Wir kennen das ja in diesem Genre: Viel Gedöns. Wenig Gehalt. Irisch, schottisch, gälisch und wie auch immer geprägten Folkpunk scheint nicht nur gefühlt jeder zu spielen. Es scheint auch gefühlt jeder der Überzeugung zu sein, ihn spielen zu können.
Entsprechend unübersichtlich ist die Menge an Bands, die zusätzlich zu Gitarre, Bass und Schlagzeug auch noch mit Fiddle und/oder Dudelsack und/oder Tin Whistle und/oder Akkordeon hantieren und dabei übers Trinken und Feiern und die Liebe zum Hochland und die Sehnsucht nach der Grünen Insel singen.
Klein ist nur die Zahl derjenigen, die dabei wirklich gut sind. Klar, die POGUES braucht man eigentlich nicht erwähnen. Sie werden auf ewig eine Klasse für sich bleiben. Ansonsten sind da noch DROPKICK MURPHYS, MAHONES, FLOGGING MOLLY, MR.
IRISH BASTARD. Und, richtig: THE REAL McKENZIES. Genau genommen stechen die REAL McKENZIES sogar gehörig raus aus dieser kleinen, aber feinen Gruppe der guten Folkpunk-Akteure. Denn Frontmann Paul McKenzie – als Kanadier mit schottischen Wurzeln – hat es geschafft, seine Band trotz eines atemberaubend hohen Verschleißes an Personal bereits ein Vierteljahrhundert lang am Leben zu halten.
Wobei gerade das Aussortieren von Musikern, die nicht Willens sind, sich wie ihr Chef mit Haut und Haaren dem Tourleben zu verschreiben, der Grund für eben diese Erfolgsgeschichte ist: McKenzie hat eben stets nur jene um sich, die mitziehen und somit alles am Leben halten mit ihrem Elan.
Und diesen Elan hört man denn auch dem neuen Album an. „Two Devils Will Talk“ strotz vor großartigen Melodien und Ideen, wie man Dudelsack und E-Gitarre kombinieren kann. „One day“ oder „Weyburn“ etwa sind Paradebeispiele für die erfolgreiche „Punkisierung“ traditionellen keltischen Instrumentariums.
Hier klingt nichts beliebig nach „Eins, zwei, saufen!“, sondern nach einer Verdopplung der Rasanz, die der keltischen Musik ohnehin schon innewohnt. Die traditionelle Melancholie der Arrangements dieses jahrhundertealten Genres wird zudem durch die REAL McKENZIES potenziert zu purer Schönheit – weil sich nichts so gut anhört auf der verzerrten E-Gitarre wie ein voller Inbrunst gespielter Moll-Akkord.
Und dann sind da ja noch die außergewöhnlichen Texte, die häufig den Topos des Reisens beinhalten und zweierlei offenbaren: Eine Nähe zur Band, die eben seit 25 Jahren eine vielköpfige Tourneemaschine ist.
Und einen Sinn für Historisches, denn nicht selten handeln sie von wahren Geschichten irischer und schottischer Auswanderer. Bei den REAL McKENZIES geht es nicht ums Feiern. Es geht darum, ein Gespür für den Ursprung des Folkpunk zu entwickeln und dem Hörer zu zeigen: Am wichtigsten ist es, wie sehr diese Band dort vorne auf der Bühne das, was sie da tut, auch wirklich versteht.
Und was das angeht, haben die REAL McKENZIES die allumfassende Ahnung.
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