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CREEPER

Sanguivore

Natürlich: Man könnte ihnen jetzt vorwerfen, sie seien endgültig durchgeknallt und größenwahnsinnig. Stellen sich hin, nehmen eine bisweilen vor Epik und Pathos nur so triefende Goth-Rock-Punk-Oper auf und vergleichen sich – als von vielen still verachtete Chart-Band, die sie ja im Vereinigten Königreich ohnehin schon längst sind – mit MEAT LOAF oder Nick Cave und machen hier und da auf SISTERS OF MERCY und GHOST. Doch wäre das zu kurz gefasst und zu engstirnig. Deshalb geschissen auf die Szenepolizei und die Möchtegern-Hüter des guten Geschmacks. Lieber hinsetzen, „Sanguivore“ auflegen – und sich dem ganzen Wumms ergeben und hingeben. Belohnt wird man dann nämlich von zehn Songs, die durch gefühlt ein halbes Dutzend großartiger Genres jagen, die zig Querverweise in alle Richtungen der Pop- und Subkultur liefern und die einen in ihrer musikalischen wie textlichen Opulenz zunächst ungespitzt in den Boden rammen – ehe man sich dann wie Phönix aus der Asche wieder erhebt und feiernd die Faust gen Himmel schmeißt. Einmal Hölle und zurück. Alles, wirklich alles, was CREEPER hier anstellen, hat Hand und Fuß und das Zeug zum Szeneklassiker.