Es bleibt alles anders. Mit dem nunmehr fünften Album der Bandgeschichte weiß Querdenker Max Cavalera wieder einmal zu begeistern. Nicht nur der Plattentitel eröffnet viel Interpretationsspielraum, auch die musikalischen Wege scheinen unbegrenzt.
Zumindest, wenn man sich die Mühe macht, das Gesamtwerk wieder und wieder auf sich einwirken zu lassen. Es gibt viel zu entdecken und "Dark Ages" ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Reise.
Warum? Nun, bevor es an die Arbeiten zum neuen Album ging, bereiste der SEPULTURA-Gründer diverse Länder, u.a. die Türkei, Serbien, Russland und Frankreich. Alle so gewonnen Eindrücke der verschiedenen Kulturen werden gekonnt auf dem Album verarbeitet.
Dass Max schon immer Gastmusiker auf seinen Alben versammelte, ist nichts neues. So ist im Song "Inner Spirit" z.B. "Coyote", Sänger der serbischen Band EYESBURN, zu hören. Neu hingegen ist die offene Art, mit der alles daran gesetzt wird, eine musikalische Kollaboration entstehen zu lassen.
Da z.B. Billy Milano (S.O.D.) aus terminlichen Gründen nicht im Studio erscheinen konnte, sang er seine Vocals kurzerhand durchs Telefon ein. Das Ergebnis ist sehr interessant und nicht etwa mit Effekten belegt, sondern einfach so übernommen, wie es aufgezeichnet wurde.
Nächste Überraschung ist der Song "Riotstarter", entstanden in Zusammenarbeit mit PRODIGY. Wer hätte gedacht, das der sympathische Zottelkopf sich mal in Industrial-Gefilde wagen würde?! Leider wurde Max aber nicht nur von seinen Reisen inspiriert.
Auch der Verlust von Enkel Moses und der Tod seines langjährigen Freundes Dimebag Darrell dürften sich mit für den Titel "Dark Ages" verantwortlich zeichnen. Kanalisiert wird der Schmerz in "Stay Strong", mit tatkräftiger Unterstützung seines Sohnes Ritchie, der seine Vocals selbst schrieb.
Zu viele Einzelheiten gibt es zu erwähnen, als dass sie hier alle aufgezählt werden könnten. Viel wichtiger finde ich abschließend zu erwähnen, dass trotz aller neuen Einflüsse und Überraschungen auch an liebgewonnenen Traditionen festgehalten wird.
So schließt sich der Kreis von "Dark Ages" mit dem schönen instrumental Song "Soulfly V". Besser kann man die Seele nach einer Reise durch persönliche Abgründe und einer von Gegensätzen jeglicher Art geprägten Platte nicht zur Ruhe kommen lassen.
Ein gewöhnungsbedürftiges und zugleich tiefgründiges Meisterwerk. Aber wer hätte auch weniger erwartet...? (66:30) (9)
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