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HIRSCH EFFEKT

Kollaps

Das Artcore-Trio THE HIRSCH EFFEKT hat uns mit „Kollaps“ einen schweren Brocken vorgesetzt. Den Klimawandel als zentrales Thema und die willensstarke Schwedin Greta Thunberg als Leitfigur für den nahenden Untergang, wie soll man bei einem solch starken Inhalt noch musikalisch rebellieren, ohne die Hörer*innen zu überfordern? Das ist selbst mit dem prallen Repertoire an Prog Metal, Noise, Jazz und dem eingangs erwähnten Artcore kaum möglich. Genau deshalb konzentrieren sich Nils, Ilja und Moritz mit „Kollaps“ auf eine ihre weiteren Stärken. Sie unterfüttern die Botschaften mit ihren sowieso schon stark verschachtelten und bunten Tonmosaiken und komponieren so bildlich wie noch nie. Es gelingt THE HIRSCH EFFEKT, ihre Kunst mit dem großen Ganzen zu verschmelzen und sich in den richtigen Momenten sogar unterzuordnen. Dann klingen sie (mal wieder) poppig, schon fast zahm. Die Songs ziehen ihre Tiefe und Dringlichkeit aus den angedeuteten Erzählungen und grauen Dystopien, die sich das Hirn dazu selbst ausmalt. Die Musik ist Treibstoff für die Überspitzungen und die Wut, die die schonungslose Realität offenlegt. „Noja“ deutet auf alle, die weiterhin leugnen und den Status quo herunterspielen. „Bilen“ explodiert THE HIRSCH EFFEKT beinahe im Gesicht, wie kann man es wagen, das Auto als Werteträger anzuzweifeln? Mit „Kollaps“ haben sich THE HIRSCH EFFEKT vom Wahnsinn weg- und zur echten Kunst hinbewegt. Die wird einem selten vorgekaut und entsteht in erster Linie durch die Rezipienten.