Ich fang mal ganz doof an: Das erste TURBOSTAAT-Album von 2001 hieß bekanntlich "Flamingo" und das Cover zierten eben einige Exemplare dieser Tierart. Das neue, ebenfalls wieder in Zusammenarbeit von Rookie Records und Schiffen veröffentlichte nennt sich "Schwan", aber auf dem Cover ist eine - überaus kitschige, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf - Rose zu sehen.
Warum? Wo bleibt da die gnadenlose Kontinuität, die bei der Musik doch auch gewahrt wurde? Wäre ich ein böser Mensch, würde ich sagen: "'Schwan' klingt genauso wie 'Flamingo'". Da ich aber erstens ein netter Mensch bin, zweitens so eine Behauptung Blödsinn ist und ich mir anmaße, dass ich wenigstens ein bisschen was von Musik verstehe, kann ich versichern, dass die Songs auf "Schwan" denen auf "Flamingo" zwar nicht wirklich unähnlich, eher sogar ziemlich ähnlich, aber neu und eben typisch TURBOSTAAT sind.
Und wenn es eine Band geschafft hat, sich einen ganz eigenen Stil zusammenzuklauen, äh, zu entwickeln natürlich, warum sollte sie diesen nicht auch pflegen und weiter gedeihen lassen? Mir sind ein Dutzend Songs, die sich sofort in mein Hirn fressen jedenfalls lieber als Experimente, die sich auch wie solche anhören.
TURBOSTAAT klingen auf "Schwan" immer noch typisch norddeutsch - wenn auch wahrscheinlich niemand wirklich beschreiben kann, wie denn nun genau "norddeutsch" klingt - und sind musikalisch immer noch ein Bastard aus MUFF POTTER und DACKELBLUT oder ANGESCHISSEN oder den sonstigen Bands, in denen Jens Rachut gesungen hat.
Wobei nicht vergessen werden sollte, dass MUFF POTTER ihre Einflüsse von Bands wie SAMIAM oder JAWBREAKER nie verheimlichen konnten und wollten und die Bands von Jens halt immer "norddeutsch" klangen und klingen.
Klar worauf ich hinaus will? Also: TURBOSTAAT bedeutet - immer noch - flotter und treibender Punkrock mit einer permanenten, mal unterschwelligen, mal ganz offenen, aber nie weinerlichen Melancholie in den großartig eingängigen Melodien und ein Sänger, dessen Stimme halt eine verdammt starke Ähnlichkeit mit der von Jens Rachut hat.
Und diese Mischung funktioniert einfach, ist so wunderbar schön und großartig und hat in Form von "Schwan" ein paar ganz, ganz große Momente und Songs hervorgebracht. Von mir aus können TURBOSTAAT ewig so weitermachen, in so einer Form lasse ich mir Wiederholungen gerne gefallen.
Dass ich kein Wort über die Texte verloren habe, sei mir verziehen: Kompetenz in Sachen Lyrik oder meinetwegen auch Poesie besitze ich einfach nicht, deswegen halte ich wenigstens bei diesem Thema besser die Klappe.
(35:02) (09/10)
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