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SOULFLY

Totem

Wie zu erwarten, ist „Totem“ eine wilde, rohe Mischung aus den typischen SOULFLY Elementen und anarchistischen kreativen Ausbrüchen. Keiner der Songs ist berechenbar. Die Bandbreite reicht von Thrashkeulen, wie „Scouring the vile“ bis zu Groove-Metal-Dampfwalzen wie „Filth upon filth“. Die Songs sind bis zum Bersten vollgestopft mit Ideen, Experimenten und roher Energie. Alles hat den rumpelnden Charme der späten Achtziger oder frühen Neunziger. Es ist verdammt schwer, diese Dichte an Ideen in Worte zu fassen. In jedem Track passiert etwas Unerwartetes und trotzdem wirkt „Totem“ nicht wie der verkopfte Versuch, etwas Neues zu kreieren. Im Gegenteil, das Album ist der Beweis dafür, dass Intuition, Kreativität und jahrzehntelange Songwriting-Erfahrung perfekt zusammengehen können, während etwas komplett Organisches entsteht. Am besten gefallen SOULFLY in den langsam groovenden Momenten wie der Strophe zu „Damage done“, aber auch wenn die Handbremse gelöst wird und es erst mal drei Minuten lang auf die Fresse gibt, ist die Band voll in ihrem Element. Man merkt, wie gut Sohn Zyon und Papa Max mittlerweile harmonieren. Statt gemeinsam nach Schema F Songs zu produzieren, schaffen SOULFLY ein Album, auf dem alles erlaubt ist, alles seinen Platz hat und keine Idee zu sehr ausgeschlachtet wird. Diesen künstlerischen Freigeist vermisst man auf so vielen Releases. Er ist der Grund dafür, dass SOULFLY nach zweieinhalb Jahrzehnten genauso relevant sein sollten wie beim ersten Release. Es macht zudem auch unverschämt Spaß, diese Mischung aus Abrissbirne und Dampfwalze voll aufzudrehen auf der eigenen Anlage. So viele Bands aus dieser Ära versuchen krampfhaft zu ihren Wurzeln zurückzukehren oder sich einem massentauglichen Sound anzubiedern, während SOULFLY einfach unbeirrt ihrer kreativen Ader allen Freiraum der Welt lassen und sich so immer wieder neu erfinden. Am Ende muss man demütig feststellen: Nach einem Vierteljahrhundert Bandgeschichte noch immer solches Feuer auf eine Platte zu bringen, ist wirklich beachtlich!