Als das dänisch-brasilianische Ehepaar Martin und Flavia Couri seine Debüt-LP „Here Are The Courettes“ 2015 auf Sounds Of Subterrania veröffentlichte, beschrieben wir die Musik als „Retro-Mixtur aus Sixties-Garage und Rock’n’Roll. Flavia, die zuvor mit den AUTORAMAS bekannt geworden war, und Martin von den COLUMBIAN NECKTIES bewiesen hier, dass der Satz stimmt, dass das Ganze mehr ist als nur die Summe seiner Teile. 2018 erschien das zweite Album „We Are The Courettes“ (beide wurden kürzlich von Damaged Goods Records neu aufgelegt), und soben ist nun auf dem Londoner Damaged Goods-Label das neue, dritte Album „Back In Mono“ erschienen. Zeit, Flavia und Martin ausgiebig auszuquetschen.
Flavia, kannst du dich an das erste Mal erinnern, als du Martin gesehen hast und was du da gedacht hast?
Flavia: Ja! Wir trafen uns frühmorgens in einem Tourbus in meiner Heimatstadt Rio in Brasilien. Vor uns lag eine harte dreiwöchige Tour in einem vollbesetzten Van – ich war die einzige Frau in einer elfköpfigen Crew – mit lange Fahrten und einem engen Zeitplan, und es war sehr, sehr früh am Morgen. Ich muss also sagen, dass ich nicht in der besten Stimmung war. Dann zählte ich die Sitze und stellte fest, dass es zwölf waren, demnach würde einer frei bleiben, also stellte ich meine Taschen auf den Sitz neben mir, in der Hoffnung, dass ich ein bisschen mehr Platz und etwas Ruhe haben würde. Aber dann kommt dieser Typ direkt zu mir und fragt: Ist dieser Platz frei? Und ich dachte nur: oh nein! Und da war er, Martin. Er saß während der ganzen Tour neben mir. Als ich langsam wacher wurde, fiel mir auf, dass dieser Schlagzeuger eigentlich ganz hübsch war. Wir fingen an, über Musik zu reden, und waren erstaunt, wie ähnlich unser Musikgeschmack und unsere Plattensammlungen waren, dass wir beide Space-Age-Design, Op-Art und Girlgroups liebten, und von da an waren wir während der ganzen Tour zusammen, und so ist es bis heute geblieben.
Und Martin, wie war es andersherum?
Martin: Wir haben uns an einem frühen, frühen Morgen in Brasilien getroffen. Ich war mit meiner alten Band dort auf Tour und unterstützte Flavias alte Band. Ich sah sie und mein Herz machte einen Sprung. Es war scheiße früh und sie war einfach so schön. Es gab einen leeren Sitzplatz neben ihr und ich sprang dorthin.
Könnt ihr uns bitte die Geschichte eurer Band näherbringen – die ja, wie wir bereits wissen, auch eine Liebesgeschichte ist?
Flavia: Nun, wir haben uns, wie gesagt, auf dem Rücksitz eines vollgepackten Tourbusses in Brasilien kennen gelernt, haben uns ineinander verliebt und führten eine zweijährige Fernbeziehung, bevor ich 2015 nach Dänemark zog. In dieser Zeit verbrachte ich viele Stunden allein in Flugzeugen, also begann ich, Ideen zu entwickeln und einige Songs über Liebe, Reisen und Jetlag zu schreiben wie „I’ve been walking“: „I’ve been flying through a millions seas / I’ve been trying my days to seize / but I’ve been awaking with the last sun beams“. Oder „The boy I love“, in dem es um Martin geht. Wir beschlossen eines Tages, als ich Martin in Dänemark besuchte, ins Studio zu gehen, ich brachte die Gitarre und er sein Schlagzeug mit und es klang einfach fantastisch. Wir wussten sofort, dass die Chemie stimmte. Das war also der Anfang von THE COURETTES. Bei unserer allerersten Show war Kim Kix von der coolen dänischen Band POWERSOLO im Publikum und er lud uns ein, unser erstes Album in seinem Studio aufzunehmen, und von da an ging alles sehr schnell. Ich zog nach Dänemark, wir bekamen einen gemeinsamen Sohn, tourten durch mehr als 15 Länder und sind gerade dabei, unser drittes Album zu veröffentlichen. Wer hätte sich das damals im Van vorstellen können?
