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LAURA JANE GRACE

Stay Alive

Wie so viele musste Laura Jane Grace wegen der Corona-Pandemie all ihre Pläne über den Haufen werfen. Eigentlich wollte sie ein neues Album mit ihrer Band AGAINST ME! aufnehmen, doch dann kam der Lockdown und die Band konnte nicht mehr zusammenkommen. Die Musiker leben in verschiedenen Bundesstaaten. Musizieren per Filetransfer wollte keiner. Deshalb hat sich Laura entschlossen, die für AGAINST ME! gedachten Tracks in reduzierter Form als Soloalbum zu veröffentlichen. Die Songs mussten einfach raus. Musik zum Überleben in schweren Tagen. Auch für all die Menschen, die sie sonst unterstützen. „Jetzt Songs zu veröffentlichen bedeutet, dass das Label arbeiten kann, dass Fotos und Artwork gemacht werden müssen, dass Merchandise produziert wird“, sagt Laura. „Die Songs helfen dabei, diese Gewerke am Leben zu halten.“ Irgendwie erinnert der Sound an die Anfangstage, als Laura 1997 AGAINST ME!, damals noch als Tom Gabel, gegründet hatte. Schon damals ging er alleine mit Akustikgitarre auf die Bühne. Erst mit dem Debütalbum „Reinventing Axl Rose“ entwickelte die Band ihren typischen Sound mit zwei E-Gitarren, Bass und Schlagzeug. Es folgen mit „Eternal Cowboy“ (2003) und „Searching For A Former Clarity“ (2005) zwei weitere Alben für Fat Wreck Chords, bevor AGAINST ME! einen Vertrag bei Sire Records unterschrieben und ihre kommerziell erfolgreichste Phase durchlebten. „New Wave“ (2007) und „White Crosses“ (2010) wurden von Butch Vig produziert, der schon „Nevermind“ von NIRVANA produziert hatte. 2012 erklärte Tom Gabel, dass er künftig als Frau unter dem Namen Laura Jane Grace weiterleben wird. Auf den beiden nächsten AGAINST ME!-Alben „Transgender Dysphoria Blues“ (2014) und „Shape Shift With Me“ (2016) waren ihre persönliche Situation und all die Veränderungen, die ihre Transformation mit sich brachten, große Themen. Vor zwei Jahren folgte dann noch „Bought To Rot“, ein Album unter dem Namen LAURA JANE GRACE & THE DEVOURING MOTHERS. „Stay Alive“ ist das erste Album, das Laura alleine aufgenommen hat. Ihr erstes Soloalbum. Reduziert auf Stimme, Akustikgitarre und ein bisschen Drumcomputer. Aufgenommen hat sie die zwölf Songs im legendären Electric Audio Studio von Steve Albini in Chicago. Konsequent analog, ohne Hilfe von Computern. Nur Laura und Steve, mit Mundschutz natürlich. Dort, wo schon „Surfer Rosa“ von PIXIES, „Meantime“ von HELMET oder „In Utero“ von NIRVANA entstanden sind. In „Stay Alive“ packte Laura all ihre Ängste und ihren Ärger über die derzeitige Situation hinein und nimmt ihre Hörer mit auf eine virtuelle Reise nach Marbella oder Glasgow, wenn man schon nicht richtig reisen kann. Aufgenommen an zwei Tagen, gemischt an zwei Tagen. Ein brutal ehrliches Dokument seiner Zeit.