HIRSCH EFFEKT

Holon:Anamnesis

Streicher eröffnen das neue Album der Hannoveraner, aber gegen Ende des Intros folgt ein fieser Screamotrack mit jazzigen Interludes. Also pfeift die Band weiterhin auf Genrekonventionen und setzt per irrem Solo dem ganzen technischen Wahnsinn noch die Krone auf.

Der deutsche Gesang ist stets recht poplastig, findet aber in den Deathcore-Passagen einen krassen Kontrast und wird auch mit akrobatischer Griffbrettflitzerei relativiert. Das Gros der Songs ist jenseits der Sechs-Minuten-Grenze angesiedelt und verdient definitiv das Prog-Gütesiegel, die Versatzstücke aus dem Metal allerdings wirken auf mich eher wie Zugeständnisse an den harten Kern der Hörer, während die Refrains etwas zu dick aufgetragen werden und eigentlich nicht zu den Riffattacken passen.

Sorry, aber mir ist das weiterhin zu kunterbunt und zu zerfahren. Ganz moderne Musik eben, alles darf fusioniert werden und nach dem Baukastenprinzip reiht man vieles aneinander, was eigentlich nicht stimmig ist.

Technisch ein beachtlicher Geniestreich, rein gefühlsmäßig aber etwas zu konstruiert, zu überladen und nur selten erdig und eingängig. Andererseits sind die Texte des Trios in ihrer Ökonomie sehr eindrucksvoll.

Dieses Album polarisiert eben.