Martin: Wir sind in diesen ersten zwei Jahren viel gereist, um uns so oft wie möglich zu sehen. Auf den endlosen Flugreisen schrieb Flavia einige Songs und wir gingen eines Tages ins Studio, um sie auszuprobieren. Und bämm! Da war es. Der Sound, die Chemie, der Drive, nach dem wir beide immer gesucht hatten. Es war laut, es war wild, es war unsere „Match made in heaven“-Band. Und Mann, diese Melodien, die Flavia spielte! Pure Garage. Das einzig Wahre. Der echte Sound. Er fasst alle Einflüsse wie Phil Spectors Wall of Sound-Gruppen, ob SHANGRI-LAS, THE TEARDROPS, GIRLS IN THE GARAGE, und viele Damaged Goods Records-Künstler wie THE HEADCOATS oder Holly Golightly zusammen.
Ich kenne viele Paare, die nicht die Liebe zur Musik miteinander teilen. Ich bin froh, dass das bei mir und meiner Frau nicht der Fall ist, und offensichtlich auch nicht bei euch. Also bei welchen Bands, Künstlern, Genres seid ihr euch einig und wo gibt’s Differenzen?
Flavia: Einer der Gründe, warum wir uns ineinander verliebt haben, war unser übereinstimmender Musikgeschmack. Wir haben beide eine Leidenschaft für Garage-Bands und Girlgroups, für BEATLES und ROLLING STONES, Motown und dreckigen alten Soul. Ich glaube, ich widerspreche nur, wenn Martin schon im Oktober anfangen will, das Weihnachtsalbum von Phil Spector zu hören.
Martin: Flavia hat mir eine Menge brasilianischen Sechziger-Jahre-Beat nahegebracht. Ich wusste nicht viel über zum Beispiel OS MUTANTES und andere Tropicália-Bands. Es gibt so viel tollen Sixties-Kram. Wir lieben auch die Brasilien-Compilations von Groovie Records. Richtige Meinungsverschiedenheiten kommen eher selten vor.
Welche Vorteile hat die minimalistische Duo-Besetzung mit nur Schlagzeug, Gitarre und Gesang und wo stößt sie an Grenzen? Im Studio kann man mehrere Instrumente spielen, aber live?
Martin: Ich liebe das Duo-Format. Man muss sehr nuanciert und kreativ sein bezüglich dessen, was man spielt und wann man es spielt. Ich glaube nicht, dass ich jemals ein Duo gehört habe, das so viele verschiedene Sounds draufhat wie wir. Und wir benutzen keine Basspedale, wie es viele tun. Wir drehen den Zodiac-Amp auf und die alte Gretsch-Gitarre knallt wie Hölle. Alben und Live-Auftritte sind für uns zwei unterschiedliche Dinge. In unserem StarrSound-Studio haben wir alle Möglichkeiten, diesen großartigen Klang mit mehreren Spuren, Gitarren, Schlagzeug, Percussion zu erzeugen, wie jetzt auf dem neuen Album „Back In Mono“ – live geht es viel mehr um die rohe Power und den Spaß. Wir haben uns sehr bemüht, den echten Garage-Sound hinzubekommen. Wir bringen als eine von wenigen Bands der Welt eine Original-Vox-Lautsprechersäule aus den Sechzigern mit – LS 40, für die Nerds –, um diesen übersteuerten Gesangssound zu bekommen, und Flavia hat diesen wunderschönen Selmer Zodiac Twin 50. Grenzen? Na ja, nicht wirklich. Die Stücke klingen einfach ein bisschen anders als auf den Alben. Das ist alles.
