Mit dem noisigen Einstieg „War“ machen IDLES – mit Saxophoneinsatz von Colin Webster – unmissverständlich klar, dass es weiterhin nicht die Zeit ist, um sich gemütlich zurückzulehnen. Albumeröffnungen sind eine ihre Stärken und dieses Mal hat das Quintett aktives Stören und massive Penetranz als Antrieb gewählt. Mit dem bereits vorab veröffentlichten Song „Grounds“ legen IDLES, unterstützt von Webster und Warren Ellis, ihr Meisterstück vor. Musikalisch einzigartig, rhythmisch ausbrechend und inhaltlich beeindruckend auf den Punkt gebracht, formuliert die Band wohl ihr wichtiges Statement überhaupt: „Do you hear that thunder? That’s the sound of strength in numbers!“ Die Platte trägt den Zusatztitel „Momentary Acceptance Of The Self“ und im Booklet macht die Band klar, dass sie nicht mehr anbieten kann als eine Momentaufnahme. IDLES haben zweifelsohne Funken geschlagen, der Brand kam von alleine. Es ist unbestritten, dass die Band aus Bristol viele andere Bands inspiriert hat. Dass sie einen gangbaren Weg gewiesen haben, der bedeutet, nicht nur nach oben zu treten und zu schimpfen, sondern sich als Teil einer Gemeinschaft zu verstehen und seinen Beitrag zu leisten. In der Banddoku „Don’t Go Gentle: A Film About Idles“ wird nicht nur die bisherige Geschichte der Band gezeigt, sondern auch der Zusammenschluss der AF Gang. Eine große Gruppe von gleichgesinnten Menschen, die sich gegenseitig helfen. „Anxiety“ ist nicht der einzige Song auf „Ultra Mono“, der sich mit psychischen Erkrankungen befasst. Das Finale könnte nicht befreiender sein. Wie ein wildes Tier scheint die Band alle Ketten sprengen zu wollen und eskaliert gemeinsam in einem lauten, rhythmischen Zerren. Auch die Botschaft des zweisprachigen Liedes mit Jehnny Beth „Ne touche pas moi“ ist eindeutig. Mein Tanzbereich, dein Tanzbereich. Punkt. An dieser Stelle Gruß an die BEATSTEAKS, denen die Riffs mit Sicherheit bekannt vorkommen und die auch schon mit Nick Launay aufgenommen haben. Zitate aller denkwürdiger Zeilen würden den Rahmen des Reviews sprengen. Selbstredend ist „Ultra Mono“ auch inhaltlich bemerkenswert stark. Während die amerikanische Country-Sängerin Lynn Anderson in „(I never promised you a) Rose garden“ schon leise Zweifel an perfekten Beziehungen säte, bekunden die IDLES in „Model village“ rigoroses Desinteresse am Reihenhausideal im Vorstadtviertel und machen klar: „I beg your pardon / I don’t care about your rose garden / I’ve listened to the things you said / You just sound like you’re scared to death“. Die Phase, in der man den Lauten einfach nur mal richtig zuhören muss, ist längst vorbei. Wir hören zu, wir haben verstanden, was ihr wollt, und wollen genau das nicht. Für uns gilt: „Fuck you, I’m a lover!“ Und wenn dir die Puste ausgeht, dann hörst du Joes Stimme in deinem Kopf: „You’re Joe Cal-fucking-zaghe!“
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