Niederlanden wurde es auf MTV und einigen anderen Musiksendern gespielt. Es ist cool, eine Independent-Platte zu machen und dann sogar ein Video auf demselben Sender zu haben, wo sonst nur Britney Spears oder Sean Paul laufen.“
Warum habt ihr im Jahr 2000 Jerry Hormone in die Band geholt? Wollt ihr mit dem Typen mehr Mädels anziehen?
„Nein, ich hasse Mädchen, haha. Der Grund war, dass wir mit RETARDED auf Tour gehen wollten, und die haben einen zweiten Gitarristen mitgebracht, also dachten wir, wir bräuchten auch einen. Jerry hat dann ein paar Shows gespielt und ist bei uns hängen geblieben. Er ist ein super Typ, der eine Höllen-Liveshow macht. Aber alle Mädchen, die er anzieht, behält er dann auch für sich selbst. Hormone teilt nicht gerne mit den hässlichen alten Typen in der Band.“
2003 habt ihr mit den GROOVIE GHOULIES in den USA getourt. Wie ist es dort für eine europäische Band?
„Na ja, da kann ich natürlich nur für mich und die APERS sprechen, aber es war ein unglaubliches Erlebnis. Wahrscheinlich die beste Tour, die ich jemals gemacht habe. Die GROOVIE GHOULIES sind wahrscheinlich die freundlichsten und am härtesten arbeitenden Menschen im Punkrock! Und dazu sind sie noch eine unglaubliche Liveband mit Killer-Tunes. Also war das Vergnügen ganz auf unserer Seite. Wir haben Shows in den ganzen USA gespielt, haben unglaublich viele coole Leute getroffen, unglaublich viele coole Plätze besucht, und waren nach sechs Wochen Tour am Stück total im Eimer!“
Was für Anekdoten kannst du von der Tour erzählen? Es gab Gerüchte, dass du in Las Vegas heiraten wolltest. Und wo du gerade schon mal Britney Spears erwähnt hast ...
„Nein, dieses ganze Heiratsding hat gar nicht stattgefunden! Das war ein Publicity-Stunt von einer bekannten holländischen Girlsängerin namens Ellen Ten Damme. Es gab da so ein Gewinnspiel, man konnte eine Heirat mit ihr in Las Vegas gewinnen. Ich hab mitgemacht und hab gewonnen. Wir sind aber nie nach Vegas geflogen. Aber vielleicht ist es das Beste, dass aus unserer Liebe nichts geworden ist.“
Die APERS veröffentlichen seit jeher ihre Platten auf Stardumb Records und du warst sogar Mitbegründer des Labels. Stefan Stardumb hat mir aber erzählt, dass du bei Stardumb Records ausgestiegen bist. Was war der Grund?
„Der Hauptgrund war, dass ich nichts mehr für das Label gemacht habe. Ich habe nur noch für die APERS gearbeitet, oder ich war auf Tour. Der Antrieb, für Stardumb zu arbeiten, war irgendwie weg. Vielleicht bin ich nicht geschaffen für das Labelgeschäft, vielleicht bin ich auch nur faul. Es gab da aber keinen Streit oder so was, und ich denke, Stardumb Records ist ohne mich besser dran, haha.“
Du bist bekannt für deine lustigen, pathetischen Linernotes auf vielen Stardumb-Releases. Ist es dein Ziel, damit eine große europäische Poppunk-Szene aufzubauen? Wofür steht Poppunk deiner Meinung nach? Ich hatte in letzter Zeit leichte Auseinandersetzungen mit Leuten, die gesagt haben: Poppunk steht für nichts außer Girls, Strand, Party und Saufen! Eine unpolitische Musikrichtung, die von dummen Leuten gemacht wird, die keine Ahnung davon haben, was in der Welt vor sich geht. Was denkst du darüber?
„Zu allererst mal: Ich liebe Poppunk, deswegen mache ich es! Es ist die Liebe zur Musik, die mich antreibt, die mich zum Touren motiviert und dazu, darüber zu schreiben. Es ist nicht mein Ziel, eine große europäische oder weltweite Szene aufzubauen, ich mag aber die bereits vorhandene Szene. Vor ein paar Jahren ging es in der europäischen Szene richtig ab. Im Moment hängt sie nicht mehr so fest verbunden zusammen, aber es gibt immer noch eine ganze Menge aktiver Leute. Und zweitens möchte ich sagen, dass ich froh bin, dass im Poppunk nichts politisch oder irgendwas ist. Das eine schließt das andere nicht aus, aber ich und auch viele andere in der Szene haben nur nicht den Ansporn, bestimmte Themen durch Musik ans Licht zu bringen. Natürlich habe ich meine eigenen Meinungen und Ansichten, aber die behalte ich meistens für mich. Ich will rocken, ich will reisen, ich will trinken und ich will Leute treffen, die das auch mögen.“
Na, darüber werden die Anhänger politisch korrekter Punkrock-Debattier-Clubs aber wieder zu diskutieren haben ... Noch irgendwelche letzten Worte, Kevin?
„You can get hungry outside, but you always eat at home. But then again: Jeden Tag Erbsensuppe ...“
Bernd Fischer
Foto: Fred van Diem
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