Flavia: Der größte Vorteil ist natürlich die Logistik. Es ist ein ziemlich einfaches Setup, um damit zu reisen, wir brauchen zwei Flugtickets, ein Hotelzimmer. Und wir waren beide vorher schon in genug Bands, um zu wissen: je mehr Leute in der Band sind, desto mehr Unstimmigkeiten gibt es. Es ist zu zweit also viel einfacher, Entscheidungen zu treffen, sich künstlerisch zu einigen, einen Proberaum zu buchen. Die Herausforderung ist natürlich, mit nur zwei Instrumenten live einen vollen Sound zu erzeugen. Oder eine einstündige, eineinhalbstündige Show mit nur zwei Leuten interessant zu gestalten. Aber ich denke, dass ich es in den letzten sechs Jahren geschafft habe und immer besser darin geworden bin, alles an Sound und Lärm aus unseren Instrumenten rauszuholen. Wir nehmen die Challenge gerne an. Viele „Duos“, die es gibt, sind live eigentlich eine vier- oder fünfköpfige Band. Wir sind das einzig Wahre.
Welche Duos magst du? Wenn ich mir Fotos von euch anschaue, muss ich immer an Lux und Ivy von THE CRAMPS denken ...
Martin: Sonny & Cher, Ike & Tina, Phil Spector & Larry Levine.
Flavia: Ich liebe THE CRAMPS! Ivy ist eine fantastische und ikonische Gitarristin und war ein großer Einfluss in meiner Teenagerzeit. Aber sie und Lux sind natürlich nie ein Duo gewesen. Ja, ohne Zweifel sind Ike & Tina Turner das Duo, das bei uns zu Hause am meisten läuft. Und Sonny & Cher. Aber ich stehe auch auf Sam & Dave, THE EVERLY BROTHERS, Lee Hazlewood & Nancy Sinatra und THE RIGHTEOUS BROTHERS.
Kommen wir zu eurem neuen Album „Back in Mono“. Was waren eure Ideen für das Songwriting und die Produktion?
Martin: 2018 haben wir unser zweites Album „We Are The Courettes“ fertiggestellt. Wie beim ersten Mal hatten wir Kim Kix als Produzent/Mixer und Nikolaj Heyman als Engineer/Mixer. Unsere Idee war es, ein Album in Mono zu machen. Aber während des Masterings mit Valentin Kruse haben wir erfahren, dass es nicht komplett in Mono ist, sondern Teile in Stereo sind. Wir sind ein bisschen ausgerastet und in dem Moment kam uns die Idee für „Back In Mono“. Wir sind schon auf „We Are The Courettes“ mit Songs wie „Time is ticking“ in die Richtung gegangen. Für die Produktion haben wir unser eigenes Aufnahmestudio eingerichtet, StarrSound Recording. Dafür suchten wir nach obskuren Sechziger-Jahre-Mischpulten, -Mikrofonen, -Outboard-Equipment, -Effektgeräten ... Wir wussten sofort, dass wir nicht das wollen, was alle anderen Studios haben. Wir hatten das große Glück, ein rares 7-Kanal-Telefunken-Pult und ein schwedisches Sela-Mischpult als Herzstücke des Studios zu finden. Außerdem verwenden wir ausschließlich Vintage-Amps, Orgeln, Trixon-Drums und wir haben sogar unsere eigene unterirdische Echokammer für den richtig echten Klang. Aber der Beginn der Aufnahmen wurde leider von privaten Verlusten überschattet. Traurigerweise verloren sehr gute Freunde von uns ihren wunderschönen Jungen, ein paar Wochen später starb mein Vater an Krebs. Es war eine extrem harte Zeit. Deshalb drehen sich viele der Songs auf dem Album um Tod, gebrochene Herzen, Leben und Liebe. Dabei haben wir uns zum Beispiel an Bert Berns’ Songwriting mit seinen vielschichtigen Texten orientiert. Viele Stücke auf dem Album wirken oberflächlich wie Herzschmerz-Teenie-Tragödien, aber tatsächlich finden sich viele sehr verschiedene Aspekte in den Lyrics. Was den Sound angeht, stehe ich sehr auf Hal Blaines Drumming, und Referenzen an Phil Spector haben wir in allen 14 Songs auf „Back In Mono“. Wir taten also alles, um eine authentische Wall of Sound zu bekommen, dass die Echokammer, die Drums, die Gitarren und das ganze Studio vor Intensität beben. Wir gingen vor, als befänden wir uns mit Phil Spector und Larry Levine in den Gold Star Studios, und nahmen exakt so auf, wie es ein Künstler in den Sechziger-Jahren getan hätte. Nach langer Suche fanden wir den japanischen Wall-of-Sound-Aficionado Seiki Sato, der das perfekt beherrscht. Mit ihm beim finalen Mix können wir stolz ein authentisches Wall of Sound-Album präsentieren.
