Es gibt doppelt gute Nachrichten für Fans von SAVES THE DAY: Nicht nur steht mit „9“ das, Überraschung, neunte Album der Bandgeschichte an, nein, wenn man so will, verbergen sich hinter „9“ im Prinzip sogar gleich zwei Alben. Aber eins nach dem anderen. Gut fünf Jahre ist es her, dass SAVES THE DAY ihr letztes Studioalbum veröffentlichten. Schon da hatte man das Gefühl, Sänger und Songwriter Chris Conley habe die kreative Talsohle erfolgreich durchschritten, wegen der die Band sich auf den Alben davor immer etwas unter Form präsentierte. Auch auf menschlicher Ebene scheint Conley angekommen und mit sich selbst im Reinen zu sein. So beschäftigt sich „9“ auf autobiografische Weise mit der Geschichte der Band, erzählt von früher, heute und der Zeit dazwischen, lässt einen teilhaben an Conleys Zweifeln, Höhenflügen und Scheitern, und macht die Songs auf diese Weise extrem nah- und greifbar. Auch musikalisch merkt man, dass SAVES THE DAY sich selbst und ihrer Vergangenheit bewusst sind, respektvoll mit dem eigenen Erbe umgehen, dabei aber immer nach vorne, und nur selten zurückschauen. Was sich bei den ersten neun Tracks des Albums in relativ kurzen, rockigen, positiv anmutenden Liedern darstellt, eine Hommage an die eigene Geschichte und die Liebe zur Musik im Allgemeinen. Richtig genial wird es aber erst dann: Mit „29“ mündet das Album in einem der größten Songs, die SAVES THE DAY je geschrieben haben. Geschlagene 23 Minuten lang bauen Conley und Co. hier ein episches Emo-Meisterwerk auf, das sich wie ein komplett eigenes Album anfühlt, das sich immer weiter steigert und die Band so zeigt, wie sie traditionell am stärksten ist: mit großartigen Hooks, die man tagelang nicht aus dem Kopf bekommet, und Lyrics, die einen dort ansprechen, wo es wirklich zählt. Immer wenn man denkt, das absolute Highlight erreicht zu haben, setzen SAVES THE DAY noch mal einen drauf, toppen sich selbst, und fahren dann erst wieder runter, wenn die Geschichte wirklich zu Ende erzählt ist – und der Hörer vor dem Plattenteller steht und sich fragt, was er da soeben eigentlich erlebt hat. Wenn „The Decline“ von NOFX das beste Punkrock-Opus ist, so kann man dies ab jetzt problemlos bei „29“ für Emo sagen. Ganz ehrlich: Ich hätte nicht gedacht, dass die Band es noch so draufhat. Das beste Album mindestens seit „In Reverie“, vielleicht sogar seit „Stay What You Are“. Doppelt gute Nachrichten halt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #46 März/April/Mai 2002 und Jan Schwarzkamp
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #54 März/April/Mai 2004 und Thomas Eberhardt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #66 Juni/Juli 2006 und Thomas Renz
© by Fuze - Ausgabe #73 Dezember/Januar 2018 und Dennis Müller
© by Fuze - Ausgabe #72 Oktober/November 2018 und Dennis Müller
© by Fuze - Ausgabe #73 Dezember/Januar 2018 und David Schumann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #33 IV 1998 und Marc Lohausen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #52 September/Oktober/November 2003 und Thomas Eberhardt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #66 Juni/Juli 2006 und Thomas Renz
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #48 September/Oktober/November 2002 und Jan Schwarzkamp
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #38 März/April/Mai 2000 und Christian Maiwald
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #75 Dezember 2007/Januar 2008 und Dennis Meyer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #57 November 2004/Januar/Februar 2005 und Thomas Eberhardt