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IGNITE

s/t

Die Orange-County-Hardcore-Band bringt quasi zum dreißigsten Geburtstag ihr achtes Album raus. Die Besetzung änderte sich 2019, als IGNITE sich von Sänger Zoli Téglás trennten, mit dem es nicht immer einfach war, wie er selbst auch manchmal andeutete. Die Band hatte seit Erfahrungen auf einer Tour, als Zoli einmal ausgefallen war, keine Bedenken mehr, dass es mit einem anderen Sänger nicht auch klappen würde. Und nun gab es also den dritten Besetzungswechsel am Mikro. IGNITE verrieten lange Zeit nicht, wer der neue Sänger sein würde und bauten so mächtig viel Spannung auf. Und plötzlich war die erste Single vom kommenden Release auf YouTube erschienen – „Anti-complicity anthem“. Ein Track der auch als Album-Opener mit voller Wucht gleich mal die Türe eintritt. Und nun war bekannt, dass mit Eli Santana ein neuer Sänger am Start war. Who? In der Punk- und Hardcore-Szene kannte ihn bis dahin niemand. Eli hatte bisher bei der Metalband HOLY GRAIL Gitarre gespielt und nur durch Zufall und eine lange Bekanntschaft mit IGNITE hatte es sich ergeben, dass er ihr neuer Frontmann wurde. Auf dem neuen, selbstbetitelten Album hört man, dass es IGNITE auch mit diesem Wechsel wieder super hinbekommen haben – was mir bei dieser Band immer wieder ein Rätsel ist. Alle bisherigen Sänger passten wunderbar zu IGNITE, auch jetzt wieder. Im Vergleich zur letzten Platte „A War Against You“ wirkt die neue wieder kraftvoller und strotzt nur so vor Energie. Es geht vom ersten bis zum letzten Lied auf einem verdammt hohen Level nach vorne – es sind keinerlei Downer zu hören. Was womöglich daran liegt, dass die Band knapp vierzig (!) Stücke für das Album fertig hatte und dann elf ausgewählt hat, die nun erschienen sind. Die Message von IGNITE war meist hochpolitisch und dafür dürfte vor allem der letzte Sänger Zoli verantwortlich gewesen sein, dem seine Wut auf den einst „real existierenden“ Sozialismus und Kommunismus in Europa und die Zerstörung der Umwelt Antrieb war. Auf der neuen LP wird es textlich dagegen persönlicher – und wirklich düster. Eine positive Hardcore-Message habe ich nicht gefunden, die Texte sind allerdings sehr verklausuliert und metaphorisch. Im Grunde hat mir das auch Brett Rasmussen, Bassist und Gründungsmitglied, im Gespräch bestätigt. Eindeutig politisch ist jedoch ganz klar der zweite Song „The river“, der den ekelhaften Umgang der USA mit den Migrant:innen an der Grenze zu Mexiko zum Thema hat. Genauso schlicht wie der Titel des neuen Albums ist das Coverartwork. Zweifellos soll die Musik für sich sprechen. Und das tut sie. Gespannt darf man sein, wie die Platte bei den Fans ankommt – sie ist zweifellos IGNITE. Und dennoch etwas anderes im Vergleich zur letzten. Bei mir hat es allerdings so einige Durchläufe gebraucht, bis sie richtig gezündet hat. Am Ende jedoch umso heftiger.