Vor knapp zwei Jahren gab es bei den COURETTES, dem brasilianisch/dänischen Garage-Rock-Ehepaar einen Paradigemenwechsel. Das betrifft allerdings in erster Linie den Studiosound, auf der Bühne rocken Flavia und Martin Couri wie eh und je mit dem bewährten Fuzzo-o-Rama-Sound, den das Paar mit den ersten Platten zum Markenzeichen machten. Das „Back In Mono“-Album war eine Art Freischwimmer. Im bandeigenen StarrSound-Studio, randvoll mit rarem Vintage-Equipment, spielten sie ein famoses Album ein, das die Phil Spector’sche Wall of Sound mit dem primitiven Garage-Fuzz der ersten Platten kombinierte. Der Nachfolger liegt nun auf dem Plattenteller, und die neue Ausrichtung der Band ist damit zementiert. „The Soul Of ...“ nutzt alle Finessen, die StarrSound bietet: antike Röhrenamps (am liebsten natürlich Selmer!), Mellotron, Ludwig- oder Trixon-Drums und Mischpulte, auf denen bereits allerlei Beat-Hits der 1960er eingespielt wurden. Aufgenommen wurde dann allerdings digital, und die Kombination tut dem Album wirklich gut. Den Opener „You woo me“ kennt man bereits als B-Seite von „Shake“, ein mit Orgel und Fuzz garnierter Dance-Track, der ein wenig an die MONKS erinnert. Danach allerdings eine wirkliche Überraschung, „California“ vermischt perfekten Girlgroup-Pop mit BEACH BOYS-Vocals, und CRYSTALS-Sängerin Lala Brooks ist mit ein paar Vokal-Passagen dabei. „Keep dancing“ wird dem Titel des Albums gerecht, hier gibt’s SUPREMES-Mimikry. während „Here I come“ nochmals die Fuzz-Attacken früherer Alben aufgreift. „Don’t come back“ klingt dann sehr nach Ronnie Spector, „Wall of pain“ beginnt mit Streichern, liefert eine klebrig-süße Melodie, bleibt auch als Schmuseballade ein heimlicher Hit der Scheibe. „Boom boom boom“ hingegen, von Brill Building-Svengali Richard Gottehrer gemischt, ist das wohl radiofreundlichste Stück, das die Couris bislang eingespielt haben; in einer idealen Welt müsste das ein Top Ten-Hit werden. THEE MIDNITERS mögen die Latino-Soul-Nummer „Better without you“ beeinflusst haben, „Run run runaway“ könnte ein 1965er Wrecking Crew-Track sein, und das balladeske „Stop! Doing that“ setzt wieder voll auf RONETTES. Zum Abschluss noch „For your love“, nicht die YARDBIRS-Nummer, sondern ein purer Tearjerker, bei dem Flavia und Martin sich hemmungslos anschmachten, begleitet von Mellotron-Streichern und mit E-Bow-Gitarre in Szene gesetzt. Den COURETTES ist mit diesem Album ein Quantensprung gelungen, Songwriting, Perfomance, Sound und Arrangements sind nicht weniger als außergewöhnlich gut. Dass das Material nicht in dieser Form live präsentiert werden kann, ist allerdings einkalkuliert, das wäre so, als ob die „Hamburg-BEATLES“ „Sgt. Pepper“-Songs spielen würden.
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