Es gibt auch im Punkrock Trends, die kommen und gehen. Fun-Punk. Pop-Punk. Deutschpunk. Skapunk, um nur ein paar von ihnen zu nennen. Die waren mal richtig, richtig groß. Und sie alle existieren ja auch weiterhin.
Und ab und an wecken sie sogar wundersam kitschige Erinnerungen an eine Zeit, in der jeder seine große Band des Genres hatte und dieser Band Treue bis ans Lebensende schwor. Aber kaum einer dieser Treuschwüre hielt wirklich.
Jeder Trend wurde irgendwann zur Normalität, beliebig, einer von vielen, im Großen und Ganzen uninteressant. Nur der Folkpunk irgendwie nicht. Bei dem ging’s andersrum. Folkpunk war mit dem Durchstarten seiner legendären Urväter THE POGUES plötzlich da und ist es bis heute.
Weil er hartnäckig ist und sich mit den für Punkrock geradezu abstrusesten Instrument-Kombinationen in die Gehörgänge fräst und da rotiert und sich nicht vertreiben lässt. Und weil er eben den „Folk“ im Namen hat – in erster Linie den irischen, keltischen.
Und der spricht die Synapsen im Hirn an mit seinem unwiderstehlichen Mix aus purer, glückshormonbefeuerter Lebensfreude und herrlicher, tief hinein ins Herz dringender Melancholie. Folk ist die vielleicht menschlichste Musik von allen Musikstilen – weil Folk das Leben abbildet in all seiner Schön- und Schrecklichkeit, mit all seinen Glücksmomenten und Entbehrungen.
Und das ist ja seit jeher auch die Essenz des Punk. Dieses „Feiere dieses Leben, Junge. Aber vergiss nicht, dass drumherum auch viel Mist abläuft auf dieser Erde.“ Deshalb füllen heutzutage Bands wie die DROPKICK MURPHYS, FLOGGING MOLLY oder eben die unverwüstlichen POGUES die großen Hallen und begeistern Menschen mit ansonsten vielleicht völlig gegensätzlichen Musikpräferenzen.
Natürlich gehören auch REAL McKENZIES aus Kanada zu diesen Protagonisten. Sie haben mit „Rats In The Burlap“ das neunte Studioalbum seit ihrer Gründung 1992 am Start. Man könnte nun sagen: Ja, wieder das Gleiche.
Nichts Neues. Alles wie gehabt. Punkrock und ein bisschen Melodycore mit Dudelsack. Texte über lange Touren durch die Weiten Kanadas. Texte über kämpfende Schotten und englische Besatzer.
Texte über die Arbeiterklasse und das Bier und den Whisky, den man sich am Abend im Pub im Wechsel mit Lagerbier oder Guinness in den Hals schraubt. Aber dieses „nichts Neues“ verbietet sich im Falle der REAL McKENZIES.
Denn es ist ja Folkpunk, den sie da spielen – mal durchsetzt mit countryeskem Rockabilly („Up on a motorbike“), mal mit jazzigem Blues („Bootsy the haggis-eating cat“). Und Folkpunk ist dank des Folk im Namen die Musik der Raufenden, Saufenden, Lachenden, Lebenslustigen, Nostalgischen, Träumenden, Weinenden und Liebenden.
Kurzum: Es ist die Musik der Menschen. Da gibt’s kein „nichts Neues“. Da gibt es nur ein „Ab dafür!“
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