Foto

HIRSCH EFFEKT

Urian

THE HIRSCH EFFEKT haben schon weitaus längere Alben veröffentlicht, aber der erste Eindruck von „Urian“ ist: Uff, das zieht sich. Mag sein, dass der künstlerische Transfer gewollt ist, denn das Trio befasst sich mit den aus allen Richtungen näher kommenden Bedrohungen, die auch länger anhalten als erhofft. Für ihre Verhältnisse klingen THE HIRSCH EFFEKT sogar zugänglich, gleichen den realen Wahnsinn wohl mit Abschleifen der eigenen Kanten aus. Ein knurrender Bass lockt alte Fans nicht mehr hinter dem Ofen hervor, einander überkreuzende Rhythmen und auf uns niedergehende Riffgewitter auch nicht. Mit den Harmonien und schwebenden Post-Rock-Momenten lassen sich durchaus neue Fans locken. Während bisher selbst die komplexesten Kompositionen durchdacht und logisch wirkten, scheint „Urian“ öfter mal den Faden zu verlieren. Auch das könnte ein kreativer Kniff sein, hört sich aber nicht mehr so spannend an wie die verwinkelten und vor Ideen sprudelnden Platten davor. Ein Song wie „Granica“, der von den Eindrücken handelt, Hilfsgüter an die polnische Grenze zu bringen, basiert leider auf Tatsachen. Und dass seit „Kollaps“, dem Vorgänger, der sich intensiv mit der Klimakatastrophe auseinandergesetzt hat, nicht unbedingt etwas besser geworden ist, ist auch nicht stimmungsfördernd. Die Band bringt mit „Urian“ also die eigene Hilflosigkeit und Zukunftsangst („2054“) auf den Punkt.