NEUROSIS

Times Of Grace CD

Seit fast 13 Jahren verbreiten NEUROSIS mittlerweile ihre Symphonien des Schreckens - ein langer, schmerzvoller Weg vom ersten, noch sehr Hardcore-lastigen Album "Pain Of Mind" bis zum neuen Output "Times Of Grace".

Seit dem letzten Werk "Through Silver In Blood" (1996) hat sich bei dem philosophisch-spirituellen Künstlerkollektiv aus San Francisco einiges verändert, das sich mit den Begriffen "Neues Label" (Music For Nations), "Neuer Produzent" (Steve Albini!) und "Neuer Sound" am besten auf den Punkt bringen läßt.

Von künstlerischer Stagnation kann hier wirklich nicht die Rede sein, denn NEUROSIS haben das Stilmittel der Stille (wieder-)entdeckt. Durch das vermehrte Einstreuen (wie z.B. bei "Under The Surface") von ruhigen Passagen (die zum Teil mit eher exotischen Instrumenten wie Geige, Cello oder Trompete eingespielt wurden) entsteht mehr Raum und ein höherer Wirkungsgrad für die typisch emotionalen Gefühls- und Wutausbrüche des begnadeten Quintetts, das durch einige Gastmusiker ergänzt wird.

Und so entsteht auf "Times Of Grace" ein intensiver Gefühlsstrudel aus lauten und leisen, traurigen und aufwühlenden Teilen, dem man sich kaum entziehen kann. Erspart mir bitte pauschale Kategorisierungsversuche wie "Metal", "Doom" oder "Hardcore", denn das würde dem einzigartigen NEUROSIS-Sound einfach nicht gerecht werden.

NEUROSIS haben sich in ihrer langjährigen Laufbahn immer durch Nonkonformismus und Experimentierfreudigkeit ausgezeichnet, und nun mit dem apokalyptischen "Times Of Grace" vielleicht sogar den Höhepunkt ihrer ungewöhnlichen Karriere erreicht.