Flavia: Auf unseren vorherigen Platten gab es schon diesen Einfluss, jetzt tauchten wir richtig ein, konzentrierten uns sehr auf das Songwriting, hörten uns viel von großen Songwritern an wie Holland-Dozier-Holland und Bert Berns sowie sämtliche Spector-Produktionen. In der Zwischenzeit dort konnten wir in unserem Studio viel ausprobieren, eine Menge Overdubs machen, eine echte Echokammer benutzen und unsere eigene Wall of Sound kreieren. Es ist unser bestes Album bisher, kein Zweifel. Es war auch ein Vergnügen, mit Søren Christensen zu arbeiten, der die meisten Songs des Albums mitproduziert und mitgeschrieben hat, er verfügt über ein tolles Ohr und hatte großartige Ideen. Und Seiki Sato hat den Mix wirklich in eine Spectoresque Richtung genagelt. All das, ohne unser Garage-Konzept, die verwaschenen Gitarrensounds und das laute Drumming zu verlieren. Wir sagen gerne, „Back In Mono“ klingt wie THE RONETTES und THE RAMONES bei einer wilden Party in der Echokammer der Gold Star Studios.
Und welche drei Bands muss man kennen, um die musikalische Vision der COURETTES besser zu verstehen?
Martin: THE SONICS, THE RONETTES, THE DELMONAS ... Und THE HEADCOATS, THE HEADCOATEES, Holly Golightly, SHANGRI-LAS, THE BEATTLE-ETTES, Billy Childish. Ach, und so viele mehr!
Flavia: Wenn nur drei, dann THE RONETTES, THE SONICS und THE DELMONAS.
Mit „Back in Mono“ seid ihr zu Damaged Goods gewechselt, die dieses Jahr bereits eure vorherigen Alben wiederveröffentlicht haben. Warum diese Wahl – abgesehen davon, dass Ian und Duncan tolle Typen sind?
Martin: Wir waren schon eine Weile extrem unglücklich mit unserem alten Plattenlabel. Wir wollen unbedingt weg. Also machten wir eine Top-2-Liste von Labels auf der Welt, mit denen wir gerne arbeiten würden. Get Hip in den USA war die Nummer zwei und Damaged Goods Records in UK stand auf Platz eins. Mit Abstand unser Traumlabel! In den letzten zwanzig Jahren haben Flavia und ich – wenn auch 10.000 Kilometer voneinander entfernt – eine Menge großartiger Alben gehört, und sehr, sehr viele davon kamen von diesem legendären Label. Wir schauten uns an und fanden, dass wir es uns schuldig wären, es wenigstens zu versuchen. Also schickten wir ihnen das Album. Plötzlich melden sie sich bei uns mit sehr positiven Nachrichten und nun sind wir eine Damaged Goods-Band! Wir wollten ein Label mit Klasse und Professionalität, angetrieben von der Leidenschaft für Musik. Und mit diesen vielen Künstlern, die wir lieben, ist Damaged Goods definitiv unser Zuhause.
Flavia: Ja, wir waren wirklich unzufrieden mit unserem alten Plattenlabel. Und es hätte nicht besser sein können, wir hören schon unser ganzes Leben lang die Platten von Damaged Goods und ja, Ian und Duncan sind großartige Typen.
Die unvermeidliche Corona-Frage: Wie habt ihr die letzten anderthalb Jahre als Band überlebt? Und Flavia, du warst in Dänemark und deine Familie in Brasilien, wie bist du emotional damit klargekommen, diese gegensätzlichen Arten des Umgangs mit einer Pandemie zu erleben?
Martin: Das war ein harter Ritt. Aber zuerst einmal sind wir nicht krank geworden, das ist das Wichtigste. Doch anderthalb Jahre mit sehr wenig bis gar keinem Einkommen, das war schon heftig ... Inzwischen sieht es ja besser aus und wir versuchen, heiter und positiv zu bleiben. Schluss mit der Corona-Scheiße!
Flavia: Es war hart, aber ich denke, wir hatten Glück. Glück, gesund zu sein natürlich, und auch dass Dänemark sich im Sommer und Herbst 2020 ein bisschen geöffnet hat, so dass wir es geschafft haben, etwa 25 Gigs zu spielen, und jetzt können wir seit Juni wieder auftreten. Wir haben unsere Ausgaben gesenkt. Und wir haben die besten, treuesten Fans, die trotz allem unsere Platten und Merch über unsere Bandcamp-Seite kaufen. Es ist schon zwei Jahre her, dass ich meine Familie und Freunde in Brasilien gesehen habe. Die Situation dort war schrecklich, die Lage geriet völlig außer Kontrolle, weil der Präsident einfach leugnete, dass eine Pandemie im Gange war, sich weigerte, Impfstoff zu kaufen, und einen totalen Mangel an Kompetenz und Respekt vor dem Leben der Menschen offenbarte. Es gab viele Todesfälle, die hätten vermieden werden können, Familie, Freunde, Leute, die ich kannte. In der Tat harte Zeiten.
Ich mag euren schwarzen T3-VW-Bus! Der Bruder meiner Frau hat gerade einen in Metallic-Blau und fast neuwertigem Zustand gekauft, aber wenn ich mir die Fotos von eurem so anschaue, ist der nicht gerade fabrikneu, ich kann eine Menge Gaffatape sehen ... Bitte erzählt uns mehr über diese Beziehung, wann hat sie angefangen hat wann wird der Rost euch trennen?
Martin: Wir sind Musiker. Wir reparieren Sachen mit Gaffa. Und weißt du, andere geben viel Geld dafür aus, um diesen abgefahrenen Rost-Look zu bekommen. Bei uns ging das von ganz allein!
Flavia: Wir lieben unser COURETTES-Mobil! Wir haben es im selben Jahr gekauft, als unser Sohn geboren wurde. Es hat viel erlebt und der Rost zeigt es. Ich mag Fahrzeuge mit Persönlichkeit und Seele. Und es fährt sich großartig. Also rostig oder nicht, ich denke, es wird noch viele Jahre unterwegs sein.
Im CD-Booklet gibt es einen Fragebogen, und in der „Hates“-Rubrik schreibt Flavia „Brasiliens faschistische, völkermordende Regierung“. Eine sehr klare Aussagen.
Flavia: Die größte Beat-Band der Welt hat einen Song namens „Revolution“ gemacht. Ich denke, Rock’n’Roll war immer auch ein Vehikel, um das Establishment zu hinterfragen und zu bekämpfen. Das ist auch Politik. Die Sechziger waren eine Zeit, in der die Menschen glaubten, sie könnten die Welt verändern. Die Menschen glaubten an Freiheit, Gleichheit, sexuelle Befreiung, Feminismus, Bürgerrechte. Aber der „Traum“ wurde nie wahr, die Bewegung wurde vom System und den Yuppies vereinnahmt. Wer hätte sich je vorstellen können, dass so etwas wie der Faschismus zurückkommen würde? Ich glaubte, der Faschismus wäre in den Schulbüchern begraben. Aber dann hast du eine neofaschistische Regierung und einen rassistischen, frauenfeindlichen, chauvinistischen Präsidenten in deinem Heimatland Brasilien, im Jahr 2021. Da ist es irgendwie schwer, die Politik zu ignorieren. „The time has come for each and every one of you to decide whether you are gonna be the problem, or whether you are gonna be the solution“, das sagten schon MC5 in „Kick out the jams“.
Martin: Wir sind eine Band des Jahres 2021. Wir sind keine Revival- oder Sixties-Gruppe. Wir spielen Garage-Rock, der von vielen Dingen der Sechziger Jahre inspiriert ist ... Damals waren politische Texte weit verbreitet, es war eine bewegte Zeit, der Widerstand gegen die Obrigkeit, die Hippiebewegung, Rock’n’Roll, Rebellion. Wir haben viel zu sagen und das ist erst der Anfang. Love and Peace!
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